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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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Angst zusammen. «Was hast du gemacht, André? Weshalb bist du dir so sicher, den Tod zu
     verdienen?»
    Er zuckte die Schultern. «Genügt dir Hochverrat?», fragte er trocken. Nach einem Blick auf sie fügte er spöttisch, aber auch
     etwas sanfter hinzu: «Selbst du, Rosanne, als mein Schutzengel, wirst diesmal nichts für mich ausrichten können.»
    Wie verändert er war   … Sie fühlte, wie sich Zorn mit ihrer Angst vermischte. Was hatte Marie-Provence ihm nur angetan? Er hatte sie vergöttert,
     wie konnte sie etwas so Kostbares wie die Liebe und Achtung dieses Mannes einfach wegwerfen? Etwas knisterte in ihren Röcken.
     Der Brief. Marie-Provence’ Brief. Er war der eigentliche Grund ihres Besuches. Rosanne hatte das Versprechen erfüllen wollen,
     das sie der Freundin gegeben hatte. Doch Andrés derzeitige Verfassung ließ in ihr Zweifel aufkommen, ob der Augenblick dafür
     geeignet war. Hatte Marie-Provence nicht gesagt, sie habe Angst, André könne die Nachricht in einem Anflug von Zorn ungelesen
     vernichten?
    In dem Augenblick klapperte ein Schlüssel im Schloss, und die Tür der Zelle ging erneut auf. Ein kräftig gebauter Mann trat
     mit festen Schritten ein. Bei seinem Anblick erhob sich André.
    «Citoyen Levallois! Sie haben Besuch, wie ich sehe?» Rosannes Anblick schien den Mann nicht besonders zu erfreuen; verunsichert
     stand sie ebenfalls auf.
    «Monsieur de Barras!» André wurde bleich.
    Barras nahm sich Zeit, die karge Zelle in all ihren Einzelheiten zu betrachten, bevor er sich wieder an André wandte. «Ich
     hätte nicht gedacht, Sie einmal in einer solchen Umgebung anzutreffen, Monsieur.»
    |415| Es zuckte auf Andrés Wange. «Machen Sie es kurz, Barras. Wann ist es so weit? Morgen?» Als Barras nicht antwortete, verlor
     Andrés Gesicht noch etwas mehr Farbe. «Heute schon?»
    Der kräftige Mann tat überrascht. «Hat denn schon ein Gerichtstermin stattgefunden?»
    «Sie wissen, dass dem nicht so ist.» André sah sein Gegenüber fest an. «Und ich weiß, dass es in diesen Zeiten nicht unbedingt
     eines Prozesses bedarf.»
    «Ich habe die Vernehmungsprotokolle gelesen. Darin behaupten Sie, Opfer einer Verschwörung zu sein. Der Offizier, der Ihre
     Aussage aufnahm, hat herzlich darüber gelacht.» Barras grinste. «In Ihrer Darstellung teilen Sie sich selbst eine so unrühmliche
     und lächerliche Rolle zu, dass man fast schon geneigt ist, Ihnen zu glauben. Manch einer würde lieber auf die Guillotine steigen,
     als sich derart zu erniedrigen.»
    André gab sich keine Blöße. Nur ein harter Zug um seinen Mund verriet verhaltene Wut. «Ich bin Wissenschaftler, Monsieur de
     Barras, und es gewohnt, Phänomene nüchtern zu betrachten und beim Namen zu nennen. Es steht nicht in meiner Macht, andere
     daran zu hindern, diese Phänomene anschließend zu bewerten.»
    Unvermutet wandte sich Barras an Rosanne: «Wie sehen Sie denn das Ganze, citoyenne? Levallois hat Ihnen doch gewiss den Flug
     in allen Einzelheiten geschildert?»
    Rosanne schüttelte den Kopf. «Nein, tut mir leid, Monsieur. Ich weiß nichts von alledem. Ich bin nur gekommen, um etwas zu
     essen zu bringen.»
    Barras schien zufrieden. «Dann sollten Sie es auch dabei belassen.»
    Es schwang eine Warnung in dem Satz mit, und Rosanne zog die Schultern hoch. Hochverrat, hatte André gesagt. Sie hatte keine
     Ahnung, um was es hier ging, doch sie war nicht lebensmüde – und sie war keine dieser Klatschbasen, die ihren Mund nicht halten
     konnten.
    «Um ehrlich zu sein: Wenn es nach mir ginge, Levallois, würden sie eher heute als morgen vor dem Scharfrichter stehen. |416| Doch Sie verfügen offenbar über Beschützer, und diese sind geneigt, Ihnen diese hanebüchene Geschichte des Mittäters wider
     Willen abzunehmen. Außerdem verfügen Sie über gewisse Fähigkeiten, die Interesse erweckt haben. Sie verstehen?»
    «Kein Wort, Monsieur.»
    Barras sagte kalt: «Sie können das Gefängnis noch heute verlassen.»
    Rosanne stieß einen kleinen Freudenschrei aus, den keiner der beiden Männer zur Kenntnis nahm.
    Barras fuhr fort: «Allerdings ist es Ihnen nicht gestattet, die Stadt zu verlassen. Haben Sie eine Adresse, unter der Sie
     ständig zu erreichen sind? Ich brauche nicht zu erwähnen, dass die Schmiede nicht mehr zu Ihrer Verfügung steht.»
    «Er wohnt bei mir!», fuhr Rosanne dazwischen. Vor Andrés überraschtem Blick fügte sie schnell hinzu: «Ich habe Zimmer genug.
     Du wirst deine Ruhe haben, und mir macht es

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