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Die Barbaren von Ragnarok

Die Barbaren von Ragnarok

Titel: Die Barbaren von Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin
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nicht.«
    »Du wirst sie nie sehen«, sagte er, um sie aufzurütteln. »Sie kam gestern ums Leben.«
    Für einen Moment schien etwas in ihren braunen Augen zu sein, dann waren sie wie zuvor. »Barbara ist tot?« sagte sie mit derselben tonlosen Stimme. »Wie schrecklich …«
    Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie so heftig, daß ihr Kopf hin und her geworfen wurde. Es mußte möglich sein, sie aus ihrer Trance zu reißen. »Lora – wach auf!« befahl er mit scharfer Stimme. »Barbara ist tot – kümmert es dich überhaupt nicht?«
    Das Schütteln schmerzte sie, und der Schmerz schien die Trance zu brechen. Ihre Augen weiteten sich. »Barbara ist tot? Nein – bitte …« Sie blickte zu ihm auf, und er sah sie zittern. Sie war wie jemand, der sich mit aller Kraft bemüht, nicht den Verstand zu verlieren.
    »Johnny« murmelte sie. »Es ist innen. Ich möchte weinen – und ich kann nicht …«
    »Was ist es, Lora?« drängte er. »Sag es mir, damit ich dir helfen kann.«
    »Siehst du nicht, was sie mit mir gemacht haben? Sie haben meine Seele genommen, Johnny – sie haben meine Seele genommen!«
    »Unsinn, Lora«, sagte er. »Es gibt keine Seele.« Aber die kurze Rückkehr zum beinahe Normalen war bereits vorüber, und sie war wieder wie eine Schlafwandlerin, reagierte nicht. Er streichelte ihre Wangen. Sie bewegte sich nicht. Es schien ihm, daß es in dem kleinen Schiff stiller und einsamer als je zuvor war.
    Zehn Minuten später überflog das Boot den Schauplatz des Massakers. Es war eine Waldlichtung, und dreißig Frauen und Kinder hatten dort den Tod gefunden. Er landete und verließ das Boot. Lora blieb drinnen, während er zwischen den Leichen umherwanderte. Einzelne erkannte er, aber viele waren bis zur Unkenntlichkeit zerrissen und verstümmelt. Dies, so schien es ihm, war ein eindeutiger Beweis für die unmenschliche, durch und durch bösartige Natur des Feindes.
    Mit Hilfe des Desintegrators machte er ein Massengrab, dann ging er wieder hinaus, legte die Toten hinein und schaufelte Erde über sie. Diesmal ging Lora mit ihm, und nachdem sie eine Weile schweigend zugesehen hatte, half sie ihm bei der Arbeit.
    Danach kehrten sie an Bord zurück. Er machte der ›Ragnarok‹ Meldung und endete mit den Worten: »Kommt mit größtmöglicher Beschleunigung nach Kilvar. Vielleicht können wir das Phantomschiff rechtzeitig stellen, um die anderen zu retten.«
    Dann verständigte er Schomar. Sar-Fane empfing den Ruf, drückte sein Entsetzen und sein Mitgefühl aus und sagte: »Nun wissen Sie, was geschehen würde, wenn die Kilvarl uns jemals besiegten. Die Notwendigkeit, Musterexemplare der Kilvarl für Studienzwecke einzufangen, ist dringender denn je. Während die Ragnaroker den Untergrund nach Kilvarl durchsuchen, wird die schomarische Flotte den Planeten bewachen und Sie gegen das Schiff der dritten Ebene schützen. Die Flotte ist bereits unterwegs.«
    John kehrte zur toten Stadt zurück und überlegte, was er tun sollte. Soweit er wissen konnte, waren die restlichen Gefangenen noch an Bord des Phantomschiffs. Solange es sich in der dritten Ebene aufhielt, konnte er nichts daran ändern. Aber viele Informationen wären zu gewinnen, wenn es ihm gelänge, einen Kilvarl zu fangen. Und das Labyrinth unter der Stadt schien noch am ehesten eine solche Möglichkeit zu bieten …
    Er konnte Lora nicht mitnehmen, und er wagte sie nicht in der Pilotenkanzel zu lassen. Am Schauplatz des Massakers hatte er es getan, doch später war ihm klargeworden, daß die Kilvarl ihr hypnotisch-telepatische Befehle hätten geben können, ihn selbst und das Boot zu vernichten. Er zweifelte nicht daran, daß sie gehorcht hätte.
    Er vergewisserte sich, daß die Kammer mit den beiden Schlafkojen nichts enthielt, womit Lora sich selbst etwas antun könnte, dann führte er sie hinein und sperrte die Tür von außen ab. Er setzte den Helm auf, verschloß das Schiff und ging in den Untergrund der Stadt.
    Es war tiefe Nacht, als er zum Boot zurückkehrte. Lora saß auf der Bettkante, in genau der gleichen Haltung, wie er sie zuletzt gesehen hatte. »Ich konnte nichts finden«, sagte er. »Keine Spur von einem Kilvarl.«
    »Sie können überall um dich sein, und du siehst sie nicht, wenn sie es nicht wollen«, sagte sie. »Ich weiß es.«
    Er hatte Hunger und bereitete eine Mahlzeit für Lora und sich. Zwischendurch sendete er eine Botschaft an Sar-Fane, in der er Loras Zustand so genau wie möglich beschrieb, und Sar-Fane

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