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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Buchungssystem müssen Sie nicht länger wertvolle Ressourcen verbrauchen, um Ihren Mist durch die ganze Schöpfung zu karren und nach legalen Mülldeponien zu suchen«, sagte der Beauftragte des Amtes für Umweltschutz (denn genau das war er). »Sie zahlen eine einmalige Strafgebühr für Ihre Umweltverschmutzung und stapeln die ganze Scheiße auf einem dämlichen Haufen irgendwo im Armenviertel.«
    »Das gefällt mir«, sagte Mr. Manning. »Aber was ist mit dem Zeugs, das klebt und stinkt, wie man so sagt? Wir haben Unmengen von Abfällen, die radioaktiven Dampf abgeben, und wir spülen Dioxine direkt ins Grundwasser. Erlauben Sie uns, das alles abzuladen, wo wir wollen?«
    »Nein, wir sind für den Schutz der Bevölkerung verantwortlich«, sagte der AU-Beauftragte. »Das wirklich widerliche Zeugs müssen Sie in den Wäldern abladen.«
    »Das gefällt mir ebenfalls«, meinte Mr. Manning. »Aber was ist mit den vom Aussterben bedrohten Tierarten? Sie werden nicht glauben, wieviel Kummer uns die Umwelt-Wohltäter kürzlich gemacht haben.«
    »Vergessen Sie sie«, sagte der AU-Vertreter. »Wenn wir auf sie hören würden, stünden wir bis zum Arschloch in Eulen.«
    »Ich dachte, es heißt: bis zum Kinn«, warf ich ein.
    »Zerbrechen Sie sich Ihr hübsches kleines Köpfchen nicht über so etwas«, sagte Mr. Manning. Seine umherstreunende Pfote hielt am Saum meines Schlüpfers inne, wo seine Genehmigung endete. »Versichern Sie sich bloß, daß Sie auch alles mitschreiben.«
    »Es steht sowieso alles in den Broschüren, die ich Ihnen gegeben habe«, sagte der AU-Bevollmächtigte. »Da es keine bedrohten Tierarten mehr gibt, wird auf die BT-Gebühren verzichtet. Das macht unseren Plan zur direkten Umweltstrafgebühr sogar noch attraktiver. Nach den vorsichtigsten Berechnungen…«
    Während er sein Sprüchlein herunterleierte, schaute ich aus dem Fenster. Mr. Mannings Büro im dreiundzwanzigsten Stock gewährte eine schöne Aussicht auf den Fluß, der mit seinen schimmernden Öllachen wie Josefs bunter Mantel aussah. (Ich lese jeden Tag in der Bibel. Sie auch?)
    Der AU-Beauftragte zeigte Mr. Manning gerade ein vierfarbiges Bild von einer 36-Zoll-Rohrleitung. »Das Wunderschöne an einem wissenschaftlich getesteten Durchmarsch-System ist, daß es niemals verstopft ist und nur selten ausfällt«, sagte er. »Die Abwässer werden nur einmal taxiert und unmittelbar in den Fluß geleitet, der günstigerweise ins Meer fließt. Es ist wie eine gebührenpflichtige Toilette.«
    »Dieser Knabe ist ein Dichter«, meinte Mr. Manning versonnen, während seine Hand an dem Spalt entlanglief, der meine Hinterbacken teilt. Ich versuchte es zu ignorieren (Jobs sind selten heutzutage) und schaute weiter aus dem Fenster. Es war ein prächtiger Tag. Man konnte beinahe den Himmel sehen. Der radioaktive Abfall, der über die Stadt verstreut war, leuchtete in einem warmen Ton und erinnerte mich an zu Hause. Da der Abfall in meiner Nachbarschaft lag, hatten die Strafpennies für Hochradioaktivität (wir nannten es Mutationsgeld oder Klickelklingel) uns zu zusätzlichen Begräbnisbeihilfen für fünf meiner sechs Kinder verholfen.
    »Dazu ist es noch reichlich patriotisch, denn einhundert Prozent des Umweltstrafgeldes fließt unmittelbar der Staatskasse zu und nicht in irgendeine japanische High-Tech-Gesellschaft, die nur auf Profit aus ist«, erklärte der AU-Abgesandte, womit er sein Geschwätz beschloß.
    »Das gefällt mir«, sagte Mr. Manning.
    Ich warf einen heimlichen Blick auf meine Uhr. Big Bill, mein chronisch unterbeschäftigter Ehemann, wartete bestimmt schon ungeduldig darauf, daß ich nach Hause kam und für ihn und unser einzig übriggebliebenes Kind, den schrecklich deformierten, schwachsinnigen kleinen Krüppel Tiny Tim, das Abendessen kochte.
    Es war 4:59 Uhr. Mr. Manning und der Beauftragte der AU waren noch dabei, die Details für den vierteljährlichen Verseuchungsgebührenplan auszuarbeiten, was bedeutete, daß ich heute länger arbeiten mußte, ob ich wollte oder nicht.
    Natürlich bekam ich dafür Überstundenzuschläge.
     
    Um 5:59 Uhr waren die Papiere endlich unterzeichnet, und ich trat den Heimweg an. Die Treppe war überfüllt, doch der Fahrstuhl war beinahe leer. Nach den erschreckenden Zwischenfällen der letzten Wochen trauten sich viele Leute nicht mehr, den Aufzug zu benutzen. Mir dagegen genügte es zu wissen, daß das Inspektionszertifikat bei den Akten im Büro des Gebäudeverwalters lag (auch wenn wir es

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