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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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beschäftigt mich auch. Auf jeden Fall steckt eine dritte oder gar vierte Person dahinter. David, überleg doch bitte mal ganz genau … könnte es irgend jemanden geben, der ganz persönlich etwas gegen dich hat, aus welchem Grund auch immer, und dem jedes Mittel recht ist, sein Ziel zu erreichen? Und das Ziel ist offensichtlich, dich zu vernichten. Der- oder diejenigen schrecken dabei vor keinem Mittel zurück, wie du selber siehst. Irgend jemand aus der näheren oder ferneren Vergangenheit? Jemand, dem du vielleicht unbewußt derart auf die Füße getreten bist, daß er sich jetzt so grausam rächt?«
    »Wir werden deine Brut vernichten«, flüsterte David vor sich hin. »Mein Gott, das ist kein Scherz mehr.« Er schaute Henning direkt an, schüttelte den Kopf. »Nein, Manfred, du mußt mir glauben, ich habe keine Ahnung. Ich habe niemals jemandem auf die Füße getreten, zumindest nicht so, daß solche Verbrechen gerechtfertigt wären. Nein, niemals …« Er stockte, sprach nicht weiter.
    »Was ist?«
    »Hm, es ist ein geradezu absurder Gedanke, nein, vergiß es … der Mann hat es wahrhaft nicht nötig …«
    »Wer?«
    »Werner Holbein. Er ist mein Arbeitgeber, ihm gehört die P RO C OM . Wir waren eine ganze Weile befreundet, bis wir uns bei der Entwicklung eines Programms in die Haare gerieten und sich ab da unsere Wege trennten.« Er machte eine Pause, fuhr dann fort: »Er stieg in den NetServer-Markt ein, während ich mit meinem Textverarbeitungsprogramm den Markt anführte. Er hat wohl nie verwunden, daß ich und meine Mitarbeiter einfach besser waren als er.«
    »Aber trotzdem hat er dich eingestellt? Das ergibt keinen Sinn, tut mir leid.«
    »Er hat mich nicht nur eingestellt, er hat sich sogar bei der Bank für mich stark gemacht. Aber da wußte ich noch nichts über die Hintergründe seines Handelns.« David grinste zynisch. »Ich habe gestern mehr durch Zufall herausgefunden, daß Holbein letztes Jahr derjenige war, der die Softwarerechte an M ARQWORD erworben hat. Nur daß es jetzt nicht mehr M ARQWORD, sondern C OMWORD heißt. Dieser Schweinehund hat sich auf diese Weise an mir gerächt. Er braucht keine Morde dafür.«
    »Ich würde trotzdem ganz gerne mit ihm sprechen.«
    »Meinen Segen hast du. Tut ihm vielleicht auch mal ganz gut, mit der Polizei zu tun zu haben. Aber er steckt nicht dahinter, dazu ist er nicht der Typ. Er ist einfach nur geldgeil und will Macht. Und die hat er mit diesem Produkt. Alles andere interessiert ihn nicht.«
    »Aber warum hat er dich eingestellt? Er hätte doch keinen Grund gehabt …«
    »Keine Ahnung«, meinte David schulterzuckend, »vielleicht so eine Art schlechtes Gewissen, auch wenn ich mir das bei ihm nicht so recht vorstellen kann. Ist ja auch egal, Hauptsache, ich habe den Job.«
    »Fällt dir sonst noch jemand ein?«
    »Nein, und wie gesagt, auch Holbein ist nicht der Typ für solche Sachen.«
    »Was ist mit den Anrufen?«
    »Der Kerl meldet sich sporadisch. Johanna und die Kinder, bis auf Alexander, fahren am Wochenende für drei, vier Wochen an die Ostsee, raus aus dem nervlichen Streß. Und wenn sie wiederkommen, ist hoffentlich der ganze Alptraum endlich vorbei … Tu mir um Himmels willen einen Gefallen – schnappt dieses Schwein. Ich werde dir helfen, wo ich kann, aber auch ich halte nicht mehr lange durch. Ich habe Angst um meine Familie.«
    »Kann ich verstehen. Wir tun unser Bestes, und vor allen Dingen, ich werde dich auf dem laufenden halten. Okay? Und sollte dir doch noch irgend etwas einfallen, auch wenn es dir vielleicht völlig nebensächlich erscheint, dann laß es mich umgehend wissen. Wir müssen jeder noch so vagen Spur nachgehen.«
    David nickte, Henning stand auf, leerte sein Glas und stellte es zurück auf den Tisch. »Mach’s gut, Junge, und halt die Ohren steif. Irgendwann begeht jeder Verbrecher einen Fehler, und auch hier wird es nicht anders sein. Irgendwann wird er unvorsichtig. Und morgen nehm ich mir mal diesen Holbein vor. Tschüs.«

Mittwoch, 11.00 Uhr
    Manfred Henning schaute bei der P RO C OM vorbei, um sich mit Holbein zu unterhalten. Das Gespräch war nach zehn Minuten beendet, Holbein hatte für jeden Zeitpunkt der Morde ein handfestes Alibi. Und sein Gefühl sagte Henning, daß Holbein tatsächlich so war, wie David ihn beschrieben hatte – geldgeil und machtbesessen. Die ganze Art, wie er sich benahm, wie er gekleidet war, seine Arroganz, all dasließ auf einen eiskalten Geschäftsmann schließen, aber nicht auf

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