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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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von Kindern jeglichen Alters umgeben, von seinen Kindern und Kindeskindern, und imstande zu sein, ihnen allen ein so gutes Mahl vorzusetzen, dass sie keinen Bissen mehr herunterbrachten! Nein, wirklich nicht schlecht für den Sohn eines Ziegenhirten!
    »Ein Trinkspruch!«, rief Javier aus.
    »Du hast schon sieben Toasts ausgebracht«, wandte seine Tochter Evita ein.
    »Papi!«, sagte ihre ältere Schwester Marie. Sie stillte ihr Baby und behielt gleichzeitig ihren kleinen Jungen im Auge. »Die Babynahrung ist alle. Pedro mag die passierten Karotten so gern.«
    »Das Bier ist alle«, sagte Juan, Evitas Mann.
    »Kein Pepsi mehr!«, rief Evita.
    »Ich fahre zum Laden«, erbot Juan sich.
    »Mit wessen Auto?«, fragte Javier.
    »Mit deinem?«, schlug sein Schwiegersohn verlegen grinsend vor.
    Javier deutete auf die drei leeren Bierflaschen vor Juans Teller. »Ich fahre«, entschied er.
    »Bitte nicht«, sagte seine Frau.
    »Ich bin in fünf Minuten wieder da. Ihr merkt gar nicht, dass ich weg war.« Er stand auf und ging zum Hinterausgang. Bei der Hochzeit mit Elena war sein Bauch flach gewesen wie die Pampa; jetzt musste er sich nach vorn beugen, wenn er die eigenen Füße sehen wollte. »So gibt’s noch mehr von dir zu lieben«, sagte Elena manchmal, aber Javier fragte sich, ob er sich nicht mehr Bewegung verschaffen sollte. Als Familienvater hatte man gewisse Verpflichtungen. Man musste mit gutem Beispiel vorangehen.
    Er erreichte die grün gestrichene Garage – ein umgebauter Hühnerstall, dem man seinen ehemaligen Zweck nicht mehr ansah  – und schloss die schmale Seitentür hinter sich. Er knipste das Licht an. Dann drückte er auf den Knopf, mit dem das Rolltor sich öffnen ließ.
    Das Surren des Elektroantriebs blieb aus. Er drückte den Knopf nochmals. Wieder nichts. Also würde er das Tor selbst hochkurbeln müssen. Er machte einen Schritt und fühlte sich komisch. Er atmete tief durch, holte erneut tief Luft. Doch er schien nicht genug Luft zu bekommen, so angestrengt er auch atmete.
    Das Licht flackerte, dann ging es aus. Merkwürdig, fand Javier. Er merkte, dass ihm schwarz vor den Augen wurde, dass er die Kontrolle über seine Muskeln verlor und allmählich auf den Betonboden sackte. Ihm war bewusst, dass er dort lag: Fleisch, Essen, Blut, Knochen. Er spürte, dass eine Fliege sich auf seine Stirn gesetzt hatte, dass weitere kamen, um sich von ihm zu nähren. Ihm war bewusst, dass ihm bald nichts mehr bewusst sein würde. War das ein Herzinfarkt? Oder ein Schlaganfall? Aber die Dinge liefen nicht so ab, wie er sie sich vorgestellt hätte. Allerdings hatte er nie besonders viel darüber nachgedacht, dass er eines Tages würde sterben müssen.
    Seine Gedanken verschwammen, bildeten sanfte Wirbel. So läuft’s also ab, dachte er. Ich wollte, ich könnte zurückgehen und es den anderen erzählen. Eigentlich gar nicht so schlimm. Das Wichtigste ist, keine Angst vor dem Dunkel zu haben.
    Dann verflüchtigte sein Bewusstsein sich wie der Morgentau, und die Fliegen sammelten sich zu einer dicken Wolke.
     
    Unmittelbar am Rain des Weizenfelds jenseits der Straße sahen zwei Männer durch ihre Ferngläser.
    »Glauben Sie, dass er viel gelitten hat?«, fragte der eine den anderen.
    »Jemanden in Stickstoff ersticken zu lassen ist so ziemlich die humanste Tötungsart«, sagte der andere, der mehr Erfahrung hatte. Er nannte sich Mr. Smith, zumindest wenn er im Einsatz war. »Man spürt keine Atemnot, weil das Blut sich nicht mit Kohlendioxid anreichert. Man bekommt keinen Sauerstoff mehr, aber man weiß nicht, was einem geschieht. Als ob jemand das Licht ausgeknipst hätte.«
    »Ich denke, man weiß immer, wenn man stirbt«, sagte der andere, ein großer Mann mit aschblondem Haar, der sich Mr. Jones nannte.
    »Marco Brodz hat’s nicht gewusst.«
    »Ganz recht«, bestätigte sein Partner. »Eine großkalibrige Kugel ins Gehirn. Keine Zeit mehr für einen Gedanken. Ich glaube, das ist die humanste Methode.«
    »Human sind beide. Selbst rasch wirkende Gifte sind human im Vergleich zu dem, was die Natur für uns bereithält. Zum Beispiel Krebs, dessen scharfe Kiefer unseren Leib zerfressen. So ist meine Mama gestorben, und es war ein schlimmer Tod. Sogar das schaurige Gefühl, von einem Herzanfall zermalmt zu werden … Mein Dad hat mir erzählt, wie es war, als er seinen ersten Herzinfarkt hatte. Ein natürlicher Tod ist etwas Scheußliches. Diese Art ist wirklich viel besser. Unsere Art.«
    »Woher haben Sie

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