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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Asteroiden instand hielt, bei deren Erbauung ich mitgeholfen hatte: Houbolt.
    »Ich hatte Glück, das Houbolt-Los zu ziehen«, meinte Johnny Hier, »ansonsten hätte ich wahrscheinlich drei Jahre früher in Rente gehen müssen, nämlich schon mit fünfzig.«
    Ich zuckte zusammen. Sogar die Kinder wurden irgendwann alt.
     
    Wir nahmen ein Taxi geradewegs durch den Lincoln/Midtown-Tunnel zum UN-Gebäude in Queens, wo ich von einer gelangweilten Dame in einer fuchsroten Uniform als Major im Weltraumdienst reaktiviert wurde. Meine neuen Papiere bestimmten, daß ich eine Majorsrente plus verbesserter medizinischer Versorgung inklusive eines vollständigen zahnärztlichen Schutzes erhielt, wenn ich nach dem Ablauf von sechzig Tagen erneut pensioniert würde.
    Das war wirklich eine großzügige Behandlung, denn ich besaß noch ein paar Zähne. Ich war beeindruckt, aber auch verwirrt. »Nun gut, Johnny Hier«, sagte ich, als wir in das makellose Sonnenlicht des Oktobers hinausgingen (in meinem Alter beachtet man den Herbst stärker als den Frühling), »dann wollen wir’s mal angehen. Was ist es denn? Worum dreht es sich?«
    Er gab mir einen Zimmergutschein für ein Midtown-Hotel (mein früherer Arbeitgeber hatte sich Queens nie leisten können) und ein Ticket für den ersten Flug nach Reykjavik am nächsten Morgen, doch einen braunen Umschlag, auf den mein Name gekritzelt war, hielt er zurück.
    »Ihre Anweisungen stecken in diesem Umschlag«, sagte er. »Sie erklären alles. Das Problem ist, nun – wenn ich sie Ihnen übergeben habe, muß ich an Ihrer Seite bleiben, bis ich Sie morgen früh in das Flugzeug gesetzt habe.«
    »Und Sie haben eine Freundin.«
    »Ich dachte, Sie hätten selbst eine.«
    Ich hatte eine. Eine alte Freundin. In meinem Alter sind alle deine Freundinnen alt.
     
    New York ist vermutlich eine der dreckigsten Städte der Welt; sicherlich ist es die lauteste. Glücklicherweise mag ich Krach, und wie so viele alte Leute benötige ich nicht viel Schlaf. Johnny Hier schien mehr zu benötigen, denn er war zu spät dran. Er traf mich am isländischen Gate des Reagan International Airport wenige Minuten, bevor mein Flug zum letzten Mal aufgerufen wurde, und händigte mir den braunen Umschlag mit meinem Namen darauf aus.
    »Sie sollen ihn erst öffnen, wenn Sie an Bord sind, Captain«, sagte er. »Major, wollte ich sagen.«
    »Nicht so schnell«, erwiderte ich und packte ihn am Handgelenk. »Sie haben mich in all das hineingebracht. Sie müssen wissen, worum es geht.«
    Johnny Hier senkte die Stimme und sah sich nach allen Seiten um; wie die meisten Lunies liebte er Geheimnisse. »Kennen Sie Zippe-Buisson, die französische Firma, die den orbitalen Abfall einsammelt?« fragte er.
    »Vor einigen Monaten entdeckten sie ein neues Echozeichen in mittlerer Höhe im Orbit. Es gab keine verlorengegangenen Satelliten; es war zu deutlich für eine zufällige Verzerrung und zu winzig für einen Shuttle-Tank.«
    Ding, machte es an der Tür. Ich trat zurück in den Durchgang und hielt ihn mit einem Fuß offen. »Weiter«, sagte ich.
    »Erinnern Sie sich an Voyager, die interstellare Sonde, die in den 1970ern ausgeschickt wurde? Sie hatte eine Diskette an Bord mit digitalen Karten der Erde und Bildern von Menschen und sogar mit Musik. Mozart und Wieheißternoch…«
    Ding, ding, machte es an der Tür. »Ich erinnere mich an den Scherz. ›Schickt mehr von Chuck Berry‹«, sagte ich. »Doch Sie wechseln das Thema.«
    Nein, das hatte er nicht getan. Gerade als die Tür sich schloß und ich zurückspringen mußte, rief Johnny Hier: »Voyager ist zurückgekehrt. Mit einem Passagier.«
     
    Die versiegelten Anweisungen, die ich im Flugzeug öffnete, fügten dem, was Johnny Hier mir bereits gesagt hatte, nicht mehr viel hinzu. Ich war offiziell der SETI-(Suche nach Extra-Terrestrischer Intelligenz)-Kommission der UN, E-Team, zugeteilt, welches vorübergehend in Houbolt, Luna, stationiert war. Das war interessant, denn Houbolt war noch vor meiner Pensionierung zur reinen Roboterstation degradiert worden und hatte seit beinahe fünfzehn Jahren niemanden mehr beherbergt (zumindest niemanden, von dem ich wußte).
    Nun flog ich wegen meiner medizinischen Untersuchungen nach Reykjavik. Ich durfte mit niemandem über mein Ziel oder meine Aufgabe reden. Punkt. Es gab keinen Hinweis darauf, was das E-Team war (obwohl ich natürlich einen Anhaltspunkt erhalten hatte), oder was meine Rolle darin sein sollte. Oder warum ich ausgewählt

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