Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Barbaren von Ragnarok

Die Barbaren von Ragnarok

Titel: Die Barbaren von Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin
Vom Netzwerk:
und die meist tonnenförmig gewölbten Decken bestanden aus einem glänzenden, schwärzlichen Material und waren glatt wie Glas. Offenbar war das ganze Höhlensystem in den Fels geschmolzen worden. Die Erbauer mußten mit Schmelzbohrern gearbeitet haben, deren auf mehrere tausend Grad erhitzten Bohrköpfe Erde und Gestein einfach geschmolzen und beim Vortrieb in die natürlichen Risse und Hohlräume der Umgebung gepreßt hatten. Das so verdrängte Material war zu einer glasigen Masse erstarrt, die jede weitere Abstützung überflüssig machte.
    Er versuchte zu bestimmen, ob die Räume und Gänge in letzter Zeit benützt worden waren, aber es war nicht möglich. Diese glasig-harten Oberflächen konnten keinen Staub erzeugen.
    Er ging weiter und weiter, erforschte Korridore und Räume. Stunde um Stunde verging, ohne daß er eine Spur von den Kilvarl entdeckte. Endlich kam er in einen schmalen Gang, der allmählich aufwärts führte. Er folgte ihm, bis er in einem dichten Gehölz außerhalb der Stadt an die Oberfläche kam. Es war früher Nachmittag, und das Boot lag winzig klein und weit entfernt im Norden. Er machte sich auf den Rückweg, und eine Dreiviertelstunde später war er wieder an Bord. Er gab eine Meldung an die ›Ragnarok‹ durch, dann rief er Novla auf Schomar und berichtete vom enttäuschenden Ergebnis seiner Suche.
    »Machten die Kilvarl einen Versuch, Sie zu beeinflussen?« fragte Novla.
    »Nein.«
    »Sie werden es tun«, sagte Novla. »Sie studieren Ihr Verhalten, um die am besten geeignete Methode zu bestimmen. Seien Sie sehr wachsam, Sir. Was uns angeht, so ist die Flotte in ein paar Stunden startbereit. Ich werde natürlich mit ihr nach Kilvar kommen.«
    Er aß etwas, dann beschloß er wieder hinauszugehen und weiterzusuchen. An Bord war es so still und einsam, daß er es nicht ertrug, untätig herumzusitzen.
    Als er die Luftschleuse abgeschlossen hatte und den Hügel hinunter zur toten Stadt ging, sah er sie kommen.
    Lora!
    Sein Herz tat einen Sprung, doch schon im nächsten Moment war der grimmige Verdacht da: Dies konnte nicht Lora sein – dies war wieder eine Sinnestäuschung der Kilvarl. Aber sie wankte weiter auf ihn zu, die vertraute, dunkelhaarige kleine Gestalt, und seine Beine fingen wie von selbst an zu laufen. Er erreichte sie und drückte sie an sich, und sie war wirklich, keine Illusion.
    »Lora!« murmelte er. »Ich hatte Angst, ich würde dich nie wiedersehen …«
    Er merkte, daß etwas nicht in Ordnung war und brach ab. Er hob ihr Gesicht und blickte in die ausdrucklosen Augen einer Schlafwandlerin.
    »Was ist los, Lora?« sagte er und schüttelte sie leicht. »Bist du verletzt – was hast du?«
    Er wartete auf ihre Antwort, während etwas in ihm sich zusammenkrampfte. Sie war Lora – und sie war es nicht. Leben und Wärme waren von ihr gewichen.
    »Sie töteten uns«, sagte sie mit leiser, tonloser Stimme. »Sie trieben uns aus ihrem Schiff und fingen an, uns niederzumachen. Ich kam davon.«
    »Wo war das? Und wann?«
    »Ich weiß nicht. Ich rannte, bis ich nicht mehr konnte, und dann ging ich weiter, und dann sah ich das Boot …«
    »Wer waren die Mörder?«
    »Katzen – große gelbe Katzen, wie Löwen. Sie töteten die anderen.«
    »Komm«, sagte er, und er führte sie wie ein Kind zurück zum Boot. Sie war von Osten gekommen, und so startete er und begann das Land östlich der Stadt systematisch abzusuchen. Lora saß neben ihm und starrte stumpf vor sich hin. Sie konnte ihm nur wenig über das sagen, was ihr und den anderen geschehen war.
    »Die Katzen nahmen uns mit, in einem großen Schiff«, sagte sie. »Sie machten Sachen mit uns. Sie wollten die anderen Frauen und mich als Zuchtsklavinnen verwenden. Wir sagten, daß wir uns vorher selbst töten würden, und sie lachten und sagten, das Töten würden sie besorgen. Und sie taten es …«
    Es gab kein Zeichen irgendeiner körperlichen Verletzung, und er hatte die Hoffnung, daß ihr Zustand nur die Nachwirkung eines Schocks sei. Er sprach mit ihr und dachte, daß dies helfen könne, sie wieder normal zu machen. Obwohl sie keine Fragen stellte, erzählte er ihr, was seit ihrer Entführung geschehen war, und daß die ›Ragnarok‹ und die ›Einhorn‹ mit allen Einwohnern Ragnaroks bald eintreffen würden. Als er geendet hatte, fragte er: »Hast du nicht zugehört, Lora?«
    »Ich habe zugehört«, erwiderte sie.
    »Barbara kam mit mir, um dich zu suchen«, sagte er.
    Nach langem Schweigen sagte sie: »Ich sehe sie

Weitere Kostenlose Bücher