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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Höchsttemperatur hatte gestern sechsunddreißig Grad betragen, die Tiefsttemperatur dreiundzwanzig Grad. In der ganzen Wohnung gab es keine kühle Stelle mehr. Jetzt, mit dem Tag, war Wind aufgekommen, der von Osten heiße Luft durch die Straßen jagte.
    David aß seinen Toast und trank einen schwarzen Tee mit Whisky. Er räumte den Tisch ab und schrieb den für Alexander bestimmten Zettel und kleidete sich an. Der Postbote war schon dagewesen, er hatte nur wieder Reklame gebracht, die David ohne zu öffnen in den Papierkorb warf. Die Temperatur betrug wahrscheinlich jetzt schon knapp dreißig Grad, wie sollte man es bloß während des Tages aushalten?
    Auf dem Weg zu Esther hielt er unterwegs kurz an, um sich eine Zeitung zu besorgen. Am Nachmittag, wenn er Esther wieder verließ, würde er ein paar Lebensmittel einkaufen,Milch, Butter, vor allen Dingen Bananen, ohne die David nicht leben konnte. Ihn plagte oft Übelkeit, ein Arzt hatte einmal gesagt, er hätte einen nervösen Magen, und er hatte herausgefunden, daß Bananen ihm am besten halfen. Keine Medikamente, keine speziellen Diäten, einfach nur Bananen. Er dachte darüber nach, während er an einer lange auf Rot geschalteten Ampel stand, Esther ein Geschenk mitzubringen, das ihrer würdig war. Eine Kette, ein Halsband, ein paar Ohrstecker, doch die Zeit war weit vorangeschritten, und er mußte sich sputen, wollte er um zehn bei ihr sein. Die Spannung befiel ihn wieder, diese an ihm reißende Erwartung, diese Ungeduld, sie wiederzusehen, sie wiedersehen zu müssen, sonst wäre dieser Tag ein lebloser, unnützer Tag gewesen. Er parkte vorsichtshalber hundert Meter vom Haus entfernt. Um fünf vor zehn legte er den Finger auf die Klingel. Die Tür ging einfach auf. Angenehme klimatisierte Kühle im Foyer, der Aufzug stand im Erdgeschoß. Er ballte die Fäuste vor Freude, sie gleich in die Arme schließen zu dürfen, sie, seine kleine Nymphe, seinen Engel.
    Sie wartete vor dem Aufzug auf ihn, kaugummikauend, barfuß, bekleidet mit einem knallroten Bikinioberteil und grellgelben Shorts. Ihre weißen, makellos geraden Zähnen blitzten ihn an, als er aus der Kabine auf sie zutrat, sie kurz in den Arm schloß und ihr einen Kuß auf die geschmeidigen Lippen hauchte und mit ihr in die Wohnung ging.
    »Ich habe nicht einmal vier Stunden geschlafen«, sagte sie. »Rate mal, warum?« Ihr Sonnenscheinlächeln verlieh ihr eine heilige Aura, schelmisch funkelten ihre Augen, sie stand einen Moment wie ratlos vor David, der in ihr Gesicht eintauchte und seinen Blick über diesen wie aus Seide gewebten, schmalen, jungen Körper gleiten ließ. Er trat ganz nahe an sie heran, küßte ihre Stirn – welch Unterschied zu dem Salzwasser, das Johanna ausdünstete! –, er liebkoste ihre Apfelwangen, ihr Näschen und das Gewölbe über ihren Ozeanaugen, strich sanft wie ein lauer Frühlingswind überihre Arme und Schultern, und sie stand regungslos wie eine Statue, sie rührte sich nicht, es hätte ja sein können, daß die geringste Bewegung diesen wundersüßen Traum zerplatzen ließ, und er liebkoste den Ansatz ihrer zarten Brüste, er ging in die Knie und ließ seine Zunge einen Kreis um den von Meisterhand geformten Bauchnabel beschreiben, und die Statue zuckte kurz zusammen, und David schwebte tiefer, seine Hände umfaßten die weichen, glatten, von diesen gelben Shorts (schöne, himmlische, schreckliche Shorts!) bedeckten Bäckchen, und seine süchtigen Lippen machten sich auf den Weg in die Tiefe, die Innenseite ihrer frischen Schenkel wurde sowenig verschmäht wie ihre Kniekehlen, und zum Schluß gab er einen Tropfen seiner Glut auf jeden ihrer in zartem Rosé bemalten Zehen, und dann machte er sich auf den Weg zurück nach oben, und er nahm die gleiche Strecke, und dann langte er an ihrem Hals an, und der Kopf der Statue legte sich sacht zur Seite, um die Liebkosungen auskosten zu können, und sie hatte die Augen geschlossen, ihre filigranen Arme hingen an der Seite herunter, und wenn jetzt die Welt untergegangen wäre, so wäre es David so gleichgültig gewesen wie auch Esther, denn jetzt hatten sie sich, und was hätte schöner sein können, als in diesem Moment gemeinsam von dieser Erde zu gehen. Er schlang seine Arme um sie, und ihre Zungen spielten miteinander und fächerten die Glut ihrer Körper zu lodernden Flammen, die in ihnen aufstiegen und zu einem riesigen Flammenmeer wurden, ein verzehrendes Feuer der Leidenschaft, die wie Magma aus einem Vulkan geschleudert

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