Die Bärenkralle: Thriller (German Edition)
seinem Kollegen, sich Sorgen um Åheims Gesundheit zu machen. Stattdessen versuchte er einen Schrank an der Rückseite des Raumes zu öffnen.
»Gibt es auf diesem Hof eigentlich eine einzige Tür, die nicht abgeschlossen ist?«, polterte er.
Åheim fummelte an seinem Schlüsselbund.
»Ein paar Sachen müssen eben weggeschlossen werden. Reine Vorsichtsmaßnahme, vor allem wenn Kinder in der Nähe sind …«
»Dann können Sie jetzt ja unbesorgt aufmachen.«
Der Schrank hatte drei Regale, auf denen Kisten mit verschiedenen Flüssigkeiten, Rattengift sowie Kanister mit Insekten- und Unkrautvertilgungsmittel standen. Storakers Kollege nahm die Kisten heraus und stellte sie auf den Boden. Er entdeckte zwei kleine Flaschen. Zu seiner Verärgerung musste Viken seine Brille aufsetzen, um die Etiketten zu entziffern.
»Wozu brauchen Sie Dimethyläther?«, brummte er.
»Früher hatte ich ein paar Schweine. Die musste ich manchmal betäuben.«
Viken sah ihn über den Brillenrand hinweg an.
»Äther ist nicht gerade ein gängiges Betäubungsmittel.«
»Das ist alles gesetzlich erlaubt«, erklärte Åheim.
Viken hob eine Schachtel mit kleineren Fläschchen hoch.
»Und was ist das hier … Zoletil?«
Der Hofbesitzer nahm die Schachtel in die Hand und studierte den Inhalt.
»Ach, hab ich das immer noch? Das stammt aus der Zeit, als ich Mitglied im Jagdausschuss war. Da mussten wir manchmal auch größere Tiere betäuben.«
Er gab die Schachtel zurück.
»Ich bin als bester Schütze in dieser Gegend bekannt.«
Ganz hinten auf dem Regal entdeckte Viken zwei weitere Flaschen. Er kniff die Augen zusammen, um die mikroskopisch kleine Aufschrift lesen zu können.
»Ach, verdammt!«, brummte er schließlich und reichte sie Nina Jebsen.
»Pentothal-Natrium«, las sie, »Injektionssubstanz, enthält Thiopental natric. 500 mg.«
Viken blickte den Hofbesitzer durchdringend an.
»Wo haben Sie das her?«
Åheim zuckte die Schultern.
»Das hab ich für den Tierarzt aufgehoben. Der hat das benutzt, wenn es Probleme mit der normalen Betäubung gab. Das ist schon einige Jahre her. Ich hab wohl vergessen, es zurückzugeben.«
Als sie wieder draußen waren und Åheim die Tür hinter ihnen abschloss, sagte Viken:
»Jetzt wollen wir Ihre Kellerräume sehen, ganz gleich, ob sie abgeschlossen sind oder nicht.«
Nina legte ihm die Hand auf den Arm. »Hier gibt es anscheinend noch einen Dachboden«, sagte sie.
Viken runzelte die Stirn.
»Hinter dem Schnapslager befand sich eine Dachschräge, aber am anderen Ende ist das Dach flach«, fügte sie hinzu.
»Stimmt«, bestätigte Åheim und ließ das Schloss einrasten. »Eine Art Rumpelkammer.«
»Passt der Schlüssel immer noch«, fragte Viken grimmig und zeigte auf den Schlüsselbund, »oder muss mein Kollege doch noch sein Werkzeug aus dem Auto holen?«
»Und wie kommen Sie da rauf?«, fuhr Viken fort, als sie erneut im Halbdunkel in der Scheune standen.
»Ich kenne jemand bei der Polizei in Oslo …«, erklärte Åheim.
Falls er dem Gespräch damit eine neue Wendung geben wollte, scheiterte er auf ganzer Linie. Viken begnügte sich damit, ihm den Rücken zuzukehren.
»Holen Sie mal eine Leiter«, schlug Storaker vor.
»Das ist ein bisschen problematisch«, versuchte Åheim widerwillig, gab jedoch gleich auf und verschwand in Richtung Wirtschaftsgebäude. Als er zurückkam, war seine Laune noch weiter gesunken.
»Wir müssen hier drinnen doch nicht den ganzen Tag verbringen.«
Storaker kletterte die Leiter hinauf, die von seinem Kollegen gestützt wurde.
»Hier ist noch eine Tür!«, rief er hinunter, nachdem er auf den Absatz dicht unter dem Dach geklettert war.
»Das ist der Raum, den ich vermietet habe«, beteuerte Åheim mit belegter Stimme. »Zu dem habe ich keinen Schlüssel.«
Storaker gab seinem Kollegen ein Zeichen, der schnurstracks zum Auto lief.
»Wie heißt Ihr Mieter noch gleich?«, fragte Storaker von oben, bekam jedoch keine Antwort.
Kaum eine Minute später konnten sich alle von der Qualität der riesigen Kneifzange überzeugen. Eine kurze Handbewegung, und das Vorhängeschloss war geknackt. Storaker öffnete die Tür und leuchtete in den Raum hinein.
»Ist ja interessant!«, sagte er so laut, dass es unten deutlich zu hören war.
Viken und Nina Jebsen stiegen die Leiter hinauf. Storaker zeigte in eine Kammer, in der sich unter dem Dachfirst ein winziges Fenster befand. In der Kammer standen zwei große Gefriertruhen.
»Ganz schöne Arbeit,
Weitere Kostenlose Bücher