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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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zitterten ein wenig, ehe sie sich wieder senkten. Er blickte auf die Uhr und fragte sich, ob er noch genug Zeit hatte, kurz bei seiner Mutter vorbeizuschauen, bevor die Fähre ablegte. Aus dir soll jemand werden, der Verantwortung für seine Taten übernimmt, Axel. Für den Vater gab es nur eine richtige Sünde auf dieser Welt. Vor dem Richter am Obersten Gerichtshof, Torstein Glenne, hatten so viele Menschen gestanden, die gestohlen, betrogen und getötet hatten. Die einzige wirkliche Sünde ist die Lüge, Axel. Alles andere kann dir vergeben werden, wenn du deine Vergehen einräumst und die Verantwortung für sie übernimmst. Doch wenn du lügst, gehst du zugrunde. Weil du dich selbst verleugnest. Das ist es, was Brede nicht begreifen will .
    Axel bat den Taxifahrer, auf ihn zu warten, dann trat er durch die Pforte. Die Familie Davidsen hatte einen großen Vorgarten mit Apfelbäumen und Himbeersträuchern. An der Hausfassade kletterte etwas empor, das wie eine Klematis aussah. Als er an der Tür klingelte, hörte er einen Hund bellen und jemand rufen. Im nächsten Augenblick stand ein Mädchen vor ihm. Sie hatte zwei dünne Zöpfe und eine kleine, rote Stupsnase. Er wusste sofort, dass es das Mädchen war, mit dem er vor zwanzig Minuten telefoniert hatte. Sie hielt einen Cockerspaniel am Halsband fest, der noch ein Welpe war.
    »Ich würde gern deine Mutter sprechen.«
    Sie schaute ihn an und schien ebenso erschrocken wie der Hund, der sich losriss und verschwand.
    »Sie haben vorhin angerufen, nicht wahr?«, erwiderte sie, ohne den Blick von ihm abzuwenden.
    Er nickte.
    »Sie haben aufgelegt. Als meine Mutter kam, waren Sie nicht mehr dran.«
    »Ich fand es doch besser, persönlich herzukommen«, sagte er.
    In diesem Moment tauchte Cecilie Davidsen hinter ihrer Tochter auf. Sie trug eine Brille, ihre Haare schienen ihm bräunlicher als zuvor. Sie waren über die Schläfen gekämmt. Das war zurzeit modern, stand ihr aber nicht. Er bemerkte, dass sie ein Mathebuch für die Grundschule in der Hand hielt. Als sie ihn erkannte, wuchsen ihre Pupillen, und ihr Gesicht fiel förmlich zusammen.
    »Haben Sie … vorhin angerufen?«
    Er fühlte sich hilflos und ungeschickt und begriff erst jetzt, was für ein Fehler es gewesen war, hierherzukommen, um ihr die Nachricht persönlich zu Hause zu überbringen.
    »Ich muss ganz in der Nähe noch einen Patientenbesuch machen, da dachte ich, ich schaue mal eben vorbei.«
    Sie hielt ihm die Tür auf. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen. Die Tochter umklammerte ihre Hüften und drückte sich an ihren Pullover.
    Bin ich also der Bote, dachte Axel, als er über die Schwelle der großen Villa in Vindern trat. Jetzt ist es an mir, die Botschaft von unkontrollierbar wuchernden Zellen zu überbringen, die sich in ihrem Körper ausbreiten und den Tod mit sich führen. Im Wohnzimmer roch es noch stärker nach Essen als im Flur. Fleisch, geschmolzener Käse, Reis. Er wartete, bis das Mädchen mitsamt dem Welpen, ihrem Mathematikbuch und einem Keks in der Hand in ihr Zimmer geschickt worden war.
    »Es geht um das Ergebnis der Biopsie«, sagte er, obwohl er der Frau ansah, dass sie genau wusste, warum er gekommen war.

15
    Donnerstag, 4. Oktober
    M arlens Freundinnen waren für achtzehn Uhr eingeladen. Axel musste die Fahrradtour sausen lassen. Er hatte versprochen, früh nach Hause zu kommen, um die Feier vorzubereiten. Um siebzehn Uhr hatte er Limonade und Pizza eingekauft. Bie hatte am Abend zuvor Wackelpudding gemacht sowie Muffins, süße Rosinenbrötchen und einen Schokoladenkuchen gebacken. Sie musste beruflich nach Stockholm und würde nicht nach Hause kommen, ehe die Party vorbei war. Sie war mehr als froh, dem ganzen Trubel zu entgehen, und Axel sehr dankbar, dass er sich zur Verfügung stellte. Er hatte Tom gebeten, ihn bei den Vorbereitungen zu unterstützen. Tom hatte irgendwas gegrunzt, das man als Ja hätte verstehen können, wäre nicht im nächsten Moment der schwarze Rücken seiner Lederjacke durch die Tür verschwunden.
    Während er auf den Tisch eine Papierdecke legte, Pappteller hinstellte und Luftballons aufblies, saß Marlen unter dem Tisch und spielte mit dem Geschenk, das sie am Morgen von ihm bekommen hatte. Eigentlich hatte sie sich einen Hund, notfalls eine Katze gewünscht. Doch beides kam nicht in Frage, weil sie gegen Tierhaare allergisch war. Ein Schwein war mit derselben Begründung abgelehnt worden, obwohl das unter medizinischen Gesichtspunkten noch

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