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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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schließt die letzte Tasche. »Damit sinkst du wie ein Mafiaopfer.« Sie verlangsamt ihr Tempo nicht im geringsten, als sie hinter mich tritt. Ich will mich umdrehen, aber durch das zusätzliche Gewicht an meiner Taille und das Schwanken des Bootes verliere ich leicht das Gleichgewicht.
    »Muß ich dafür nicht eine Prüfung ablegen?« erkundige ich mich.
    »Du liebst Regeln, was?« Gillian legt ihren eigenen Gewichtgürtel an. »In solchen Unterrichtsstunden lernst du nur, nicht in Panik zu geraten.« Damit streift sie mir eine aufblasbare Rettungsweste über. Auf dem Rücken der Weste sind die Sauerstoffflasche und deren Schläuche befestigt. Ich hocke mich hin, und sie hebt die Weste auf meine Schultern. Die dreißig Pfund Zusatzgewicht ziehen mich beinahe hintenüber. Gillian hat das erwartet und stützt mich.
    »Ich sage dir was«, meint sie, während sie überprüft, ob meine Weste ordentlich befestigt ist. »Ich würde dich nicht mit hinunter nehmen, wenn es nicht sicher wäre.«
    »Und was hat es mit dieser Taucherkrankheit auf sich? Ich will nicht in irgendeiner Dekompressionskammer landen.«
    »Wir gehen nur zwanzig Fuß tief. Die Taucherkrankheit schlägt erst zu, wenn du mehr als sechzig Fuß tief getaucht bist.«
    »Und wir gehen nur auf zwanzig runter?«
    »Nur zwanzig«, wiederholt sie. »Allerhöchstens dreißig.« Sie hockt sich hin und wuchtet sich ihre eigene Weste mit den Sauerstoffflaschen auf ihre Schultern. »Das ist nicht viel mehr, als dieser Kahn lang ist.« Sobald sie mit ihrer Weste fertig ist, greift Gillian nach einem meiner vier Schläuche und drückt einen Knopf an seinem Ende. Es zischt. Meine Weste füllt sich mit Preßluft und drückt fest gegen meine Rippen. »Wenn alles andere schiefgeht, bleibt dir noch diese Rettungsweste«, meint sie. Ihre Worte klingen, als hätte ich Angst, in einem Planschbecken zu ertrinken.
    Sie bläst ihre Weste auf, schnappt sich eine Tauchmaske und eine Taschenlampe, steigt in ihre Flossen und tritt auf den Kühler am Ende des Bootes.
    »Warte, Gillian …«
    Sie dreht sich nicht einmal herum. Es platscht, und das Boot schwankt ein wenig. Sie liegt auf dem Rücken, geht unter und taucht dann sofort wieder auf. »Du mußt das einfach fühlen!« ruft sie.
    »Ist es warm?«
    »Es ist eiskalt!« Gillian lacht laut. Für sie ist es anscheinend die Party des Jahres.
    »Komm schon!« ruft sie. »Du mußt wenigstens mit hineinkommen. Wenn es dir nicht gefällt, kannst du ja hier oben ein bißchen herumplanschen!«
    Es ist nicht fair, aber ich stelle mir trotzdem Beth in derselben Lage vor. Sie haßt Kälte. Und um diese Zeit? Sie wäre nicht einmal in das Boot gestiegen.
    »Los geht’s!« schreit Gillian, als ich nach der Maske und den Flossen greife. »Stell dich auf den Kühler, und dann ab ins Wasser!«
    Ich schiebe die Maske über mein Gesicht und halte besorgt die Schläuche fest. »Bist du sicher, daß dies die beste Möglichkeit ist reinzukommen?«
    »Jacques Cousteau selbst könnte es nicht besser machen. Ein großer Schritt für die Menschheit …!«
    Ich schließe die Augen, springe ab und tauche sofort unter. Das Extragewicht an meinem Gürtel zieht mich unter Wasser, aber dank meiner Weste tanze ich wie ein Korken an der Oberfläche. Ohne die Sonne auf dem Wasser ist es trotz meines Anzugs eiskalt.
    »Kalt genug für dich?« erkundigt sich Gillian.
    »Ja, es ist phantastisch.«
    Das Wasser ist dunkel und verlassen, die Maske sitzt fest auf meinem Gesicht, und alles, was ich höre, ist das Thema von Der Weiße Hai.
    »Du bist also bereit zu tauchen?«
    »Jetzt sofort?«
    Sie beobachtet mich genau durch ihre Maske, schwimmt mit einem kurzen Flossenschlag auf mich zu und packt mich an den Schultern. »Du wirst es großartig hinkriegen, ganz ohne Zweifel.«
    Als sie zurücktreibt, greife ich über meine rechte Schulter und erwische den Schlauch mit dem Mundstück. »Ich brauche nur durch das hier zu atmen?«
    »Das ist die Essenz des Lehrbuchs. Atmen, atmen, atmen. Warum schwimmst du nicht einfach zuerst mal eine Runde um den Block?«
    Wie zuvor schiebe ich das Mundstück zwischen meine Zähne, und Darth Vader ist wieder da. Nach drei oder vier Atemzügen deutet Gillian auf das Wasser. Ich beiße auf die Gummigabeln, die das Mundstück fixieren, beuge mich vor und halte meinen Kopf in den Ozean.
    Es gibt eine winzige Pause, bevor ich meinen nächsten Atemzug nehme, aber mein Gehirn schaltet sofort Gillians Instruktionen ein. Atmen, atmen, atmen. Ich

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