Die Bankerin
meine Mutter …«
»Ich arbeite für sie, aber das habe ich dir schon einmal gesagt«, sagte David leise und verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln.
»Und was?«
»Sie bezahlt mich dafür, daß ich dreimal in der Woche zu ihr komme und allerlei Arbeiten verrichte.«
»Das heißt, du bist so was wie ein Hausangestellter?«
»Wenn du es so nennen möchtest. Ich bin selber nicht glücklich damit, aber was soll ich tun? Sie hat mir den Job angeboten, und ich habe angenommen. Es ist nichts Verbotenes daran.«
»Schläfst du mit ihr?«
»Bist du immer so direkt?«
»Meistens. Ich rede nicht gern um den heißen Brei herum. Also, tust du’s?«
»Und wenn ich es täte?«
»Bezahlt sie dich auch dafür?«
»Findest du nicht, daß deine Neugier ein bißchen sehr weit geht?«
»Verdienst du so wenig in deinem Beruf, daß du das nötig hast?«
»Laß uns das Thema wechseln …«
Sie blieb hartnäckig. »Was sagt denn deine Frau dazu? Ich meine, weiß sie überhaupt, daß du einer sehr gutaussehenden, alleinstehenden Frau dreimal in der Woche in den Abendstunden die Zeit versüßt?«
»Sollte sie es wissen?«
Esther drehte den Kopf etwas zur Seite, um so David besser ansehen zu können. Dann sagte sie: »Sie weiß es nicht, oder? Du hast ihr bestimmt irgendein Märchen aufgetischt, und sie hat es gefressen. Hauptsache, die Kohle stimmt.«
»Lernt man so was auch im Internat – andere Leute auszufragen und sich gleichzeitig die Antworten zu geben?« fragte David etwas säuerlich.
»Ich sagte doch, ich bin sehr intelligent. Und ich kann kombinieren. Aber im Prinzip geht mich das alles wirklich nichts an. Es ist allein dein Problem und das meiner Mutter. Außerdem wollte ich es nur von dir selbst hören. Meine Mutter hat es mir schon gesagt.« Sie hielt inne und veränderte ihre Haltung, indem sie sich auf den Bauch legte. »Könntest du mir bitte den Rücken einreiben? Ich bin ziemlich empfindlich gegen Sonne. Das Öl steht unter der Liege.«
David löste sich vom Geländer, beugte sich nach unten, nahm die Flasche, öffnete den Verschluß und ließ aus vierzig oder fünfzig Zentimetern Höhe einen Tropfen Öl auf die nackte Haut fallen; Esther zuckte zusammen und fing an zu kichern und sagte, das wäre ein saukomisches Gefühl und er solle sie doch bitte richtig eincremen. David gab ein paar Spritzer in seine Handfläche und verrieb das Öl mit sanften, kreisenden Bewegungen auf Esthers Rücken, er hielt sich besonders lange an der Nacken- und Schulterpartie auf,massierte ihre Seiten und glitt schließlich hinunter zu dem meisterhaft geformten Lendenbereich mit zwei niedlichen Grübchen beiderseits der Wirbelsäule bis hin zum Abschluß des knappen Höschens.
»Das tut gut«, knurrte sie. »Das könnte ich stundenlang aushalten, ich glaube, ich könnte dabei einschlafen. Du hast sehr zarte Hände. Wo arbeitest du noch mal, in einer Computerfirma? Gehst du mit deinen Computern auch immer so zärtlich um?«
»Ich weiß es nicht.«
»Liebst du meine Mutter?« fragte sie urplötzlich.
»Nein, ich liebe deine Mutter nicht. Es ist ein Arbeitsverhältnis, sonst nichts.« Warum, um alles in der Welt, zerstörte diese Nymphe durch solche Fragen Momente, in denen er meinte, seinem Ziel ein Stück nähergerückt zu sein?
»Und sie, liebt sie dich?«
»Nein, sicher nicht. Sie …«
»Sie, was?«
»Nichts.«
»Du wolltest sagen, sie ist überhaupt nicht fähig, zu lieben. Stimmt’s? Du hast recht, sie ist kalt bis ins Mark. Sie hat noch nie lieben können. Aber sie kann hassen. Sie haßt, glaube ich, jeden, der glücklich ist. Hat mein Vater gesagt, und wenn ich’s genau bedenke, so hat er wohl recht.«
David massierte weiter Esthers Rücken, festes, junges Fleisch, überzogen von hauchdünnem Flaum. Er spürte, wie bei jeder Bewegung seiner Hände sein Inneres stärker zu vibrieren begann, sein Herzschlag wie eine dumpfe Pauke dröhnte und sein Glied sich nach oben streckte und den Weg ins Freie suchte, der ihm jedoch verwehrt blieb.
»Wollen wir heute abend ins Kino gehen?« fragte David.
»Wie heißt gleich dein Lieblingsschauspieler?«
»Luke Perry? Er ist nicht mein Lieblingsschauspieler, ich habe nur viel Gutes über seinen neuen Film gehört. Ich finde, für Schauspieler oder Sänger zu schwärmen ist Zeitverschwendung.Aber wenn du willst, dann gehen wir ins Kino. Aber bitte eines mit einer Klimaanlage.«
»Die Kinos sind, soweit ich informiert bin, alle klimatisiert.«
»Na gut«, sagte sie,
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