Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Barbaren von Ragnarok

Die Barbaren von Ragnarok

Titel: Die Barbaren von Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin
Vom Netzwerk:
Gedränge, aber die Stimmung war besser als erwartet, und noch gab es genug Lebensmittel für alle. Noch zwei, drei Wochen, dachte er. Innerhalb dieser Zeit mußten sie eine neue Welt finden, die ihnen wenigstens vorübergehend Zuflucht und Nahrung bieten konnte.
    Als er seinen Rundgang beendet hatte und mit Dale Ord durch die schmale Luftschleuse ins Boot kletterte, fand er Barbara Lake in der Pilotenkanzel. Sie hatte ihre Waffen bei sich und ein Kleiderbündel unter dem Arm, und in ihren dunklen Augen war wieder dieser trotzig-entschlossene Ausdruck.
    »Ich gehe mit, Johnny«, sagte sie. »Bitte schick mich nicht zurück. Ich muß dabeisein, wenn wir Lora und die anderen finden. Und ich kann helfen. Ich kann mich nützlich machen.«
    Er fuhr mit den Fingern durch sein braunes Haar, das ihm bis über den Kragen fiel. »Wir haben nur zwei schmale Kojen hier«, sagte er. »Wenn du glaubst, daß Dale oder ich deinetwegen auf dem Boden schlafen werden, dann irrst du dich.«
    »Ich habe die ganze Zeit kein Bett gehabt«, erwiderte sie. »Ich kann auf einem der Sitze schlafen und die Lehne zurückklappen. Oder auf dem Boden, das macht mir nichts aus.« Ihre Augen ließen ihn nicht los. »Bitte«, sagte sie wieder. »Ich werde euch nicht stören. Ich werde mich ganz ruhig verhalten.«
    John blickte zu Dale. Dale Ord, ein dunkelhaariger, gutmütiger Riese, zwinkerte zurück. »Laß sie«, sagte er. »Enger als auf dem Schiff kann es kaum werden, und wer weiß, vielleicht werden wir ihre Hilfe wirklich brauchen.«
    »Mir soll es recht sein«, sagte John. »Aber keine Eigenmächtigkeiten, verstanden?«
    Sie legten ab, und bald schrumpfte der mächtige Körper der ›Ragnarok‹ zu einem Punkt, dann verlor er sich in der schwarzen Unendlichkeit.
    Am übernächsten Tag fingen die Detektoren die ersten schwachen Zeichen von Kurzwellenemissionen auf. John Humbolt veränderte seinen Kurs ein wenig, um ihnen zu ihrer Quelle zu folgen.
    Sie verließen den Orionnebel und kamen in die Region eines offenen Sternhaufens. Der Nebel stand hinter ihnen wie ein überhängendes dunkles Wolkengebirge, in dessen Tiefen einzelne Sterne schwach glommen, und er verbarg alle die fernen Sonnen der heimatlichen Region. Die nächste Sonne voraus war ein heller, gelbweißer Stern der Klasse F mit zwei Planeten. Einer war so weit von seinem Zentralgestirn, daß er gefroren und leblos war. Der andere, in mittlerer Entfernung, hatte eine Sauerstoff-Stickstoffatmosphäre, und er schien der Ausgangspunkt der schwachen Radioemissionen zu sein.
    Drei Stunden später sank das kleine Boot durch die Lufthülle. Die Analyse ergab, daß es eine reine und atembare Luft war. Der Planet selbst war groß, mit einer Schwere von 1,52 und darin Ragnarok vergleichbar. Aber Ragnarok war kalt, wenig fruchtbar und weithin öde, während diese Welt große grüne Kontinente und weite blaue Ozeane hatte und die kleinen weißen Polkappen auf ein warmes und ziemlich gleichbleibendes Klima schließen ließen. Die Detektoren zeigten reiche Erzvorkommen in den gebirgigen Gebieten, es gab zahllose Flüsse, riesige Wälder und ausgedehnte Beckenlandschaften, die ideale Bedingungen für Ackerbau und Weidewirtschaft zu bieten schienen, aber an höher entwickeltem Leben war außer Herden von Pflanzenfressern, die in offenen Savannengebieten weideten, nichts zu sehen.
    »Komisch«, bemerkte John. »Wir werden uns das genauer ansehen müssen. Vielleicht finden wir auf der anderen Seite etwas.«
    »Eines ist sicher«, sagte Dale. »Wir haben die ideale Welt für uns gefunden. Ein seltenes Geschenk. Ich hatte große Befürchtungen, wir würden nichts Geeignetes finden und weiter und weiter reisen müssen, bis wir schließlich verhungerten.«
    Sie umkreisten den Planeten in nicht zu großer Höhe, kamen auf die Nachtseite und stießen wieder hinaus ins Tageslicht, ohne eine Spur von Zivilisation zu entdecken. Dann, in der Mitte eines Kontinents, fanden sie die tote Stadt.
    Sie lag in einer grünen, mit Bäumen gesprenkelten Ebene und wurde im Norden von den zerklüfteten Bastionen und Zinnen eines roten Berges überragt. Die Detektoren gaben an, daß der Berg zu mehr als fünfzig Prozent aus Eisenerz bestand.
    Es war einmal eine große und schöne Stadt gewesen, mit stattlichen Gebäuden und vielen Parks. Jetzt lag sie in Schutt und Ruinen; nur Teile der Gebäude und Türme standen, und aus den Trümmerhaufen und dem geborstenen Mauerwerk wuchsen Bäume und Büsche und andere’ Vegetation.

Weitere Kostenlose Bücher