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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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heute einem älteren Ehepaar leider den Gerichtsvollzieher auf den Hals hetzen, die armen Leute, sie werden bald nichts mehr haben. Aber setzen Sie sich doch und trinken Sie.« Sie holte ein Glas aus dem Schrankund stellte es auf den Tisch. »Wein, Bier, Whisky, Sherry?«
    »Weder noch, am liebsten etwas Alkoholfreies.«
    »Warum? Gestern …«
    »Gestern war gestern und eine Ausnahme. Die Überraschung, wenn Sie verstehen.«
    »Es tut mir leid, aber ich habe nichts Alkoholfreies, außer Leitungswasser und Milch. Kommen Sie, ein Glas Wein zur Entspannung. Wein bringt Sie nicht um, und ich Sie noch weniger. Also trinken Sie mit mir.«
    Er gab nach. »Also gut, ein Glas Wein.«
    Sie schenkte das Glas voll, stellte die Flasche in die Mitte des Tisches. Sie setzte sich ihm gegenüber auf die Couch, legte die Beine hoch, drückte ihre bis zum Filter gerauchte Zigarette aus und zündete sich gleich eine neue an.
    »Hatten Sie einen guten Tag?« fragte sie.
    »Ich habe bis drei gearbeitet und mich dann ein wenig ausgeruht …«
    »Für mich?« fragte sie mit gespielter Laszivität.
    »Vielleicht. Sie wollen ja wohl sicher nicht, daß ich bei Ihnen einschlafe, oder?«
    »Oh, es würde mir nichts ausmachen. Allerdings würde ich Sie spätestens um zwölf wecken, schließlich will ich vermeiden, daß Ihr liebes Frauchen sich unnötige Sorgen macht.«
    Die nächsten Minuten Schweigen. Er nahm das Glas und leerte es. Die Atmosphäre hatte etwas Beklemmendes. Ihm gegenüber saß eine giftige, hungrige Spinne und belauerte ihn, er hatte das Gefühl, als wäre jede Faser ihres Körpers angespannt, zum Sprung bereit, sich auf das Opfer zu stürzen, es mit seinem Gift zu lähmen und ins Netz zu zerren, um es geschwind und mit flinken Bewegungen in einen Vorratskokon einzuspinnen und es immer dann herauszunehmen, wenn ihr unstillbarer sexueller Hunger sie dazu trieb. Sie führte die Zigarette provozierend ruhig zum Mund, behielt den Rauch lange in den Lungen, bevor sie ihnausstieß. Er fühlte sich, als trüge er auf der nackten Haut einen Pullover aus purem Roßhaar, das seine Haut zerkratzte. Er wollte raus aus diesem Pullover, raus aus diesem Haus. »Ach übrigens«, beendete sie die unerträgliche Pause, er atmete erleichtert auf, »Sie werden sich wundern, weshalb wir uns nicht duzen, wo wir doch miteinander schlafen. Ich denke mir, vorläufig ist es besser, wenn es ein reines Dienstverhältnis bleibt. Ich duze meinen Chef auch nicht. Aber wir können uns beim Vornamen nennen, ich heiße Nicole. Und noch was – Sie haben Freiheiten, wenn Sie hier sind. Der Kühlschrank, die Bar und der Fernsehapparat stehen zu Ihrer Verfügung. Alles andere bestimme ich, aber ich denke, das dürfte Ihnen klar sein. Ich bestimme über mich und über Sie. Ich bestimme, wann Sie mit mir schlafen. Ich bestimme außerdem alle Regeln im Bett. Haben Sie das verstanden?«
    Ihr Blick war eisig und überlegen, sie erniedrigte ihn. Er haßte Frauen, die ihn erniedrigten, doch er unterdrückte seine Gefühle.
    »Sie werden fragen, warum ich das betone. Nun, das bleibt mein kleines Geheimnis. Vorläufig! Sie werden einfach nur tun, was ich sage. Sie brauchen aber keine Angst zu haben, ich werde nichts Unmögliches verlangen. Ich habe noch niemals von irgend jemandem Unmögliches verlangt.«
    Sie war kalt und berechnend. Sie hatte einen begehrenswerten Körper, schlank, straff, wie er es liebte und ihn sich insgeheim seit Jahren gewünscht hatte. Johanna hatte nie einen solchen Körper besessen. Nur ihre Art verabscheute er (schon jetzt, am Anfang dieses zweiten Abends!) und war doch gleichzeitig fasziniert davon. Es war das Spiel zwischen Kaninchen und Schlange, und er war das Kaninchen.
    »Ich habe jetzt Hunger«, fuhr sie fort. »Und ich würde mich freuen, wenn Sie mitessen würden.« Sie stand auf, beugte sich nach unten, um den Aschenbecher vom Tisch zu nehmen. Sie trug den Hausanzug auf der nackten Haut, ihre großen, runden Brüste wurden deutlich sichtbar bis zu denBrustwarzen, er hätte nur die Hände auszustrecken brauchen, um sie zu greifen, ihr Gesicht, ihre Haare waren nur Zentimeter entfernt. Er war überzeugt, sie provozierte ihn absichtlich, gegen die Regeln zu verstoßen. Sie hatte schöne Brüste, fest und doch weich und fast doppelt so groß wie die von Johanna, unverdorben, noch keine hungrigen Mäuler, die sie ausgezehrt hatten. Er spürte ein leichtes Zittern in den Händen, den Armen, ein Vibrieren zwischen den Schenkeln. Schier eine

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