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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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anpasste, »weil sie nicht weiß, dass sie Grund zu größter Sorge hat.«
    »Und Sie wissen’s besser?«, fragte die Alte in Schwarz mit misstrauisch und zweifelnd geschürzten Lippen. Belknap hatte nicht ganz die Wahrheit erzählt, war aber so dicht bei der Wahrheit geblieben, wie er nur konnte. Er hatte ihnen gesagt, er komme von einer amerikanischen Dienststelle, sei im Rahmen internationaler Ermittlungen tätig. Diese Ermittlungen hatten Aufschluss über einige Aktivitäten von l’Arabo geliefert. Mehrere seiner persönlichen Mitarbeiter waren durch eine Vendetta, hinter der ein Konkurrent aus dem Nahen Osten stand, ernstlich gefährdet. Das Wort »Vendetta« ließ in den Augen des ältlichen Paars Verständnis aufleuchten, während die Alte es flüsternd wiederholte: Dies war ein Begriff, den sie verstanden und mit dem gebotenen Respekt behandelten.
    »Erst gestern habe ich die Leiche einer jungen Frau gesehen, die …« Belknap brachte den Satz nicht zu Ende. Er sah, dass die Zingarettis große Augen machten, und schüttelte den Kopf. »Es war zu schrecklich. Wirklich sehr beunruhigend. Es gibt Bilder, die man sein Leben lang nicht mehr vergisst. Und wenn ich daran denke, was sie dieser jungen Frau – einer schönen jungen
Frau wie Ihre Tochter – angetan haben, überlaufen mich kalte Schauder.« Er stand auf. »Aber ich habe hier alles getan, was ich konnte. Daran muss ich denken. Daran müssen auch Sie denken. Ich lasse Sie jetzt in Ruhe. Mich sehen Sie nicht wieder. Ihre Tochter allerdings auch nicht, fürchte ich.«
    Signora Zingaretti legte eine krallenförmige Hand auf die ihres Ehemanns. »Warten Sie«, sagte sie knapp. Ihr Mann warf ihr einen besorgten Blick zu, aber wer in diesem Haushalt die Hosen anhatte, war klar. Sie starrte Belknap an, wie um seinen Charakter, seine Redlichkeit erneut zu prüfen. Dann traf sie ihre Entscheidung. »Sie täuschen sich«, behauptete sie. »Lucia ist in Sicherheit. Wir telefonieren regelmäßig mit ihr. Wir haben erst gestern Abend mit ihr gesprochen.«
    »Wo ist sie?«, fragte Belknap.
    »Das wissen wir nicht. Das erzählt sie uns nicht.« Die senkrechten Falten auf ihrer Oberlippe glichen den Markierungen eines Lineals.
    »Wieso nicht?«
    »Sie erzählt uns, dass sie sehr gut untergebracht ist«, sagte der Mann mit dem Schmerbauch. »Aber der Ort muss geheim bleiben. Sie darf ihn nicht verraten. Wegen der … Einstellungsbedingungen.« Termini di occupazione . Er grinste unsicher – deshalb unsicher, weil er nicht wusste, ob seine Worte die von dem Amerikaner geäußerten Bedenken ausgeräumt oder im Gegenteil bekräftigt hatten.
    »Lucia ist ein kluges Mädchen«, sagte ihre Mutter. Ihr Gesicht war vor Angst schmal und hager; sie sprach, als hätte sie Asche im Mund. »Sie kann gut auf sich selbst aufpassen.« Damit versuchte sie, sich zu beruhigen.
    »Sie haben gestern Abend mit ihr gesprochen«, wiederholte Belknap.
    »Bei ihr war alles bestens.« Die breiten Hände des Alten zitterten, als er sie auf den Knien faltete.
    »Sie kann gut auch sich aufpassen.« Die Worte seiner Frau waren eine trotzige Beteuerung, aber vielleicht drückten sie auch nur eine Hoffnung aus.
     
    Sobald Belknap wieder auf dem Kopfsteinpflaster der Seitenstraße stand, telefonierte er mit Gianni Mattucci, seinem alten Verbindungsmann bei den Carabiniere . In Italien – und die hiesige Polizei bildete keine Ausnahme – setzte man auf Freunde, statt sich auf den Dienstweg zu verlassen. Er erklärte Mattucci rasch, was er brauchte. Vielleicht war Lucia wirklich so verschwiegen, wie ihre Eltern behaupteten, aber die Aufzeichnungen der Telefongesellschaft würden auskunftsfreudiger sein.
    Mattuccis Stimme klang, als hebe er abwehrend die Hände. »Piu lento! Langsamer!« verlangte er. »Gib mir den Namen und die Adresse. Dann lasse ich die städtische Datenbank ihre INPS-Nummer heraussuchen.« Über diese Sozialversicherungsnummer ließ sich alles Mögliche herausbekommen. »Damit frage ich bei der Telefongesellschaft nach.«
    »Sag mir, dass das nicht lange dauert, Gianni.«
    »Ihr Amerikaner … immer habt ihr’s eilig. Ich tue mein Bestes, okay, mein Freund?«
    »Dein Bestes ist meistens ziemlich gut«, gestand Belknap ein.
    »Geh einen Espresso trinken«, sagte der italienische Polizeiinspektor beschwichtigend. »Ich rufe zurück.«
    Belknap war erst wenige Blocks weit gegangen, als sein Handy klingelte. Der Anruf kam von Mattucci.
    »Das war schnell!«, meinte Belknap

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