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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Seite gelegt, und jetzt schließen Sie die Augen, und denken Sie an etwas Schönes. Einen Sonnenaufgang über dem Meer, eine saftig grüne Wiese, eine schöne Frau …«
    Van Houdsten befolgte alle Anweisungen, er schloß die Augen, ein leichtes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen.
    »Einen Moment noch, bleiben Sie aber so entspannt wie jetzt liegen, ich hole nur etwas Creme aus meiner Tasche.«
    Van Houdsten hörte den Reißverschluß, lächelte immer noch. Er spürte kaum, wie Sekunden später rasend schnell das rasiermesserscharfe Stilett von einer Seite seines Halses zur andern gezogen wurde. Er riß vor Entsetzen die Augen auf, ungläubig auf die Person schauend, das Blut pulsierteaus seinem Hals, er war unfähig, einen Laut von sich zu geben. Er spürte auch kaum noch, wie das Stilett in seine Augen stieß und leere Höhlen zurückließ. Dann öffnete die Person seine Hose, und mit einem behenden Schnitt entfernte sie seinen Penis und die Hoden, spreizte seine Beine und legte beides dazwischen. Für einen Moment blieb die Person regungslos vor dem Toten stehen, betrachtete ihn mit seltsam fernem Blick, ein kurzes Lächeln, sie legte seine Arme wieder an die Seite, dann wandte sie sich ab, wusch das Stilett und trocknete es ab, steckte es in die Tasche. Nahm einen Waschlappen, wusch die Nackenpartie des Toten sowie die Füße, auch wenn sie diese nicht einmal berührt hatte. Die Person nahm die Tasche, ging zur Tür, öffnete sie, betrat den Flur, zog die Tür hinter sich zu. Sie fuhr mit drei anderen Personen nach unten, durchquerte die geräumige Eingangshalle, die um diese Zeit von vielen Menschen bevölkert wurde, die meisten davon Messebesucher. Die Person trat nach draußen, setzte sich in ein Taxi. Ihr Auftrag war erledigt.

Dienstag, 10.00 Uhr
    Manfred Henning stand zusammen mit seinem Kollegen Schmidt vor dem Toten. Ging um das Bett herum, begutachtete genauestens den makabren Anblick. Die leeren Augenhöhlen, der lange, tiefe Schnitt von einem Ohr zum anderen, die abgeschnittenen Genitalien, die zwischen den gespreizten Beinen lagen, das blutdurchtränkte Bett.
    »Wer hat ihn gefunden?« fragte Henning einen der Streifenbeamten, der zuerst am Tatort war.
    »Das Hausmädchen. Sie wollte das Zimmer saubermachen,und … na ja, sie wird gerade von einem Arzt behandelt. Ist ja auch kein schöner Anblick.«
    »Wie heißt er?«
    »Jan van Houdsten. Hat einen südafrikanischen Paß. Kam gestern abend um Viertel vor zehn mit der Maschine aus Kapstadt hier an …«
    »… und ich nehme an, sein Zimmer war bereits reserviert, und zwar schon seit einer ganzen Weile, denn jetzt zur Messe sind die Hotels doch alle lange im voraus ausgebucht. Hat schon jemand den Arzt benachrichtigt?«
    »Ja, er müßte gleich hier sein.«
    Kaum hatte Schmidt die Worte ausgesprochen, kam der Arzt. Er stellte seinen Koffer auf den Boden, seine Miene war ausdruckslos. Er öffnete den Koffer, streifte sich Gummihandschuhe über, holte das Thermometer heraus. Maß die Temperatur des Toten rektal, 34,3 °C, drehte ihn kurz auf die Seite, befühlte die Haut des Rückens.
    »Und?« fragte Henning.
    »Er ist seit maximal drei Stunden tot. Ich würde sagen, er wurde zwischen sieben und acht getötet. Mehr kann ich nach der Autopsie sagen. Bringt ihn in die Gerichtsmedizin.«
    »Erst brauchen wir noch seine Fingerabdrücke«, sagte Henning. Der Mann von der Spurensicherung beeilte sich mit seiner Arbeit, van Houdsten wurde in einen Plastiksack gesteckt und über den Lastenaufzug durch den Hintereingang zum Leichenwagen gebracht.
    »Was denken Sie, Schmidt?« fragte Henning.
    »Wahrscheinlich das gleiche wie Sie. Es erinnert irgendwie an den Mordfall Meyer, vor allem die durchschnittene Kehle und die ausgestochenen Augen.«
    »Hm, genau das gleiche denke ich auch. Und ich würde mein letztes Hemd verwetten, daß dieser Kerl nicht als van Houdsten zur Welt gekommen ist, sondern unter einem ganz anderen Namen – Neubert. Sind Sie da auch meiner Meinung?«
    »Sicher, und jetzt?«
    »Wir lassen die Fingerabdrücke untersuchen, damit wir den endgültigen Beweis haben. Und dann das übliche – Befragungen. Scheißjob! Verdammter Scheißjob!«

Dienstag, 10.30 Uhr
    Die Fistelstimme. Kurz und bündig und mit einem geradezu satanischen Kichern sagte er: »Jetzt ist es bald soweit, bald sind alle dran.« Dann legte der Anrufer auf.
    Johanna bebte und zitterte wie jedesmal, wenn dieses ungreifbare Ungeheuer sich wie Starkstrom auf ihre Nerven

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