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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gewusst, dass Javier – nicht jemand anders  – in die Garage gehen würde?«
    »Was, hätte er jemand anders seine fabrikneue Limousine fahren lassen? Ein Mann wie er? Sie kennen sich hierzulande offenbar nicht sehr gut aus.« Er drückte die Sendetaste einer umgebauten Fernbedienung; zweihundert Meter von ihnen entfernt öffnete sich das Rolltor der Garage.
    Es hatte fast eine halbe Stunde gedauert, die Luft in der Garage durch reinen Stickstoff aus einem Stahlzylinder zu ersetzen. Jetzt würde der Luftaustausch in weniger als einer Minute beendet sein.
    Mr. Jones hob das Fernglas wieder an die Augen und stellte es scharf, bis er den auf dem Betonboden zusammengesackten Mann, seinen von Urin durchnässten Schritt und die Fliegenwolke, die seinen Kopf verdunkelte, deutlich sehen konnte. »Im Tod liegt niemals echte Würde«, bemerkte er. »Aber er sieht friedlich aus, finden Sie nicht auch?«
    Der zweite Mann, Mr. Smith, betrachtete ihn seinerseits durch sein Fernglas. »Ob er friedlich aussieht? Schwer zu sagen. Jedenfalls sieht er tot aus.«

RALEIGH, NORTH CAROLINA
    Die Bilder gingen ihm endlos weiter durch den Kopf. Belknap fuhr ins Hotel zurück. Ruths blicklos starrende Augen, der zwischen schlaffen Lippen aus einem Mundwinkel rinnende Blutfaden. Eben hatte sie noch geatmet, gedacht, gesprochen; im nächsten Augenblick hatte sie einfach zu existieren aufgehört, war nur noch ein lebloser Gewebeklumpen gewesen. Sie hatte noch mehr hinterlassen: ihre beiden Söhne, jetzt Vollwaisen, und die Erinnerungen anderer an die einzigartige und kostbare Existenz dieser Frau. An einen Menschen, der schlagartig zu existieren aufgehört hatte, als jemand einen sorgfältig gezielten Schuss abgegeben hatte.
    Das Geschoss eines Scharfschützen, offenbar aus beträchtlicher Entfernung abgefeuert, weil es lautlos getroffen hatte, und ein Beweis für große Treffsicherheit. Der nächste Schuss hätte Belknap treffen können, wäre er nicht instinktiv mit einem Sprung im Unterholz verschwunden. Weshalb war der Scharfschütze entsandt worden? Wer war sein Auftraggeber? Wie war er ihnen zu ihrem Treffpunkt gefolgt? Belknap versuchte, alle diese Fragen nüchtern zu beantworten, aber er fühlte seinen Zorn in heißen Flammenzungen um sein steinernes Herz züngeln. Wie viele seiner Freunde hatte er sterben gesehen? Und auch seine geliebte Yvette: eine Erinnerung, die er so tief wie nur möglich vergraben hatte … wie Atommüll, der in sicheren Behältern in einem aufgelassenen Salzbergwerk gelagert wurde. Ein Teil seines Ichs – eine Ahnung des Mannes, der er hätte werden können – war damals mit seiner frisch angetrauten Frau gestorben. Wo es Schönheit gibt, findet man den Tod.
    Belknap betrat um Punkt 16 Uhr die Halle des Hotels Raleigh Marriott. Andrea Bancroft war schon da: Sie saß mit einem Tee, den sie aus einer weißen Porzellantasse trank, in einem Sessel der Sitzgruppe im rechten Teil der Hotelhalle. Er konnte nur hoffen,
dass sie sich an seine Anweisungen gehalten hatte und im Hotel geblieben war. Nach dem, was am Rock Creek passiert war, musste er sich nun auch um ihre Sicherheit Sorgen machen.
    Reflexartig ließ er seinen Blick über den Rest der Hotelhalle gleiten: ein sekundenlanger Blick, wie ein Scheibenwischer über regennasses Glas gleitet. Sein Nacken prickelte. Hier stimmte etwas nicht . Hätte er versucht, Andrea zu warnen, hätte er sie gefährdet, indem er seine Feinde auf sie aufmerksam machte. Sie war nicht ihr Ziel, sonst hätte sie nicht mehr hier gesessen.
    Er musste handeln, bevor er die Gefahr analysieren konnte: rasch, sprunghaft, schwer berechenbar handeln. Nicht einfach kehrtmachen; daran werden sie gedacht haben. Weitergehen! Belknap ging in flottem Tempo weiter, als er die Hotelhalle durchquerte.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah er Andrea aufspringen. Sie glaubte, er habe sie nicht gesehen, und wollte ihm nachlaufen.
    Genau die falsche Reaktion.
    Belknap drehte den Kopf zur Seite und bemühte sich verzweifelt, ihr durch Blicke, die sie nur streiften, zu signalisieren: Nehmen Sie mich so wenig zur Kenntnis wie ich Sie. Tun Sie so, als wären wir Fremde.
    Er durchquerte mit raschem Schritt die Hotelhalle; statt an der Rezeption oder bei den Aufzügen stehen zu bleiben, verschwand er sofort durch eine nicht beschilderte Tür hinter dem gerade leeren Platz des Portiers. Dahinter lag ein Gepäckraum. Der Teppichboden mit Lilienmuster wurde sofort durch einen Kunststoffboden, die Kronleuchter

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