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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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es mir tut. Du mußt jetzt stark sein und dich um Nathalie kümmern. Was ist mit Maximilian?«
    »Er schläft heute nacht bei meiner Mutter. Meinst du, wir sollten nach Hause kommen, sobald sich Nathalie besser fühlt?«
    »Nein, auf keinen Fall, der Kerl ruft immer noch hier an. Ihr bleibt oben, zumindest so lange, bis ich Entwarnung gebe.«
    »Kannst du kommen?«
    »Das geht schlecht, und das weißt du auch.«
    »Mensch, David, es muß doch eine Möglichkeit geben, daß wir zusammen sind?! Ich bin kurz davor durchzudrehen! Meine Nerven halten das nicht mehr lange aus. Aber das verstehst du nicht, was? Du denkst nur an das Scheißgeld!«
    »Jetzt mach aber mal halblang!« explodierte er. »Das Scheißgeld, wie du es nennst, ist doch der Grund für unsere Misere!«
    »Natürlich, Entschuldigung! Bleib doch in Frankfurt und verreck!« schrie sie.
    »Du bist hysterisch, Johanna. Reiß dich zusammen! Ich werde hier unten klarkommen und du dort oben. Und wenndu wiederkommst, unterhalten wir uns in aller Ruhe über unsere Zukunft.«
    »Was meinst du damit?« fragte sie, plötzlich ruhig geworden, als hätte eine kleine, helle Glocke in ihrem Kopf geläutet.
    David hätte sich selbst ohrfeigen können. Er war unvorsichtig in der Wahl seiner Worte gewesen. »Ich meine damit, daß wir uns endlich darüber klarwerden müssen, was wirklich wichtig ist. Und im Augenblick gibt es zwei Dinge, das ist die Sicherheit der Familie, und das ist unser Schuldenberg …«
    »Und wir beide zählen überhaupt nicht mehr, was?«
    »Wir beide? Was meinst du damit?«
    »Denk mal drüber nach, vielleicht kommst du drauf!«
    »Johanna, bitte, warum jetzt? Im Augenblick ist Nathalie die wichtigste Person …«
    »Dann komm, verdammt noch mal, und kümmere dich um sie!«
    »Es geht doch nicht, ich wäre kurz davor, alles zu verlieren. Sei stark, geh zu Nathalie und steh ihr bei. Und wenn du dich beruhigt hast, dann ruf mich wieder an.«
    »O ja, wenn ich mich beruhigt habe! Du redest, als ob du mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun hättest! Du bist ein gefühlloser Eisblock! Mein Gott, du willst Nathalies Vater sein? Ein wirklich besorgter Vater würde sofort zu seiner Tochter eilen und für sie dasein. Aber du, du redest und redest und redest. Wieviel hast du wieder gesoffen? Aus was besteht dein Leben eigentlich noch? Wo warst du denn heute abend? Ich habe zigmal probiert, aber nirgends warst du zu erreichen!«
    »Entschuldige bitte, aber ich war im Kino, ich habe wohl das Recht, mir dann und wann wenigstens eine Kleinigkeit zu gönnen! Und außerdem bin ich nicht betrunken. Weißt du was, dieses Gespräch bringt nichts. Du weißt im Augenblick nicht, was du sagst, du bist nicht Herr deiner Sinne. Knie dich hin und bete, das wird dir helfen …«
    Johanna knallte den Hörer einfach auf. David hielt den Hörer eine Weile gedankenversunken in der Hand. Nein, sagte er kopfschüttelnd zu sich selbst, das hat nichts mit den Anrufen oder mit Thomas zu tun. Sie sind Hunderte von Kilometern weg von hier, und keiner weiß es, außer … Esther und Nicole. Nein, ein absurder Gedanke, der ihm wie ein feuriger Pfeil durch das Hirn schoß, was sollten die beiden schon damit zu tun haben. Es war ein dummer, dummer Zufall, ein grausames Geschick, das Nathalie widerfahren war. Liebe, gute, stille, introvertierte Nathalie, die keiner Menschenseele je ein Leid hätte zufügen können, die Tiere liebte und alle Gewalt verabscheute. Die eine gute Schülerin war und ein ruhiges und friedliches Leben verdiente. Die später eine gute Ehefrau und Mutter sein und ganz wie Johanna werden würde. Nathalie hatte viele Eigenschaften von Johanna geerbt.
    Er setzte sich und trank Whisky. Einen und noch einen und noch einen. Bevor er einschlief, klingelte das Telefon. Er zog einfach den Stecker aus der Wand.

Mittwoch, 8.00 Uhr
    Johanna rief am Morgen um acht an.
    »Nathalie hat die Nacht durchgeschlafen, zum Glück«, sagte sie kühl. »Jetzt ist sie wach, will aber weder etwas essen noch trinken …«
    »Hat sie erzählt, wie es passiert ist?«
    »Sie kann sich nur erinnern, daß sie plötzlich von hinten gepackt und in ein Gebüsch gezerrt wurde, wo die drei über sie hergefallen sind. Sie sagt, daß keiner von ihnen auch nur ein Wort gesprochen hat, sie hätten nur ab und zu gelacht,aber ob Namen genannt wurden, daran kann sie sich nicht erinnern.« Sie machte eine Pause und holte tief Luft.
    »Und was sagen die Ärzte? Wird sie wieder auf die Beine

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