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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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genauer hinsehen zu können. War er …? Nein. Sie sah, wie sich seine Brust hob und senkte. Er war lediglich bewußtlos.
    Es gab noch ein Geräusch, diesmal einige Gänge entfernt. Gillian war erschrocken aufgesprungen, doch als sie es wieder hörte, lächelte sie. Das klang, als wenn da jemand keuchte und um Atem rang.
    Sie sah sich um und ging zum Ende des Ganges. »Charlie!« rief sie. »Ich bin’s, Gillian!«
    Das Atmen hörte auf.
    »Charlie? Bist du da?«
    Immer noch kam keine Antwort.
    Sie ging zum nächsten Gang und dann zum nächsten. Bis auf die bunten Kostüme und die zwei Köpfe von Ahörnchen und Behörnchen waren die Gänge leer.
    »Charlie, du hast die Schüsse doch gehört! Oliver ist getroffen worden!«
    Erneut keine Reaktion.
    »Er ist angeschossen worden, Charlie. Er hat Gallo getroffen, und der hat ihn am Schenkel erwischt. Wenn wir ihn nicht bald zu einem Arzt schaffen …!«
    »Gillian, ich kann nur hoffen, daß du keinen Blödsinn erzählst!« drohte eine Stimme hinter ihr.
    Sie wirbelte herum, als Charlie aus dem Gang trat, an dem sie soeben vorbeigegangen war. Er hielt den Besen in der rechten Hand, und obwohl er versuchte, ein entschlossenes Gesicht zu machen, mußte er sichtlich um jeden Atemzug ringen.
    »Geht es dir gut?« fragte sie.
    Er musterte sie aufmerksam. Ihre Hände waren leer. Nichts Ungewöhnliches. »Bring mich einfach zu Ollie«, forderte er sie auf. Er drehte ihr den Rücken zu und wollte zur Tür gehen. Doch bevor er auch nur einen Schritt gemacht hatte, hörte er das gedämpfte Klicken hinter sich. Charlie erstarrte mitten in der Bewegung.
    »Tut mir leid«, sagte Gillian, als sie auf seinen Rücken zielte. »Das hast du nun davon, weil du einer Fremden vertraut hast!«
    Charlie wollte sie nicht ansehen und schloß die Augen. Aber kampflos würde er auch nicht untergehen. Seine Finger verkrampften sich um den Besenstil. Gillians Finger legte sich auf den Abzug. Charlie sprang so schnell herum, wie er konnte, doch er war nicht annähernd schnell genug.

85. Kapitel
    Joey hat ihren Finger auf den Abzug gelegt und schaut mich und Shep an. Aber sie wird eindeutig von dem in Anspruch genommen, was aus ihrem Ohrhörer dringt. Ich habe meine Arme in die Luft gestreckt, aber ich kann meine Uhr trotzdem sehen. Es ist schon nach sieben. Lapidus sitzt längst in seinem Wagen und ist auf dem Weg nach Connecticut. Sie wird ihn niemals aufspüren …
    »Hallo, Mr. Lapidus?« spricht sie ins Mikrofon. »Hier spricht Joey … Genau, die Privatdetek… Nein, wir haben das Geld noch nicht gefunden … Sicher, das verstehe ich, Sir, aber ich habe nur eine kurze Frage, bei der Sie mir hoffentlich weiterhelfen können. Kennen Sie jemanden namens …« Sie schaut auf Sheps Ausweis. »… Kenneth Kerr?«
    In der folgenden, langen Pause hört Joey nur zu. Je länger sie dauert, desto konzentrierter schaut sie Shep an. Er zuckt nicht mit der Wimper. Er glaubt, sie blufft. Solange er ruhig bleibt, kann sie ihm nichts unterstellen.
    »Nein … Das verstehe ich, Sir«, sagt Joey jetzt. »Natürlich, Sir. Nein, ich wollte nur sichergehen.«
    Sie nimmt das Telefon vom Gürtel und zieht den Ohrhörer heraus. Die Waffe hat sie in der rechten Hand und das Telefon in der linken. Sie reicht Shep das Handy und sagt: »Lapidus will mit Ihnen sprechen …«
    Shep schaut mich kurz an, und dann gleitet sein Blick zu Joey zurück. Ohne innezuhalten, tritt er vor und schätzt Joeys Reaktion ab. Die Rothaarige lächelt freundlich und beobachtet ihn. Ich stehe reglos da, und mir wird klar, daß die beiden in verschiedenen Ligen spielen. Ich habe keine Ahnung, wer hier im Vorteil ist.
    Als Shep sich ihr nähert, sucht Joey nach einem verräterischen Zeichen. Ein Zucken im Auge. Eine Bewegung der Schulter. Aber Shep ist zu gut, um sich zu verraten.
    Je näher er ihr kommt, desto mehr wird der Größenunterschied deutlich. Ich rechne damit, daß Joey zurückweicht. Aber das tut sie nicht. »Hier, bitte.« Sie reicht ihm das Telefon. Ihre Waffe ist noch auf ihn gerichtet, als er auf sie zukommt.
    »Danke«, sagt Shep, als er es ihr abnimmt. In seiner Stimme schwingt keinerlei Furcht mit. Er ist vollkommen ruhig. Sie stehen sich so nah gegenüber, daß sie sich beinahe berühren. Keiner von beiden gibt nach. Ich sehe es auf Joeys Gesicht. Er hat den Test bestanden. Doch als er nach dem Handy greift und sich ihre Handflächen berühren, greift Shep fester zu, packt das Handy und Joeys Hand und rammt ihr beide Fäuste

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