Die Barbaren von Ragnarok
lächelnd entgegen und sagte, während er das Mädchen aufmerksam musterte: »Wie geht es dir, Barbara?«
»Mir geht es gut«, sagte sie ungeduldig. »Wo sind diese Schomarer, die wir töten werden?«
»Es kann jeden Moment losgehen«, sagte Paul. »Kommt mit nach achtern, wo wir sie erwarten können.«
Als Barbara bewußtlos in einem Behandlungsstuhl in Pauls Krankenstation lag – sie hatte die winzige Injektionsnadel überhaupt nicht gefühlt – nahm John die Pistole aus ihrer Hand und steckte sie in seinen Gürtel.
»Irgendwelche Neuigkeiten?« fragte er.
»Vor einer Stunde wurden zwei Kilvarl in den unterirdischen Gängen gesehen«, sagte Paul. Sein Blick ging zurück zu Barbara. »Hat sie wirklich schomarische Kinder getötet, John?«
»Ich sah einundzwanzig Tote, unter ihnen vierzehn Kinder. Alle waren mit einer schomarischen Energiepistole getötet worden … und ein Kilvarl könnte so ein Ding niemals bedienen, nicht mit seinen Pranken.«
Paul seufzte. »Ich fürchte, wir können nicht leugnen, daß sie es getan hat. Aber die Kilvarl haben sie verändert – sie ist nicht mehr die alte.«
Loras Name wurde nicht erwähnt, und John wußte, daß keine Besserung eingetreten war. Er sagte: »Ich möchte sie sehen, Paul.«
Paul ging mit ihm durch den Korridor zu der stillen kleinen Kammer.
Sie lag so weiß und reglos, daß er zuerst die schreckliche Furcht hatte, sie sei bereits tot. Jemand hatte eine Vase mit Wildblumen neben sie auf den kleinen Tisch gestellt, und sie erfüllten den engen Raum mit einem Duft, den sie nie mehr bewußt wahrnehmen würde. Er trat zu ihr und blickte auf sie hinab.
»Wie lange?« fragte er.
»Sehr bald.«
»Gibt es überhaupt nichts, was du tun könntest, Paul?«
»Wir haben alles versucht. Unsere Möglichkeiten sind erschöpft.«
»Johnny …«
Red Anders stand in der Tür. Er war schwerbewaffnet, und sein unrasiertes Gesicht sah grimmig und hohlwangig aus. »Norman kam gerade«, sagte er. »Er hat einen von den Kilvarl erwischt.«
Norman stand in der Messe, Blut auf seinem zerrissenen Hemd und im blonden Bart.
»Der Kilvarl feuerte zurück«, sagte er. »Aber er war nicht sehr genau.« Er nahm eine seltsam aussehende Waffe vom Tisch und hielt sie John hin. »Sieh dir das an.«
Der funktionierende Mechanismus war der eines kleinen, präzise gearbeiteten Energiestrahlers. Er war an einem großen und klobigem, nur unzulänglich bearbeiteten Griff oder Kolben befestigt, der einer Kilvarlpranke angepaßt war. Kratzer waren zu sehen, wo eine Kilvarlpranke versucht hatte, eine Hand zu sein.
»Eine Rell-Waffe«, sagte John. »Und diesen grob zurechtgemachten Kolben aus Holz haben die Kilvarl angefertigt. Ist das alles, was sie an Waffen vorzuweisen haben?«
»Das fragte ich mich auch«, sagte Norman.
»Ein Museumsstück aus dem Schomarerkrieg vor zweihundertfünfzig Jahren«, sagte Red. »Sie schickten einen entbehrlichen Kilvarl damit vor, um uns glauben zu machen, die armen Kilvarl hätten außer ein paar Behelfsdingern wie diesem keine Waffen, natürlich auch kein Schiff …«
Schnelle Schritte im Korridor unterbrachen ihn. Bob West, ein Besatzungsmitglied der ›Ragnarok‹, kam in die Messe gelaufen.
»Barbara ist wild geworden«, sagte er. »Als sie zu sich kam und merkte, daß jemand ihr die schomarische Pistole abgenommen hatte, wurde sie wie tobsüchtig. Paul wurde nicht mit ihr fertig, und wir mußten sie zu zweit in eine improvisierte Zwangsjacke stecken. Paul sagt, sie müsse bei Besinnung sein, wenn er ihr helfen solle, also blieb uns keine andere Wahl, als sie wie ein verrücktes Tier zusammenzubinden.«
»Wartet«, sagte John zu den anderen. »Ich bin gleich zurück.«
Barbara war an den Behandlungsstuhl gefesselt, die Hände auf dem Rücken, aber sie wand sich und kämpfte wie eine Wahnsinnige. Ihr Gesicht war verzerrt, ihre Augen glühten. John blieb in der offenen Tür stehen, und ihr haßerfüllter Blick konzentrierte sich auf ihn.
»Schomarerfreund!« zischte sie. »Ich werde dich töten! Und meine Schwester, die über die Kilvarl gelogen hat – ich werde ihr das Herz herausschneiden!«
Sie warf sich mit so unsinniger Wut gegen ihre Fesseln, daß er den Eindruck hatte, ihr Körper würde die Anstrengung nicht lange aushalten.
»Feiges Schwein! Schomarerlakai! Hinterlistiger Lügner! Verräter …«
Paul, der leise von hinten herangetreten war, stieß ihr eine Injektionsnadel in die Schulter. Ihr Körper krümmte sich in einer letzten
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