Die Barbaren von Ragnarok

Titel: Die Barbaren von Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin

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Verbogene Stahlträger ragten hier und dort aus dem wuchernden Grün, und allenthalben waren die verrosteten Überreste von Fahrzeugen und anderen Maschinen zu sehen. John machte die zerfetzten Rümpfe von drei abgestürzten Kriegsschiffen aus, einen in der Stadt und zwei nahe ihrem Rand.
    Keine Ausstrahlungen irgendwelcher Art waren festzustellen, und keine Spur von Leben schien in der toten Stadt zurückgeblieben zu sein.
    »Jemand hatte hier eine Stadt«, sagte John, »und jemand kam und zerstörte sie. Nun scheinen sie beide verschwunden zu sein, Sieger und Besiegte.«
    »Wir wissen nicht genau, ob dort unten nicht doch etwas lebt«, sagte Dale. »Irgend etwas stimmt hier nicht. Ich bin dafür, daß wir uns das näher ansehen.«
    Am Ostrand der Ruinenstadt war eine kleine Anhöhe, und dort setzte John das Boot auf, nicht weit von einem riesigen Baum mit lanzettförmigen Blättern. Sie stiegen aus.
    Die kleine Kuppe war ein idealer Aussichtspunkt. Man konnte nicht nur die ganze Stadt überblicken, sondern auch den Fluß und die Savannenebene im Westen und die Wälder im Osten, die in weiter Ferne am Fuß einer hohen schwarzen Gebirgskette endeten.
    »Du kannst hier oben Wache halten«, sagte er zu Dale Ord, »und ich werde mich in der Stadt umsehen. Barbara kann hier bleiben oder mit mir gehen, wie sie will. Sollte was passieren, Dale, so vermeidest du jedes persönliche Risiko und fliegst zurück zu den anderen.«
    »Ich gehe mit«, sagte Barbara, wie nicht anders zu erwarten. Sie setzten ihre Metallhelme auf, obwohl die Sommersonne heiß herabbrannte, nahmen Tip und Fenrir mit und gingen hinunter in die Stadt.
    Wo sie auch hinkamen, überall war es das gleiche. Schutt und Ruinen und die Überreste unbekannter Maschinen, alles von Grün überwuchert. Es gab keinen Hinweis auf die Erbauer der Stadt, bis sie zu einem der verwilderten Parks kamen. Dort fanden sie im verwachsenen Dickicht Wasserbecken und die geborstenen Reste von Springbrunnen und Skulpturen. Eine Statue stand noch. Als John sie erblickte, glaubte er im ersten Moment auf ein lebendes Wesen gestoßen zu sein, so vollkommen waren Verarbeitung und Bemalung.
    Aber das Ding war nur aus Steinguß – die Gestalt einer Kreatur, die einem kleinen Bären glich, aber mit großen, intelligenten Augen. Sie stand aufrecht wie ein Mensch und hielt eine riesige Kugel hoch über den Kopf, in Pfoten, die langfingrig und fast wie menschliche Hände waren.
    Die Kugel – mit abblätternder Bemalung und teilweise von Flechten überwachsen – stellte einen Planeten dar, die Welt, auf der er stand. Nach einstündiger Erforschung hatten sie eine große Zahl von Statuen gefunden, dazu mehrere große Freskomalereien, doch die meisten Plastiken waren zerbrochen, die Wandmalereien verblichen und stellenweise mit dem Putz, auf den sie gemalt waren, herabgefallen. Alle Darstellungen schienen von den Aktivitäten der bärenartigen Lebewesen zu handeln, aber in keinem Fall waren die Szenen kriegerischer Natur. Die kleinen Bären waren offenbar fleißige und friedfertige Leute gewesen.
    Nirgendwo gab es einen Anhaltspunkt, warum die Stadt zerstört worden war und wie die Invasoren ausgesehen hatten.
    Sie kehrten auf einem anderen Weg zum Boot zurück. Verschiedentlich fanden sie einzelne Knochen zwischen den Ruinen, und einmal entdeckten sie einen ziemlich kompletten Schädel von einem der Bärenwesen, grau und verwittert und brüchig vom Alter, mit den Zähnen eines harmlosen Pflanzenfressers. Nicht weit vom Fuß der Anhöhe, wo Dale mit dem Boot wartete, kamen sie an einer zweiten Dschungelwildnis vorbei, die einmal ein Park gewesen war. John sah drei oder vier weitere Statuen, alle in Stücken am Boden, und hinter ihnen eine weiße Freitreppe, die zu einer ganz von blühenden Kletterpflanzen eingesponnenen Terrasse hinaufführte.
    »Komm«, sagte er zu Barbara. »Das sehen wir uns noch an.«
    Als er sechs oder sieben Stufen hinter sich hatte, begann Tip plötzlich unruhig zu werden und kratzte und schnatterte auf seiner Schulter, und er hatte die Gedanken: ›Böses Ding, tötet Tati.‹
    John zog die Strahlpistole und bewegte sich vorsichtig weiter, und nach ein paar Schritten sah er das Ding auf der Terrasse.
    Es war wie eine Riesenkatze, größer als ein irdischer Löwe, von leuchtend goldgelber Farbe und mit smaragdgrünen großen Augen, und es betrachtete ihn mit hochmütiger Gleichgültigkeit. John hatte das Gefühl, etwas wie spöttische Erheiterung in dem Löwengesicht