Die Barbaren von Ragnarok
gründlich untersuchen …«
John ging ohne neue Hoffnung hinaus, wo die Laderampen ausgefahren waren und einen stetigen Strom von Ragnarokern, Waldschliefern und Waldziegen aus dem gewaltigen Schiffsbauch entließen. Die Ragnaroker sahen müde und erschöpft aus; die vielen Tage in der Enge provisorischer Bordquartiere und die Belastungen immer wiederkehrender Beschleunigungsperioden hatten ihre Gesichter gezeichnet. Die Waldziegen, während der Reise auf knappe Rationen gesetzt, begannen sofort das hohe Gras am Fuß der Laderampe abzuweiden und mußten aus dem Weg gedrängt werden. Die Einhörner, jedes mit zwei Waldschliefern zur Bewachung, vergaßen ihre kriegerischen Instinkte und taten es den Waldziegen nach.
John sprach mit Dan Destry über die Anlage des Lagers, beantwortete eine Unzahl Fragen über Kilvar und die Lebensbedingungen hier und schüttelte Hunderte von Händen.
Die schomarische Erste Flotte traf mit einem Donnergetöse von apokalyptischem Ausmaß ein – Schlachtschiffe, Kreuzer, Aufklärer, Patrouillenschiffe. Sie formierte sich zu einer Schutzformation, die die Stadt und das umgebende Land überdeckte – eine Armada von solcher Größe, daß der alte Destry bemerkte: »Ich kann nur sagen – ich bin froh, daß sie für uns sind, und nicht gegen uns.«
Bald darauf meldete sich Novla über Radio, und seine Stimme klang zuversichtlich. »Meinen Glückwunsch zum erfolgreichen Abschluß der langen Reise. Und zu diesem Anlaß eine gute Nachricht für Sie: Die Erste Flotte wird bald so ausgerüstet sein, daß sie es mit den Schiffen der dritten Ebene aufnehmen kann.«
»Wie?« fragte John.
»Rem Nelfin – ein hervorragender Kopf – entwickelte schon vor mehreren Jahren das theoretische Modell eines Detektors für die dritte Ebene. Da es in der dritten Ebene keine Schiffe zu entdecken gab, war die Konstruktion des Geräts damals natürlich ohne erkennbaren Wert. Aber jetzt werden sie gebaut, und die ersten zehn Exemplare sind mit dem Flaggschiff des Sektionskommandanten Hesnar bereits auf dem Weg nach Kilvar, um hier unter den Bedingungen des Ernstfalls getestet zu werden.«
»Bekommen wir auch welche?« fragte John.
»Selbstverständlich!« sagte Novla. »Mit Ihrer Erlaubnis werden wir in jedem Ihrer drei Schiffe einen solchen Detektor installieren.«
Dann fragte Garron nach den Plänen der Ragnaroker, die unterirdische Stadt zu durchsuchen, und erhielt die Auskunft, daß Norman Lake bereits eine Truppe zusammenstellte.
»Wir werden Wache halten«, sagte Garron, »bis Sie die Verstecke der Kilvarl finden. Dann werden wir zu Ihrer Unterstützung Bodentruppen landen.«
Das Gespräch endete mit einer letzten Warnung von Novla: »Die Kilvarl werden jede Form von Täuschung anwenden, die sie ersinnen können, um Sie uns gegenüber mißtrauisch zu machen. Melden Sie mir sofort und mit allen Details, wenn ein Kilvarl in irgendeiner Weise Verbindung mit Ihnen aufnimmt.«
John suchte wieder den Heilkundigen auf, doch Paul Chiara konnte noch nichts sagen. »Gib mir Zeit bis heute abend«, sagte er. »Bis dahin werden wir alles über Lora wissen, was wir beim Stand unserer Kenntnisse wissen können. Sollte sich vorher etwas ergeben, wirst du sofort von mir hören.«
In den folgenden Stunden hörte er nichts. Die Entladung der ›Ragnarok‹ wurde beendet, und nachdem für beide Schiffe neue und zahlenmäßig verringerte Mannschaften zusammengestellt worden waren, hoben die ›Ragnarok‹ und die ›Einhorn‹ ab und nahmen Positionen über der Stadt ein. Norman Lake und seine Suchtrupps hatten in der Zwischenzeit zwei neue Eingänge in die unterirdische Stadt gefunden. Dann gab es einen neuen Aufruf von Novla, der nicht mehr so zuversichtlich klang.
»Es gibt jetzt Indizien, daß das Schiff der dritten Ebene eine größere Zahl Kilvarl-Hypnotiseure auf Schomar abgesetzt hat und daß es – oder ein anderes Schiff der gleichen Art – bis zur Stunde damit fortfährt. Wir schließen daraus, daß die Kilvarl ihren Angriff viel eher als erwartet unternehmen werden.«
Die Sonne war untergegangen und färbte die Wolkenfelder im Westen mit blutroten und violetten Tönen, als Paul Nachricht gab, daß er kommen und Lora besuchen könne.
Paul Chiara saß müde auf einem Stuhl, und John wußte die Antwort, bevor er die Frage stellte:
»Kannst du sie heilen?«
»Nein.«
»Aber es muß etwas geben – kannst du gar nichts tun, Paul?«
»Man kann einen Menschen nicht heilen, Johnny. Man kann ihm nur
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