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Die Barbaren von Ragnarok

Die Barbaren von Ragnarok

Titel: Die Barbaren von Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin
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Phantomschiff-Detektor ist mit Abhörwanzen und vielleicht auch mit Fernsehaugen gespickt. Die Schomarer wissen alles, was wir seit seiner Installation gesagt und getan haben.«
    Das Boot wartete auf ihn. Er stieg ein, Fenrir und Sigyn mit ihm, und zwei Minuten später landete er am Rand des Lagers und eilte zu Paul. Lora lag auf einem Strohsack unter einer Zeltbahn, starr und scheinbar bewußtlos, und Paul Chiara saß mit hoffnungsloser Miene neben ihr.
    »Die Schomarer behaupten, sie könnten sie heilen«, sagte John.
    Pauls Gesicht hellte sich ein wenig auf. »Sie können?« Dann blickte er in Johns Augen. »Sie behaupten, sie könnten?« wiederholte er.
    John teilte ihm seinen Verdacht mit und sagte: »Ich werde zu den Kilvarl gehen. Dann werden wir wissen, wer der Feind ist. Wieviel Zeit gibst du ihr noch, Paul?«
    Paul blickte zu Lora und zurück zu John. »Um die Wahrheit zu sagen, Johnny, es kann jetzt jederzeit der Tod eintreten. Vielleicht hat sie noch ein paar Stunden, vielleicht nicht mehr so viel.«
    Sie schwiegen beide, während die Zeltbahn leise im Wind flappte. Dann sagte John: »Sieh zu, was du für Barbara tun kannst. Wenn die Zeit nicht ausreicht, um zu erfahren, wer unser Feind ist, dann muß ich jetzt entscheiden, wem ich Lora anvertrauen soll.«
    Er kniete neben Lora nieder und nahm ihre Hand. Sie war kalt, und er fühlte keinen Puls. Sigyn wimmerte leise, und er sah, daß die Ebene bereits in Nacht gehüllt lag, während das letzte Licht des Sonnenuntergangs von den Gipfeln verblaßte.
    Die Zeit verstrich rasch – er durfte nicht länger warten.
    Er hob Lora auf und blickte vom Boot zur künstlich erweiterten Öffnung des nächsten Tunneleingangs. Ein Weg führte zum Feind – wie konnte er wissen, welcher?
    Sigyn winselte heiser, ein drängendes Geräusch, das sagte: Wir müssen eilen, oder es wird zu spät sein. Fenrir trat ruhelos von einem Bein aufs andere.
    John erinnerte sich an eine scheinbar belanglose Beobachtung: Fenrir und Sigyn hatten wiederholt Loras Gesicht beschnüffelt. Hatten sie es getan, weil sie an ihr die gleiche Droge witterten, mit der Barbara behandelt worden war? Wenn sie wußten, wer Barbara verändert hatte, dann konnten sie auch wissen, daß die gleichen Leute Lora verändert hatten.
    Obwohl Waldschliefer nicht die Geräusche machen konnten, die zur Nachahmung menschlicher Sprache notwendig waren, reichte ihre Intelligenz ohne weiteres hin, einfache Sätze zu verstehen. Er sagte: »Die Schomarer – das sind die Leute auf der anderen Welt, wo ihr mit Barbara gewesen seid – werden Lora heilen. Wir wollen Lora jetzt zu ihnen bringen.«
    Als John die ersten Schritte zu seinem Boot machte, richtete Fenrir sich auf die Hinterbeine auf, größer als ein Mann, und stieß mit den Vorderpfoten Johns Schultern zurück. Sigyn zerrte an Loras Rock und stieß Protestlaute aus.
    »Gut«, sagte er. »Dann bringen wir Lora zu den anderen, zu diesen großen gelben Kilvarl, die wir am ersten Tag hier in der Stadt gesehen haben.« Er drehte um und machte sich auf den Weg zum Tunneleingang. Sie gingen neben ihm und blickten fragend und unsicher zu ihm auf, versuchten ihn aber nicht zu behindern.
    Also sind die Schomarer unsere Feinde? dachte er, und zu seiner Überraschung war er froh, daß es so sein sollte. Die Unabhängigkeit und der Stolz der Kilvarl waren Eigenschaften, die er verstehen konnte; die Ragnaroker konnten sich unter den Kilvarl zu Hause fühlen, während sie unter den glatten, zivilisierten Schomarern immer Fremde geblieben wären, von primitiven Trieben und Gefühlen beherrschte Barbaren.
    Dann dachte er wieder an das schomarische Schiff, dessen Explosion er selbst beobachtet hatte, an Barbaras wütenden Haß und an die Leichen der ermordeten Schomarer, und er sagte zu Fenrir und Sigyn: »Oder haben die Kilvarl euch zusammen mit Barbara hypnotisiert?«
    Das war natürlich eine Frage, die sie nicht beantworten konnten.
    Als er den Einstieg in die Unterwelt erreichte, legte er Lora nieder, gab seine Waffen dem Wachtposten zur Aufbewahrung, befahl Fenrir und Sigyn, an Ort und Stelle auf ihn zu warten, nahm Lora wieder auf seine Arme und stieg in das unterirdische Höhlensystem.
    Normans Suchtrupps hatten Markierungen angebracht, und er fand ohne Mühe den Tunnel, der in die Richtung zum Erzberg führte. Er ging und ging, und es schien ihm, daß er an seinem Ziel vorbeimarschiere, doch es gab keinen Seitengang, der in Breite und Höhe diesem Korridor gleichkam. Lora

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