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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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habe ihn adoptiert. Er wohnt noch bei uns. Es ist auch für einen jungen Mann nicht leicht, eine Wohnung in Frankfurt zu finden.« Er seufzte auf. »Letztes Jahr hat er noch in Harvard studiert …«
    »Ist es denn nicht sehr eng bei Ihnen zu Hause?«
    »Doch, schon. Aber wir kommen klar. Bis jetzt noch. Undwie es aussieht, wird sich unsere Situation über kurz oder lang sowieso verbessern.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte sie.
    »Wenn ich die Schulden los bin …«
    »Nun, Sie sollten das Fell nicht verteilen, bevor der Bär erlegt ist. Noch ist nicht einmal die erste Rate bezahlt. Und außerdem sind Sie noch in der Probezeit. Und die dauert auch bei mir drei Monate.«
    »Moment, ich dachte, gestern abend …«
    »Gar nichts war gestern abend. Wir haben einen Vertrag geschlossen. Es tut mir leid, wenn ich vergessen habe, das mit der Probezeit zu erwähnen. Es hängt allein von Ihnen ab, wie es nach drei Monaten weitergeht. Strengen Sie sich an!«
    »Ich werde mir alle Mühe geben«, sagte er zähneknirschend.
    »Ich erwarte nichts anderes.«
    Sie aßen zu Ende. Später lehnte Nicole Vabochon sich zurück und rauchte. »Ich möchte Sie bitten, den Tisch abzuräumen und das Geschirr in die Spülmaschine zu stellen. Nun, ich gehe davon aus, daß Sie wissen, wie man eine Küche aufräumt und saubermacht. Ich werde nach nebenan gehen. Wenn Sie Fragen haben, wo was liegt …«
    Er folgte ihrem Befehl. Ohne Murren füllte er die Spülmaschine, wischte den Tisch ab, die Herdplatte, füllte Reiniger und Klarspüler in die Maschine, stellte sie an. Mit einem Lappen beseitigte er einige Flecken vom Fußboden. Er war zufrieden. Besser hätte es auch Johanna nicht machen können.
    Nicole Vabochon stand auf dem Balkon. »Wie spät ist es?« fragte sie.
    »Neun.«
    »Noch drei Stunden«, sagte sie und ließ eine kurze Pause verstreichen, bevor sie fortfuhr. »Haben Sie Lust auf mich?«
    »Bitte? Ich verstehe nicht …«
    »Sind Sie immer so schwer von Begriff? Haben Sie Lust auf mich, sind Sie scharf auf mich, sind Sie geil? Möchten Sie mit mir schlafen?«
    »Ich weiß nicht …«
    »Sie sind ein sehr unentschlossener Mann, David. Wie eine lauwarme Kartoffel. Können Sie nicht ja oder nein sagen?«
    »Ich habe Lust auf Sie«, flüsterte er.
    »Na endlich! Aber wie gesagt, die Regeln bestimme ich.«
    »Natürlich.«
    »Vielleicht um zehn. Haben Sie schon mal auf dem Balkon gevögelt, ich meine, draußen im Freien?« fragte sie ernst, ohne eine Miene zu verziehen. Als würde sie gleich das Unterteil ihres Hausanzugs runterreißen, ihm auffordernd ihr Becken hinhalten, damit er sie nahm. Sie gehörte offensichtlich nicht zu den Frauen, die man liebte, eine wie sie wurde gevögelt oder gefickt, weil sie es so wollte. Johanna hatte zeit ihres Lebens das Wort Ficken nicht in den Mund genommen, und wenn sie es hörte, wurde sie fuchsteufelswild. Als Nathalie eines Tages dieses Wort zu Alexander sagte, rutschte Johanna die Hand aus. Denn Ficken war für sie Gossensprache, hatte nichts mit Feingefühl, Liebe und Zärtlichkeit zu tun. Ficken taten Tiere, Ficken war gefühllos, nur eine Frage schneller Bewegungen, aber Ficken war keine Liebe. Ficken war roh und gewalttätig, Ficken tat weh. Ebensowenig hätte Johanna je schwarze Nachtwäsche angezogen, um ihn zu reizen, keine Strumpfhalter oder wenigstens etwas, das einen Mann nach vielen Jahren Ehe anspornte, wieder Lust auf die eigene Frau zu bekommen. Johanna war prüde und konservativ (sie war prüde und konservativ und religiös erzogen worden) und überzeugt von Werten, die in der heutigen Welt nur noch wenig galten – Ehre, Treue, bedingungslose Hingabe und Ehrlichkeit (und natürlich Sittlichkeit und Anstand, und schwarze Wäsche war unanständig). Diese Einstellung hatte sich nie geändert, selbst in den Zeiten, in denen sie in besseren Kreisen verkehrten, die Frauen oftmals aufreizend gekleidet waren und Johanna bekannt war, daß es Dinge zwischen Mann und Frau gab, die über das Übliche, Gewohnheitsmäßige hinausgingen, aberJohanna wollte es nicht wissen, verdrängte es aus ihrem Leben; sie wollte, daß ihr Leben rein war, und nichts Schmutziges hatte darin Platz.
    Und Dr. Vabochon stand hier und fragte wie selbstverständlich, ob er es schon einmal auf dem Balkon …
    »Nein«, erwiderte er, froh, daß Dunkelheit allmählich die Stadt überzog und die Frau neben ihm nicht sah, wie er errötete.
    »Dann sollten wir es tun.«
    »Weiß nicht …«
    »Ja oder nein?!«
    »Im

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