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Die Barbaren von Ragnarok

Die Barbaren von Ragnarok

Titel: Die Barbaren von Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin
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Bordchronometer diktierte – vergingen in der langsamen Folge von Beschleunigungsperioden und solchen, die er mit stillgelegten Triebwerken und gleichbleibender Geschwindigkeit verbrachte. Die kleinen telepathischen Spötter spielten nur wenig miteinander, weil ihnen der Beschleunigungsdruck zu schaffen machte, und verschliefen einen guten Teil der Zeit. Das kleine Schiff wäre sehr still und leer gewesen, hätte John nicht die Gesellschaft von Fenrir und Sigyn gehabt. Sie waren sich der Gründe für diese Reise voll bewußt und blieben immer in seiner unmittelbaren Nähe, als ob sie ihn ihres Beistands versichern wollten.
    Waldschliefer, von hoher Intelligenz und einer stolzen Wildheit des Charakters, waren neben dem Höllenfieber die gefährlichsten Feinde der früheren Ragnaroker gewesen. Erst im Jahr Hunderteinundsechzig der Zeitrechnung von Ragnarok hatte ein glücklicher Zufall die Kluft zwischen Menschen und Waldschliefern überbrückt. Damals hatte sein Großvater während einer Überschwemmung das Leben eines Waldschliefers gerettet. Bevor jener Tag zu Ende gegangen war, hatte der Gerettete seinerseits den Retter vor dem Tode des Ertrinkens bewahrt. Seit dem Tag hatten die Waldschliefer keine Menschen mehr angegriffen.
    Neunzehn Jahre später hatte derselbe Waldschliefer – nach einem Kampf mit Einhörnern schwer verletzt und sterbend neben seiner schon toten Gefährtin liegend – seinen einstigen Lebensretter gebeten, nun seine Jungen zu retten.
    So gewannen die Ragnaroker die Stammväter jener Waldschliefer, die später als ihre Verbündeten gegen die Gern kämpften: vier winselnde kleine Geschöpfe, von denen zwei in Johns Familie aufgezogen wurden und die Namen Fenrir und Sigyn erhielten …
    Die Sterne Orions krochen langsam näher. Das Sternbild veränderte seine Gestalt, bis es keine Ähnlichkeit mehr mit dem hatte, das man auf der Erde als Orion kannte. Am zehnten Tag nach der Abreise von Ragnarok trafen sie mit der ›Einhorn‹ zusammen, und wieder zwei Tage später erhielt John Humbolt die Nachricht von der ›Ragnarok‹, auf die er gehofft hatte.
    »Dan Destry konnte ein wenig sehen, als er heute früh erwachte«, sagte Paul Chiara. »Inzwischen sind vier Stunden vergangen, und wo er zuerst nur hell und dunkel unterscheiden konnte, sieht er jetzt die Umrisse von Gestalten und Gegenständen. Seine Sicht verbessert sich also deutlich. Auch der Sanders-Junge beginnt wieder zu sehen. Es scheint, daß niemand für immer das Augenlicht verloren hat.«
    Die Suchdetektoren zeigten an, daß die kleine Flotte in einen Himmelssektor mit dichter Sternbesiedlung eindrang. Die Abstände zwischen den einzelnen Sonnensystemen, die bisher nicht selten zehn und mehr Lichtjahre betragen hatten, schrumpften auf zwei bis drei, aber nicht viele Sonnen besaßen Planeten, und die Planeten, die sie mit Hilfe der Instrumente fanden, waren frei von Radioemissionen irgendeiner Art, die auf das Vorhandensein einer höher entwickelten Zivilisation hingewiesen hätte.
    Der große Orionnebel schob sich heran wie eine Gewitterwolke, eine drohende dunkle Masse, deren Ränder im Licht naher Sonnen scharf heraustraten, grünlich und bläulich überhaucht. Die Wolke wurde zu gestaltlosem Dunst, als die Schiffe hineinstießen; es schien fast, als löse sie sich auf, und Sonnen waren über viele Lichtjahre hinweg sichtbar. Sie kamen in allen Farben vor, bläulichweiß, weiß, gelb, orange und rot, und jede hatte einen prächtigen Lichthof.
    »Wir müssen dem feindlichen Territorium ziemlich nahe sein«, sagte John zu Beginn der täglichen Radiokonferenz. »Es ist zweckmäßig, daß ich einen zweiten Mann an Bord nehme, der mich ablösen kann, während ich schlafe. Wie wäre es mit dir, Dale?«
    »In Ordnung«, antwortete Dale Ord von der ›Ragnarok‹. »Ich bin bereit.«
    »Gut. Ich werde eine Schleife fliegen und längsseits kommen. Von nun an müssen wir mehr Abstand halten – ungefähr eine bis zwei Tagereisen zwischen mir und euch. Ich werde weiterhin meine Meldungen machen, aber ihr müßt die Kommunikation einstellen, oder der Feind fängt die Signale auf und weiß, daß andere Schiffe folgen.«
    Nach fünf Stunden kam die ›Ragnarok‹ in Sicht, und er brachte das Boot heran. Als die Luftschleusen miteinander verbunden waren, ging er an Bord des großen Schiffes, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Die Flüchtlinge hatten sich in der Enge der Räume recht und schlecht eingerichtet, und wo er hinsah, herrschte

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