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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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auf seinen Rücken und legte ihm ein pelziges Stück Stoff um den Hals. Es war der orangefarbene Kostümschwanz eines Tigers.
    Verzweifelt rang Charlie nach Luft, riß und zerrte und versuchte zumindest seine Fingerspitzen unter den Kostümschwanz zu bekommen. Dabei fühlte er den Draht, der sich in dem Schwanz befand: eine dünne Metallfeder.
    Charlie wand sich mit letzter Kraft, aber Gillian ließ nicht los. Je mehr er sich herumwarf, desto fester zog sie, und desto schwerer gelang es ihm, Luft zu holen. Er fühlte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg, biß die Zähne zusammen und versuchte einen letzten Atemzug zu holen. Aber er bekam keine Luft mehr. Der Metalldraht drückte auf seinen Adamsapfel.
    Seine Nase blutete, und vor seinen Augen tanzten graue Sterne durch die Luft. Er riß sich noch einmal zusammen und ließ den Draht um seinen Hals los. Gleich würde er ohnmächtig werden. Er konnte immer noch die Waffe hinter Mickys und Plutos Köpfen sehen. Sie war jedoch eindeutig zu weit weg. Etwas anderes lag viel näher. Charlie packte den Lederriemen, der innen an Plutos Kopf befestigt war, und drehte sich mit aller Kraft auf die Seite. Der Draht schnitt immer noch in seine Kehle. Doch darauf durfte er jetzt nicht achten. Er hielt den Riemen fest und zerrte Plutos Kopf herum. Der Kopf beschrieb einen Bogen durch die Luft und traf Gillian wie eine fünfzehn Pfund schwere Kanonenkugel an der Schläfe. Mit einem leisen Keuchen sank sie zu Boden.
    Zwar mußte sie den Tigerschwanz loslassen, aber sie gab nicht auf.
    »Du bist so gut wie tot!« fauchte sie, während Charlie hustend Luft holte. Sie kam schnell wieder auf die Füße. Charlie kämpfte um sein Gleichgewicht, während er sich ebenfalls aufrappelte. Er stand gebückt da, seine Schulter pochte schmerzhaft, und er konnte kaum aufrecht stehen. Einem weiteren Angriff würde er nicht mehr standhalten. Aus Gillians Nase sickerte ein dünner Blutfaden. »Jetzt fühlst du es, was?« fragte sie.
    Vollkommen erschöpft überlegte er, ob er weglaufen sollte. Er sah zur Tür und … Nein, dachte er. Ich bin schon genug weggelaufen!
    Er machte zwei unsichere Schritte, drehte sich zu Gillian um und packte den Lederriemen fester. Blind vor Wut stürzte sie sich auf ihn. Charlie rührte sich nicht, sondern holte langsam aus. Seine Augen waren schmale Schlitze. Er hielt den Riemen so fest, daß sich seine Fingernägel in sein Fleisch gruben. Noch nicht … noch nicht , sagte er sich. Sie war fast da. Jetzt!
    Charlie schob sein Standbein zurück und holte aus. Wie ein mittelalterlicher Morgenstern schoß der Kopf durch die Luft. Es dröhnte, als er auf Gillians Ohr landete. Unter der Wucht des Aufpralls platzte der Graphitkopf auf, und ein Riß zuckte durch Plutos Auge. Gillian stürzte, wie vom Blitz gefällt, zu Boden. Diesmal würde sie nicht mehr aufstehen. Soviel war sicher. Zitternd rang Charlie nach Luft. Er beugte sich vor und ließ den Lederriemen los. Er konnte nicht anders. Er hatte keine Kraft mehr in den Fingern. Plutos Kopf fiel polternd zu Boden, und Charlie stolperte zur Seite, als ein stechender Schmerz wie ein Nadelstich durch sein Herz fuhr.
    Er stürzte gegen einen Kleiderständer und warf einige Kostüme zu Boden. Sein Herz pumpte und pumpte. Bitte … nicht jetzt …, flehte er. Er wollte sich umdrehen und zu Oliver laufen, hielt sich an dem Ständer fest und kämpfte sich den Gang entlang an dem hölzernen Wandschirm vorbei.
    Sein Herz schlug immer schneller, fast wie ein Trommelwirbel in seiner Brust. Er schloß die Augen … tastete nach seinem Puls … Meine Güte! Er raste …
    »Ol… Ollie!« rief er, aber seine Stimme versagte. »Ollie!« Er stolperte durch den Flur, taumelte durch den Durchgang, umfaßte mit zitternden Händen den Knauf und zog die Tür auf. Er mußte nur noch hindurchtreten. Es war so nah, aber irgendwie schien die Tür vor ihm zurückzuweichen … Sein Hals war klatschnaß. Er hatte Würmer in seinem Herzen, die sich wanden und sich immer tiefer in sein Fleisch gruben. Er versuchte zu atmen, aber er bekam einfach keine Luft. Durch die offene Tür sah er, wie Charlie und Shep miteinander kämpften. Shep! Jetzt wußte er, daß es ein Traum war. Aber als Charlie weiter zusah … Ollie schien die Oberhand zu gewinnen. Tränen stiegen ihm in die Augen, als Shep und Ollie plötzlich verschwanden. Du kriegst ihn, Bruderherz … Eine Faust schloß sich um sein Herz und drückte es zusammen. Er verzog vor Schmerzen das Gesicht,

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