Die Barbaren von Ragnarok
weg, und die Detektoren begannen wie wild zu schnattern, wie sie es zu tun pflegten, wenn sie die radioaktive Strahlung einer Kernexplosion registrierten. John schaltete die Beschleunigung auf Null und gebrauchte alle Detektoren, um das Gebiet der Explosion abzusuchen. Sie fanden nichts als kleine Metallfragmente und eine Wolke radioaktiver Teilchen. Kein Rettungsboot hatte das Schiff verlassen.
Und Dale und Barbara sind tot, dachte er. Die arme, kleine, tapfere Barbara …
Er sendete einen ausführlichen Bericht an die ›Ragnarok‹, dann rief er Garron.
»Ich glaube, Sie sahen die Explosion«, sagte er. »Hier ist nichts mehr übrig. Was kann die Explosion ausgelöst haben?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Garron. »Das Schiff war so neu, daß es noch nicht alle Tests absolviert hatte. Anscheinend führte die extreme Beschleunigung zu einer Fehlfunktion der Fusionsreaktoren, und es war niemand da, der die Gefahr rechtzeitig erkannte.«
Etwas später meldete sich Sar-Fane und sagte: »Lassen Sie mich mein Mitgefühl für den Tod Ihres Gefährten und des Mädchens aussprechen, das sechshundert Lichtjahre reiste, um seine Schwester zu finden. Auch für uns ist es eine Tragödie. Wir haben unser bestes Schiff verloren, und mit ihm seine Besatzung.«
»Ich gehe nach Kilvar«, sagte John. »Ich weiß nicht, ob die entführten Ragnaroker dort sind, aber ich weiß nicht, wo ich sie sonst suchen soll.«
»Ich übergebe jetzt an Novla«, sagte Sar-Fane. »Er ist Chef des Amtes für auswärtige Beziehungen und wird von nun an sehr eng mit den Ragnarokern zusammenarbeiten.«
Novla sprach einige Worte des Beileids, dann sagte er: »An unsere Flotte ist soeben der Mobilmachungsbefehl ergangen. Sie wird Kilvar etwa zur gleichen Zeit erreichen wie Ihre Schiffe. Haben Ihre beiden Schiffe vollzählige Besatzungen?«
»Unser gesamtes Volk ist auf ihnen.«
»Ihr gesamtes Volk? Ihr Mut ist erstaunlich, Sir, eine solche Reise mit Frauen und Kindern zu unternehmen. Aber bevor ich es vergesse, möchte ich Sie warnen, daß ein paar von den Wachrobotern der Kilvarl noch immer in der Stadt sein könnten. Sie sind sehr gefährlich.«
»Ich sah einen. Aber wo könnten die Kilvarl sein?«
»Es gab einmal ein ausgedehntes System von Höhlen und Gängen unter der Stadt«, sagte Novla. »Ich schlage vor, daß Sie dort Nachforschungen anstellen – mit der gebotenen Vorsicht. Es ist viele Jahre her, seit wir sie selbst das letzte Mal durchsuchten.«
»Warum taten Sie es nicht öfter?«
»Wir sind kein rachsüchtiges Volk und hatten kein Verlangen, die Kilvarl noch Jahrhunderte nach dem Krieg zu bedrängen. Wir hatten – so dachten wir – ihnen die Möglichkeit genommen, andere Welten zu überfallen, und so ließen wir sie unbehelligt als die fleischfressenden wilden Tiere existieren, die sie tatsächlich sind. Aber nun wissen wir, daß wir uns irrten.«
»Ich werde sehen, was ich finden kann«, sagte John. »Gehen diese zwei Kreuzer nach Kilvar?«
»Sie kehren jetzt nach Schomar zurück, um ihre Mannschaften zu komplettieren und zusätzliche Waffen an Bord zu nehmen. Dann werden sie die Flotte nach Kilvar begleiten.«
Der Rest der Reise nach Kilvar erschien ihm lang und einsam, und er war froh, als er das Ziel endlich erreichte und in die Atmosphäre eintauchte. Nacht war über der toten Stadt, als er auf der Anhöhe neben dem großen Baum landete. Er schaltete die Bordsysteme aus und legte sich schlafen. Anderntags – die Sonne stand schon ein gutes Stück über dem Horizont – befestigte er einen Suchscheinwerfer an seinem Helm, bewaffnete sich und begann die Suche nach einem Zugang in das unterirdische Höhlensystem.
Er fand einen: eine unregelmäßige Öffnung, wo der Boden einer Hausruine unter der Last der Schuttmassen eingestürzt war.
Das erste Stück war schwierig, und er mußte stellenweise auf allen vieren über den modrigen Schutt kriechen, während sein Rücken die Decke des Höhlengangs streifte. Es gab mehrere Abzweigungen, die sich als Sackgassen erwiesen, und dann kam er an ein drei Meter tiefes Loch und merkte, daß er bis hierher in den Kellern der zerstörten Häuser herumgekrochen war und erst jetzt vor dem Eingang in die unterirdische Stadt stand. Er sprang hinunter, ging durch eine bogenförmige Öffnung und fand sich in einem Labyrinth. Vor ihm waren Räume und Höhlengänge, die sich in alle Richtungen verzweigten. Viele Räume enthielten verrostete und zerstörte Maschinen. Der Boden, die Wände
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