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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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kurze Pause und meinte dann: »Du siehst auch ziemlich mitgenommen aus. Erhol dich gut. Tschüs.«
    »Danke«, erwiderte David und verließ grußlos das Büro. Er lief ziellos einmal die Einkaufsstraße hoch und wieder runter, hörte peruanischen Straßenmusikanten zu, machte einen großen Bogen um verdreckte Penner und einen genauso großen Bogen um wild und entschlossen dreinschauende Jugendliche, schlenderte gedankenverloren durch Kaufhäuser; die Hitze drinnen war kaum auszuhalten, und er fragte sich, wie die armen Kreaturen von Verkäufern und Verkäuferinnen diese Zeit ohne Schaden an ihrem Körper zu nehmen überstanden. Er holte sich ein Hot dog mit viel Senf, in einem Getränkeladen eine Cola. Mit der gleichen Rast- und Ziellosigkeit setzte er sich in seinen Wagen und fuhr los, nicht nach Hause, sondern zu Esther. Unterwegs hielt er kurz an, wählte die Nummer von Nicoles Büro, und als er ihre Stimme hörte, legte er einfach wieder auf.
     
    Als er bei Esther vor der Tür stand, blieb er eine Weile im Wagen sitzen, um zu überlegen, ob das, was er vorhatte, nicht eine riesengroße Dummheit war. Yin und Yang, Jekyll und Hyde, Gut und Böse fochten einen erbitterten Kampf aus über die Frage, ob er aussteigen oder lieber schleunigst nach Hause fahren und eine kalte Dusche nehmen sollte, um zur Besinnung zu kommen.
    Hyde siegte, David stieg aus, ließ die Tür zuschnappen und schloß ab. Mit leicht zittrigen Beinen lief er auf das Haus zu, legte den Zeigefinger auf den Klingelknopf. Ihre junge, weiche Stimme ertönte Sekunden später aus dem Lautsprecher, und als er seinen Namen nannte, drückte sie den Öffner.
    »Was machst du denn um diese Zeit hier?« fragte sie verwundert,als er aus dem Aufzug kam. Sie trug einen roten Bikini, über den sie sich ein weißes Shirt gestreift hatte. Sie ging vor ihm in die Wohnung, den frischen Duft von Sonnencreme hinter sich herziehend. Ein paar Zeitungen lagen auf dem Tisch und dem Boden, eine Liege stand auf dem von grellem Sonnenlicht überfluteten Balkon. Esther begab sich schnurstracks dorthin, zog ihr Shirt aus und streckte ihre wundervolle Gestalt in ganzer Länge aus. David lehnte sich an das Geländer und ließ seinen Blick in einem Moment, in dem sie die Augen geschlossen hielt, über ihren Körper wandern, diesen wunderbaren, kunstvoll geformten Busen, der leider von einem Hauch Stoff verdeckt wurde, dieser flache Bauch mit seiner winzigen Vertiefung in der Mitte, vielleicht der Zugang zu ihrer Seele, diese ganz sanfte, kaum merkliche Wölbung unter dem Höschen, die langen, schlanken, makellos glatten Beine.
    »Ich habe mir Urlaub genommen, und da ich fast allein zu Hause bin, dachte ich mir, ein kurzer Abstecher hierher könnte nichts schaden. Wenn ich wieder gehen soll, mußt du es nur sagen.«
    »Warum denn? Meine Mutter arbeitet aber.«
    »Ich weiß. Ich schlage auch vor, wir behalten dieses Treffen für uns. Ich weiß nicht, wie Nicole reagieren würde, wüßte sie, daß ich dich am hellichten Tag allein hier besuche.«
    »Keine Ahnung, bei der weiß man sowieso nie, wie sie reagiert. Nimm dir einen Stuhl und setz dich zu mir. Wenn du was trinken willst, du weißt ja, wo alles steht. Bei der Gelegenheit könntest du mir auch gleich eine Whisky-Cola mitbringen!«
    »Um diese Zeit?«
    »Was ist an dieser Zeit anders?«
    »Es ist gerade Mittagszeit.«
    »Na und, tu mir einen Gefallen und versuch nicht, den Vater zu spielen, ich habe nämlich schon einen! Okay?«
    »Entschuldige, war nicht so gemeint.«
    David erfüllte Esthers Wunsch und holte sich selber einen Whisky mit viel Eis. Die Sonne brannte auf die immer kahler werdende Stelle an seinem Hinterkopf und seinen Nacken. Jetzt stand er hier und wußte nicht, was er sagen sollte. Er kam sich albern vor, kein Wort fiel, er hielt sich an seinem Glas fest. Als Esther ausgetrunken hatte, stellte sie ihr Glas unter die Liege, legte sich auf die Seite, setzte die Sonnenbrille auf und musterte David.
    »Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt, du und meine Mutter?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Es ist ein seltsames Verhältnis. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, bin aber zu keinem Resultat gekommen. Irgendwas ist merkwürdig, ich weiß aber nicht, was.«
    »Hast du sie schon gefragt?«
    »Um Himmels willen, ich werde mich hüten! Sag du’s mir.«
    »Was willst du mit der Information anfangen?«
    »Nichts weiter, ich bin eben neugierig. Ich meine, ein verheirateter Mann mit vier Kindern, und dann

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