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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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Autofahrern Blutproben entnahm. Axel wusste, wie eine Gefängniszelle aussah, obwohl er selbst noch nie eine betreten hatte. Er lehnte seinen Kopf an die Wand und streckte die Beine auf dem Boden aus. Der Schmerz zog sich vom Nacken über die Schultern bis zum Brustkorb hinab. Er war sicher, dass mindestens eine Rippe gebrochen war. Sein rechtes Auge war angeschwollen, er blutete immer noch aus dem Mund, in dem ein Eckzahn locker war.
    Vor einer Weile hatte er Geräusche aus der Nachbarzelle gehört, vermutlich ein älterer Mann. Er war zwar alles andere als nüchtern, doch offenbar klar genug, um ein fröhliches Lied zu singen. Axel versuchte sich ein Bild von ihm zu machen. Stellte sich vor, wie er in dieser Zelle gelandet sein könnte. Auf diese Weise kam er auf andere Gedanken. Doch irgendwann war der Alte entlassen worden. Das musste schon mindestens eine Stunde her sein, vielleicht auch zwei. Neben seiner Uhr hatten sie ihm sein Handy, sein Portemonnaie, Gürtel und Schuhe abgenommen. Nun war es vollkommen still in den anderen Zellen. Zwischen den blassgrünen Wänden unter dem grellen Neonlicht war er seinen Gedanken überlassen. Gedanken, mit denen er weiterleben musste, Minute für Minute, für den Rest seines Lebens. Plötzlich kam ihm ein Songtext in den Sinn, den er in diesem Herbst mehrmals durch eine geschlossene Tür gehört hatte: »All the words are gonna bleed from me. And I will think no more.« Bie hatte ihm mal ein Foto in einem Magazin gezeigt: Ein buddhistischer Mönch schritt durch ein Tal, dessen Bäume in allen Herbstfarben leuchteten. Strahlendes Licht fiel durch die Blätter. Darunter stand geschrieben: »Nicht ein einziger Gedanke beeinträchtigt diesen Spaziergang.« Aber der Mönch war nicht so weit gekommen, indem er seine Gedanken beiseitegeschoben hatte. Er musste sie vielmehr so verinnerlicht haben, dass nichts mehr von ihnen übrig blieb. Axel dachte daran, wie er sich früher sein eigenes Alter vorgestellt hatte. In Gedanken war er stets am Strand entlanggegangen, hatte sich auf einen Stein gesetzt und seinen Blick über das Meer schweifen lassen. War irgendwann weitergeschlendert, von dem Gefühl beseelt, zur Ruhe gekommen zu sein, sein Leben gelebt zu haben und jetzt einfach abzuwarten. Während er in der Zelle auf dem nackten Fußboden lag und die Wände anstarrte, wusste er, dass er diesen Strand niemals erreichen würde.

54
    D er längliche Raum, in den er geführt worden war, hatte keine Fenster und wurde von zwei Neonröhren in grelles Licht getaucht. Die Wände waren ebenso grau wie die Auslegeware auf dem Fußboden. Über der Tür befand sich eine Videokamera. Axel war klar, dass sein Verhör aufgenommen wurde, dass vielleicht jemand hinter einem Monitor saß und ihm zusah.
    An der hinteren Wand standen ein Tisch und drei Stühle. Er erkannte die beiden Männer, die dort saßen, sofort wieder. Es waren dieselben, die ihn vor einer guten Woche verhört hatten, auch wenn ihm das mindestens einen Monat her zu sein schien.
    Der jüngere der beiden stand auf. Er war kräftig gebaut, ungefähr so groß wie er und hatte dunkle Augen unter dem hellen Pony.
    »Setzen Sie sich«, sagte er und zeigte auf den freien Stuhl.
    Dieser Mann hatte etwas Sympathisches an sich, und Axel war ein wenig erleichtert, dass auch er an diesem Verhör teilnahm.
    »Mein Name ist Norbakk, wie Sie sich vielleicht erinnern werden. Und das hier ist Kriminalkommissar Viken.«
    Viken schaute ihn regungslos an und ließ nicht im mindesten durchblicken, ob er ihn wiedererkannte. Er trug ein weißes, offenbar frisch gebügeltes Hemd.
    Norbakk sagte:
    »Wir haben Sie festnehmen lassen wegen des dringenden Tatverdachts in drei Mordfällen: Hilde Sofie Paulsen, Cecilie Davidsen und Anita Elvestrand. Nach der Strafprozessordnung werden Ihnen gewisse Rechte eingeräumt. Sie haben unter anderem das Recht, alle Dokumente einzusehen, die für Sie von Belang sind. Binnen vierundzwanzig Stunden können Sie einen eigenen Verteidiger benennen, ansonsten wird Ihnen ein Pflichtverteidiger zugewiesen. Sie haben das Recht, Ihren Anwalt zu jedem Verhör hinzuzuziehen, doch wird es sicherlich eine Weile dauern, bis dieser hier eintrifft. Wir schlagen also vor, schon einmal mit Ihrer Befragung zu beginnen. Das verkürzt die Zeit, die Sie in der Zelle sein müssen. Ein verdammt ungemütlicher Ort, um dort die Nacht zu verbringen.«
    Norbakk sagte das mit einem gewissen Mitgefühl. Offenbar hatten die beiden Männer

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