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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Stunde bei Thomas, sie unterhielten sich hauptsächlich über Gott und wie sehr Thomas auf ihn baute. David hoffte nur, daß Thomas nicht allzusehr enttäuscht wurde. Daß er noch eine Chance erhielt, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Daß es Gott überhaupt gab.

Dienstag, 17.30 Uhr
    Zum ersten Mal seit mehr als drei Monaten hatte der Wetterbericht von einer wirklichen Aussicht auf Abkühlung gesprochen. In das über Europa und Nordafrika und dem westlichen Rußland wie festgefressene Hoch kam langsam, aber sicher Bewegung. Ein riesiges und breites Sturmtief setzte sich von Neufundland aus in Marsch über den Großen Teich, und spätestens am Wochenende würde wohl mit einer drastischen Abkühlung zu rechnen sein. David hörte nur mit einem Ohr hin, seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Es gab so vieles zu erledigen in den nächsten Tagen und Wochen. Er kramte aus einem Stapel Papiere seinen Reisepaß hervor, er war noch genau zwei Jahre gültig. Sein Personalausweis war erst ein Jahr alt.
    Er kam sich auf einmal nicht mehr schäbig vor, Johanna und die Kinder allein zurückzulassen (der Alkohol, er ließ ihn klarer denken, unnötige Gefühle beiseite schieben – unnötige Gefühle?!), er wäre sich aber wie ein gemeiner Hund vorgekommen, hätte er sie auf all den Schulden alleine sitzengelassen. Er würde einen Weg finden, die Schulden zu begleichen, und bestimmt half Esther ihm dabei. Sobald er aus Frankfurt verschwunden war, würde er einen Anwalt damit beauftragen, für ihn die Scheidung einzureichen. Alles mußte von Anfang an seine Ordnung haben. Den Telefonaten nach war Johanna ohnehin nicht mehr sonderlich an ihm interessiert, also würde eine Scheidung ihr auch nicht weiter weh tun. Einzig Maximilian würde ihm fehlen, doch Esther war jung, und er stand noch in der Blüte seiner Männlichkeit, er hatte es ihr ja bereits bewiesen, und sie würden Kinder haben, eines hübscher als das andere. Träumer, Phantast!
    Um kurz nach sechs rief er bei Nicole an und fragte sie, ob sie etwas dagegen hätte, wenn er am Abend vorbeischauen würde.
    »Nein«, antwortete sie. »Im Gegenteil, ich würde mich freuen, dich zu sehen.«
    »Gut, ich werde so gegen acht da sein.«
    »Bis nachher.«
    David wartete bis halb acht, dann schrieb er eine Notiz für Alexander, falls er vor Mitternacht wach werden sollte, und stellte den Zettel an den Obstkorb gelehnt auf den Küchentisch.
    An diesem Abend würde er mit Nicole reden. Er würde das Arbeitsverhältnis offiziell beenden, und keine Drohung würde ihn zurückhalten. Bye, bye, Hexe!
     
    Nicole Vabochon kam um Viertel vor neun nach Hause. »Du bist ja da!« sagte sie, als wäre sie erstaunt, ihn zu sehen, und trat näher. Sie schleuderte ihre schwarze Handtasche auf den Sessel, streifte ihre Sandalen ab und ging als erstes an den Schrank, um sich einen Martini einzuschenken. »Wartest du schon lange? Tut mir leid, aber ich mußte vorhin noch einmal weg, und es ist ein wenig später geworden. Aber es ist gut, daß du heute gekommen bist. Ich muß nämlich mit dir reden«, sagte sie, »aber unter vier Augen. Esther weiß schon Bescheid, sie wird solange verschwinden.« Nicole wirkte seltsam entspannt, sie machte nicht den Eindruck, als wollte sie an diesem Abend mit ihm schlafen. »Esther, Schatz, würdest du uns jetzt bitte noch einmal allein lassen? Ich wäre dir dankbar, wenn du vielleicht eine Runde durch den Park drehen würdest, ich habe mit David etwas zu besprechen.«
    Esther kam wortlos vom Balkon, warf Nicole einen eiskalten Blick zu, machte eine Blase mit ihrem Kaugummi, und mit provozierend-laszivem Hinternwackeln durchschritt sie das Wohnzimmer, nahm ihren Schlüssel vom Sideboard und ließ die Tür mit lautem Knall ins Schloß krachen.
    Nicole zündete sich eine Zigarette an und setzte sich David gegenüber. »Es wird kurz und schmerzlos sein. Ich habe mir unser Verhältnis durch den Kopf gehen lassen. Ich bin nicht länger gewillt, für etwas zu bezahlen, wofür ich keine Gegenleistung erhalte. Darum habe ich, und das hast du sicherlich schon festgestellt, für den vergangenen Monat keine Zahlung geleistet, und ich werde so lange nicht zahlen, wie du nicht bereit bist, in allen Punkten eine Gegenleistung für gute Bezahlung zu bieten. Aber noch ist das Geld für dich nicht verloren. Hast du das verstanden?«
    David nickte und lächelte. »Natürlich hab ich das! Ich habe mich tatsächlich schon gewundert, wo das Geld geblieben ist. Jetzt weiß ich’s! Aber

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