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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Douglas
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heute Morgen auf der Straße davon gehört. Ich verstehe nicht, warum die Jakobiner den Jungen nicht ins Ausland abschieben.
     Dann hätten die Österreicher das Problem am Hals», meinte André. «Solange den Jungen niemand zu Gesicht bekommt, werden sich
     die Franzosen Gedanken um sein Schicksal machen und ausschmücken, was sie nicht wissen.»
    «Freiheit hin oder her – ich mag es nicht, wenn ihr hier so sorglos über Politik redet», wandte Elinor ein. «Irgendwann wird
     es nochmal vor einem Kunden geschehen. Man kann nicht vorsichtig genug sein in diesen Tagen. Schlimm genug, dass Mars immer
     wieder damit anfängt. Wartet, bis wir zu Hause unter uns sind.»
    «Ich muss sowieso in die rue des Capucines», antwortete |73| sein Vater. «Es gibt Schwierigkeiten in der Fabrik. Das letzte Papier war von minderer Qualität und hat die Farbe nicht gut
     angenommen. Kommst du mit, André?»
    «Gleich. Ich will noch ein paar Skizzen aussuchen, um sie mitzunehmen. Ich komme später nach.»
    Als Angus gegangen war, sah André ihm hinterher, die Hände in den Hosentaschen versenkt.
    «Er meint es nicht so», sagte Elinor beschwichtigend. Sie stellte zwei Paravents auf, die ebenso wie Register, Hefte, Schreibzubehör
     und Notenblätter zum Sortiment des Ladens gehörten.
    André schüttelte den Kopf und holte sein Skizzenbuch aus der Mustermappe hervor. «Ich weiß nicht, Mutter. Ich glaube immer,
     gerade er müsste mich doch verstehen. Er wollte doch selbst als junger Mann etwas anderes machen, als Großvaters Fabrik zu
     übernehmen. Warum kann er dann nicht akzeptieren   …»
    «Es war schlimm für ihn, damals. Angus und sein Vater verstanden sich nicht besonders gut, und das Medizinstudium bedeutete
     ihm viel. Er hat sich nur mit Mühe dazu durchringen können, für seinen älteren verunglückten Bruder einzuspringen.» Elinor
     machte zwei Schritte zurück, um ihr Arrangement zu begutachten. «Du hast seine Leidenschaft für die Wissenschaften geerbt.»
    «Du meinst, Vater gönnt mir meine Passion nicht, weil es ihm verwehrt wurde, seiner zu folgen?» André runzelte die Stirn,
     während er in seinem Skizzenbuch blätterte. «Das kann ich nicht glauben. Neid gehört nicht zu seinen Eigenschaften.»
    «Nein, da hast du recht. Angus ist einer der großzügigsten Menschen, die ich kenne.» Seine Mutter trat von hinten zu ihm und
     sah über seine Schulter. «Ich glaube vielmehr, dass er so heftig reagiert, weil du ihn an sich selbst erinnerst – und an seinen
     Verzicht. Das tut ihm weh.» Sie deutete auf die Skizze des Soldaten. «Oh, das ist gut!»
    «Ich will Vater nicht verletzen, Mutter. Aber ich will mich auch nicht bevormunden lassen.» Er war jetzt beim ersten |74| Bild angelangt, das Marie-Provence zeigte. Ein warmes, wunderbares Gefühl machte sich in ihm breit. Ein Gefühl, das Stärke
     verlieh. Und Entschlusskraft. Er sagte: «Ich habe es Vater noch nicht erzählt, aber ich habe in letzter Zeit viel über die
     Zukunft nachgedacht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mein ganzes Leben lang Tapeten herstellen möchte. Vielleicht verkaufe
     ich die Fabrik, wenn es so weit ist.»
    «Oh.» Elinor holte tief Luft, legte dann die Hände auf Andrés Schultern. «Vielleicht wartest du noch ein wenig, bis du Angus
     von dieser Idee erzählst. Bis die Zeiten besser sind und er etwas entspannter ist.»
    «Hm.» André blätterte um. Sein Herz klopfte etwas schneller, als er die nächste Zeichnung erblickte. Er lächelte flüchtig.
    «Wo hast du denn das gezeichnet?»
    «Auf der île de la Cité, beim Tempel der Vernunft.»
    «Ein hinreißender Ausdruck! Beachtlich, für eine so junge Frau. Bei Notre-Dame, sagst du?», murmelte Elinor. Sie war immer
     eine eifrige Kirchengängerin gewesen und weigerte sich stur, die Umbenennung der Kathedrale hinzunehmen. «Wie passend – sie
     erinnert mich an eine Madonnen-Skulptur.»
    «Ja. Aber die Augen sind anders. Sie hat grüne Augen. Nicht von einem klaren Smaragdgrün, sondern rauchiger. Eher Jadegrün.»
    «Du hast sie dir aber genau angesehen», bemerkte Elinor. «Darf ich?» Sie entzog André das Büchlein und blätterte weiter. Ein
     Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. «Wann siehst du sie wieder?»
    «Morgen!», rief André. Und er umarmte seine Mutter und wirbelte sie herum, während er in ihr Lachen einfiel.

|75| 3.   KAPITEL
    Prairial, Jahr II
    Juni 1794
     
    Marie-Provence spähte in die lederne Tasche von docteur Jomart. Angesichts der Anzahl ihr

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