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Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bärenkralle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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Mal hatte ihr Anwalt ihr eingeschärft, wie wichtig das war, dass sie sich am Riemen riss, wenn sie Victoria zurückhaben wollte.
    Es klingelte an der Tür. Sie erschrak. War Miriam schon wieder da? Aber Miriam klopfte immer an.
    Draußen stand ein Mann, den sie noch nie gesehen hatte.
    »Anita Elvestrand?«
    Sie nickte.
    »Es ist etwas passiert.«
    Sie starrte ihn an.
    »Victoria …«, sagte er. »Sie müssen sofort mitkommen.«
    Sie hatte das Gefühl, einen Schlag in die Magengrube zu bekommen, und musste sich am Türrahmen abstützen.
    »Wer … wer sind Sie?«
    »Ich bin Arzt. Es hat einen Unfall gegeben.«
    »Wo? Was für einen Unfall?«
    »Kommen Sie mit. Ich werde Ihnen unterwegs alles erklären. Wir haben versucht, Sie anzurufen, aber Sie haben nicht abgenommen.«
    Ihr schwindelte immer noch, als sie nach ihrem Mantel griff und sich die Stiefeletten anzog. Er lief vor ihr die Stufen hinunter und hielt ihr die Tür auf.
    »Wo wollen wir denn hin?«
    »Sie sind im Auto, direkt um die Ecke.«
    Er nahm sie am Arm und eilte mit ihr die Straße hinunter. Als sie in eine Seitenstraße abbogen, drückte er auf seinen Autoschlüssel. Einer der Wagen gab ein kurzes Geräusch von sich und blinkte auf.
    Er öffnete die Beifahrertür. Sie musste auf die Toilette und war vor Angst den Tränen nahe.
    »Wo ist Victoria?«
    »Ich fahre Sie zu ihr«, sagte er und sprang auf den Fahrersitz.
    Dann legte er ihr plötzlich den Arm um die Schultern und drückte sie nach unten. Sie spürte, wie ihr ein Lappen auf das Gesicht gepresst wurde. Er hatte einen scharfen, ätzenden Geruch und beschwor Erinnerungen herauf an lange Gänge, Krankenhausbetten und Pfleger in weißen Kitteln, die mit einem Mundschutz im gleißenden Licht standen.
    Der Gestank löste sich von dem Lappen und kam, um sie zu holen.

36
    Samstag, 20. Oktober
    S eine Füße versinken im Schlamm. Das Wasser ist so trüb, dass er den Grund nicht erkennen kann. Es gibt kein Leben dort unten, versucht er zu sagen, während er hinauswatet. Ich kann hier nicht tauchen. In der Ferne klingelt ein Telefon. Von irgendwoher dringt Bies Stimme an sein Ohr. Er kann nicht abheben, solange er sie hört. Dann versinkt wieder alles in tiefem Schlaf.
    Als er die Augen aufschlug, saß sie auf der Bettkante. Das Sonnenlicht blendete ihn durch die Gardine hindurch. Sie strich ihm über die Stirn.
    »So langsam hab ich mir Sorgen gemacht, Axel«, sagte sie. »Gestern Abend um sechs hast du dich hingelegt, um dich auszuruhen, und hast bis jetzt durchgeschlafen.«
    Er setzte sich auf.
    »Hat jemand angerufen?«
    »Nein, dieses eine Mal hat die Welt dich in Frieden gelassen.«
    Bie legte die Arme um seine Taille und drückte ihn an sich.
    »Du arbeitest zu viel, Axel. Solltest du mit diesen Nachtwachen nicht endlich aufhören?«
    Er murmelte irgendeine Antwort.
    »Ich würde gerne noch ein paar Jahre mit dir verbringen, weißt du. So wie du gestern nach Hause gekommen bist … du bist keine zwanzig mehr.«
    Sie schmiegte sich an ihn, und er ließ sich zurücksinken. Sie legte einen Oberschenkel auf seinen nackten Bauch.
    »Du weißt, dass du das Wertvollste in meinem Leben bist«, flüsterte sie. Er konnte sich nicht erinnern, wann sie so etwas zuletzt gesagt hatte.
    »Was weißt du über Brede?«, fragte er plötzlich.
    Sie stützte sich auf den Ellbogen.
    »Über Brede, deinen Bruder? Warum fragst du danach?«
    »Was weißt du von ihm, Bie?«
    Sie sah ihn forschend an.
    »Nur das, was du mir erzählt hast. Dass er alles zerstört hat, womit er in Berührung kam. Dass er nicht länger zu Hause bei deinen Eltern bleiben konnte.«
    »Da ist noch etwas. Etwas, das ich dir noch nie erzählt habe. Wir hatten uns gegenseitig geschworen, niemals den anderen zu verraten.«
    Sie stand auf, zog die Gardine zur Seite und legte sich wieder zu ihm.
    »Warum denkst du gerade jetzt an ihn?«
    Er blickte zur Decke, wo das pulsierende weiße Licht in eine Farbe hinüberspielte, die an Vergissmeinnicht erinnerte, Bies Lieblingsfarbe.
    »Ich habe ihn neulich in der Stadt gesehen. Aber er war verschwunden, ehe ich ihn einholen konnte.«
    »Bist du sicher? Du hast doch immer geglaubt, er sei tot.«
    »Er ist nicht tot. Es gibt so vieles, das du nicht weißt.«
    Sie fuhr ihm mit ihren langen Fingernägeln zärtlich über seine Brust.
    »Das ist mir längst klargeworden. Meinst du etwa, ich hätte mich nicht gewundert, dass niemand in deiner Familie je über ihn gesprochen hat?«
    Sie beugte sich hinunter und

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