Die Bank
beenden kann, ist er schon da. Er klickt den Knopf für Verzeichnis . Hunderte von Mitarbeiterfotos tauchen auf dem Bildschirm auf. Wie vorher scrollt er zum Abschnitt Bildgestaltung . Und wieder findet er den Schwarzen mit dem Grübchen am Kinn. Er klickt ihn an. Nur passiert diesmal nichts. Das Foto bewegt sich nicht einmal. »Ollie …«
»Vielleicht mußt du noch mal alle vier anklicken?« meint Gillian.
»Klick’s noch mal an!«
»Hab ich schon. Es führt nirgendwohin.«
»Tipp die Adresse ein.«
Charlie gibt mir die Tastatur und duckt sich, als ich die erste Hälfte der Internet-Adresse eingebe. Dann tippt er seine ein. Als er Enter drückt, spuckt der Bildschirm eine brandneue Seite aus.
»Alles ist okay. Wir sind noch im Rennen«, sagt er, während wir auf das Bild warten. Eine Sekunde lang sieht es aus, als sollte er recht behalten. Als die Seite schließlich auftaucht, dreht sich mir fast der Magen um. Die Seite zeigt nur einen weißen Hintergrund. Mehr nicht. Nur eine leere Seite.
»Was hat das zu bedeuten?« frage ich.
»Es ist weg …«
»Weg? Das ist unmöglich. Scroll weiter!«
»Da gibt es nichts mehr zu scrollen«, sagt Charlie.
»Bist du sicher, daß du es nicht falsch eingetippt hast?« fragt Gillian.
Er überprüft die Adresse. »Es ist genau dort, wo wir …«
»Es ist nicht weg«, wiederhole ich. »Es kann nicht weg sein.« Ich gehe an meinem Bruder vorbei zum nächsten Computer und reiße das Schild Außer Betrieb ab.
Innerhalb weniger Sekunden bin ich auf der Homepage von Disney.com. »Fangen wir halt einfach wieder von vorn an.«
»Ollie …«
»Es ist okay«, erwidere ich. Ich bin schon fast da. Gillian sagt etwas, aber ich bin vollkommen damit beschäftigt, mich durch die Biografien der Manager zu klicken.
»Ollie, es ist weg. Du wirst es nicht mehr finden.«
»Es ist gleich da, nur noch eine Seite.« Als ich die Firmenpyramide finde, erscheinen ein Dutzend Mitarbeiterfotos auf dem Bildschirm. Zum zweiten Mal gehe ich zu Arthur Stoughton und klicke ihn an. Als nichts passiert, klicke ich noch einmal. Das Foto rührt sich nicht. »Das ist unmöglich«, flüstere ich. Ich versuche mich zusammenzureißen und klicke auf das Foto des blassen Buchhalters, dann auf das der Rothaarigen. Bei beiden passiert nichts.
Charlie beugt sich vor und legt mir die Hand auf die Schulter. »Ollie …«
Ich starre zusammengesunken auf den Bildschirm. Die Ellbogen habe ich auf die Knie gestützt. »Warum kriegen wir nie eine Pause?«
Diese Frage kann auch Charlie nicht beantworten. Er drückt meine Schulter und betrachtet selbst den Schirm. Er kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Vor fünf Minuten hatten wir alles vor der Nase, was Duckworth geschaffen hat. Und jetzt, während mein Bruder und ich ausdruckslos auf den Schirm starren, haben wir gar nichts. Kein Logo einer Bank, kein verstecktes Konto. Und, was das schlimmste von allem ist, keine Beweise.
67. Kapitel
»Walt-Disney-Reservierungen. Hier spricht Noah. Womit kann ich Ihnen dienen?«
»Hallo, ich suche den Informationsservice«, antworte ich der überaus jugendlichen Stimme am anderen Ende der Leitung, während Charlie in die Sonne blinzelt.
»Ich verbinde sie mit der Hauszentrale. Von dort werden Sie weitergeleitet.« Noahs Tonfall ist sicher eine genetische Konstruktion speziell für den Kundendienst.
»Großartig, danke.« Ich halte Charlie und Gillian triumphierend den erhobenen Daumen hin, aber das kann keinen der beiden trösten. Sie stehen rechts und links neben mir an dem öffentlichen Fernsprecher gegenüber der Bibliothek und sehen sich nervös um. Sie glauben nicht, daß ich es hinkriege. Aber große Firmen sind eben große Firmen. Wenn ich jetzt über die Hauszentrale hineingehe, ist es ein interner Disney-Anruf. Wir haben einmal unseren Beweise verloren. Noch einmal schlüpfen sie mir nicht durch die Finger.
»Hier spricht Erinn. Was kann ich für Sie tun?« fragt mich die Telefonistin.
»Erinn, ich suche nach der IS-Gruppe, die das Intranet für Disney-Werksangehörige betreut.«
»Mal sehen, ob wir das für Sie finden können«, erwidert sie. Als sie mich in die Warteschleife hängt, dringt das Lied When You Wish Upon A Star aus dem Lautsprecher.
»Sir, ich stelle Sie zu Steven im Support Center durch«, verkündet die Telefonistin schließlich. »Er hat die Durchwahl 2538, falls Sie getrennt werden.«
Ich beiße die Zähne zusammen und warte darauf, daß die Musik endlich aufhört.
»Hier spricht
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