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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gesehen. Doch noch nie war jemand wie Todd Belknap dort aufgetaucht.
     
    Andrea Bancroft hielt erneut am Straßenrand und wählte eine weitere Nummer auf der Telefonrechnung, die ebenfalls sehr oft
angerufen worden war. Sie gehörte zu einer Baumschule in New Jersey, die vermutlich mit der Neugestaltung des weitläufigen Parks betraut gewesen war. Andrea strich sie aus. Sie würde systematischer vorgehen müssen; sie würde nicht sehr weit kommen, wenn sie einfach nur Telefonnummern wählte und abwartete, wer sich meldete. Im Fall der ausländischen Handynummer hatte der Mann, der sich gemeldet hatte, kaum etwas gesagt – was sicherlich verdächtig, aber nicht sehr aufschlussreich gewesen war. Sie steckte die Telefonrechnung wieder in ihre Umhängetasche und ließ ihren Gedanken freien Lauf. Etwas setzte ihr zu … irgendein merkwürdiges Detail.
    Aber was?
    Es war morbid von ihr, kein Zweifel, aber sie hatte wieder einmal das Bedürfnis, sich die schmerzlichen Teenager-Erinnerungen an den Tod ihrer Mutter ins Gedächtnis zurückzurufen. Der Polizeibeamte an der Haustür … bereit, ihr die schlimme Nachricht schonend beizubringen. Nur war sie schon informiert worden  – aber wer war der Anrufer gewesen? Das lag jetzt über ein Jahrzehnt zurück. Trotzdem hatte jemand angerufen, um ihr zu sagen, ihre Mutter sei tödlich verunglückt. Und dann fiel ihr ein, weshalb die rauchig-heisere Stimme des Mannes, der angerufen hatte, um jemanden von der Bancroft-Stiftung anzukündigen, ihr einen eisigen Schauder über den Rücken gejagt hatte.
    Es war wieder die Stimme des Mannes gewesen, der in jener Nacht angerufen hatte.
    Damals hatte sie angenommen, der Anruf komme von der Polizei  – aber der Polizeibeamte an der Tür hatte verständnislos gewirkt, als sie diesen Anruf erwähnt hatte. Vielleicht täuschte sie sich. Vielleicht war alles nur Einbildung. Und trotzdem … eine Kleinigkeit hatte sie in jener Nacht stets irritiert wie eine Wimper unter einem Lid. Ihre Mutter sollte einen Blutalkoholgehalt von 1,3 Promille gehabt haben – dabei rührte sie nie einen Tropfen Alkohol an. Andrea protestierte. Der freundliche Polizeibeamte
stellte eine einfühlsame Frage: Ob sie früher alkoholkrank gewesen sei? Ja, aber ihre Mutter war zu den Anonymen Alkoholikern gegangen, hatte seit Jahren keinen Tropfen mehr getrunken. Der Polizeibeamte hatte genickt; er hatte zugegeben, ein ehemaliger Alkoholiker zu sein, der seine Sucht mühsam überwunden hatte. Deshalb wusste er, dass fast jeder irgendwann rückfällig wurde. Andreas Proteste waren ruhig und freundlich ignoriert worden – als die Empörung einer fürsorglichen Tochter, die nicht bereit war, die Wahrheit zu akzeptieren.
    Wann ist’s passiert?, hatte die damals 17-jährige Andrea gefragt. Vor ungefähr zwanzig Minuten, hatte der Polizeibeamte geantwortet. Nein, hatte Andrea gesagt, es muss früher gewesen sein – ich bin vor mindestens einer halben Stunde angerufen worden.
    Der Uniformierte hatte ihr einen seltsamen Blick zugeworfen. An viel mehr konnte sie sich nicht erinnern, weil dann alles in einem Meer aus Kummer versunken war.
    Das musste sie Paul Bancroft erzählen. Sie würde mit ihm darüber reden, beschloss sie. Doch wenn er es bereits wusste? Wenn er viel mehr wusste, als er sich anmerken ließ? Ihr Kopf begann zu schmerzen.
    Andrea fuhr die Old Post Road entlang. Sie stellte die Scheibenwischer an, bevor sie merkte, dass nichts ihr die Sicht nahm als die Tränen, die sich in ihren Augen sammelten.
    Du bist dabei, die Nerven zu verlieren, Andrea , schalt sie sich. Aber eine andere Stimme, dunkler und tiefer, widersprach energisch: Vielleicht bist du dabei, etwas zu finden, Andrea. Vielleicht wirst du bald fündig.
     
    Flinke Finger huschten über eine Computertastatur. Finger, die ihre Aufgabe kannten, die eine komplexe Serie von Befehlen geschickt und präzise ausführten. Mit einem Schauer von leisen Tastenanschlägen wurde eine E-Mail geschrieben. Noch ein paar Anschläge, dann war die Nachricht verschlüsselt und wurde zu
einem Offshore-Service geschickt, um anonymisiert und entschlüsselt an ihren Empfänger im US-Senat weitergeleitet zu werden. In weniger als einer Minute würde der Computer im Büro eines amerikanischen Senators mit einem Klingelzeichen den Eingang einer neuen E-Mail melden. Mit der Nachricht würde die Absenderkennung eingehen:
    GENESIS.
    In den folgenden Minuten wurden weitere Mitteilungen verschickt, weitere Anweisungen

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