Die Barbaren von Ragnarok

Titel: Die Barbaren von Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin

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bewegte sich nicht, noch zeigte sie irgendein Zeichen von Leben, und er ging schneller und schneller, während in ihm die Angst wuchs, es könne zu spät sein, wenn er die Kilvarl erreichte.
    Endlich endete der Korridor. Er verlagerte das Gewicht in seinen Armen und lauschte nach Loras Herzschlag, aber alles, was er hören konnte, war das Hämmern in seinen eigenen Schläfen, und er dachte mit einer kalten und schrecklichen Furcht: Sie ist schon tot.
    Er machte seinen Gedanken zu den Kilvarl so klar und so scharf er konnte: Ich bitte euch, sie zu retten, wenn ihr könnt.
    Die Antwort war eine spöttische Frage in seinem Kopf: »Also bist du doch noch zu den Kilvarl um Hilfe gekommen?«
    »Ja«, sagte er und wartete.
    Die Antwort kam diesmal als eine schwache Bewegung Loras, begleitet vom leisen Hauch eines Atemzugs.
    Die Kilvarl arbeiten schon an ihrer Rettung, dachte er. Ich hatte recht – die Kilvarl sind unsere Freunde!
    Sofort kam der Gedanke des Kilvarl: »Wenn du zusehen sollst, wie wir sie zu Tode quälen, müssen wir sie zuerst zu Bewußtsein bringen, damit sie den Schmerz fühlt.«
    Aber er konnte nicht glauben, daß die Erklärung mehr war als ein Beispiel dessen, was die Kilvarl als Humor betrachteten …
    Der Kilvarl sprach wieder: »Geh den Weg zurück, den du gekommen bist.«
    Er gehorchte zögernd, und er war erst ein kleines Stück gegangen, als er zu einer Kreuzung kam, die zuvor nicht dagewesen war, und den Kilvarl sah, der dort auf ihn wartete. Es war der Kilvarl, den er angeschossen hatte; der Strahl der Energiewaffe hatte eine böse Furche quer über die breite Brust gezogen. »Geh diesen Gang hinunter«, sagte der Kilvarl.
    John tat es, und der Kilvarl tappte schweigend neben ihm her.
    »Wenn die Schomarer diejenigen sind, die Ragnarok überfallen haben«, sagte John, »dann werden wir bald im Kampf mit ihnen stehen. Also kam ich auch, um über ein Bündnis zu sprechen.«
    »Euer Wert als Verbündete muß sich noch erweisen. Euer Vertrauen zu den Schomarern hat euch in eine Position gebracht, über die ihr euch noch nicht im klaren seid.«
    »Wieso?«
    »Zum Beispiel werdet ihr eure Schiffe nicht gegen die Schomarer einsetzen. Dies ist keine Mutmaßung – es ist die Feststellung einer Tatsache.«
    »Ich kann nicht glauben, daß uns etwas oder jemand daran hindern könnte, unsere eigenen Schiffe zu gebrauchen.«
    »Dann wirst du heute nacht etwas lernen. Eine Prüfung eures Wertes als unsere Verbündeten wird folgen; die Gelegenheit dazu wird euch Sar-Fane selbst geben.«
    »Wie werden wir reagieren?« fragte John.
    »Wir wissen es nicht. Wir sind Telepathen, keine Seher. Darum wirst du wenig über die Kilvarl erfahren, während du hier bist.«
    »Aber ihr werdet Lora retten?« fragte er.
    »Das ist unsere Absicht.«
    Sie kamen in einen Bereich, wo viele Seitengänge und Räume von ihrem Korridor abzweigten. Alle waren dunkel. Das einzige Licht kam aus dem Suchscheinwerfer an seinem Helm. Der Kilvarl sagte: »Blicke geradeaus. Versuche nicht zu sehen, was wir in diesen anderen Passagen haben könnten.«
    Er blickte starr geradeaus. Endlich kamen sie zu etwas, das wie eine trichterförmige Erweiterung des Korridors aussah, der hier in einen sehr großen Raum zu münden schien.
    »Schalte dein Licht aus«, sagte der Kilvarl.
    John gehorchte, aber er hatte bereits gesehen, was das Skelett eines kleinen Schiffes in der Dunkelheit voraus zu sein schien.
    »Vielleicht«, sagte der Kilvarl lakonisch. »Leg sie auf den Tisch zu deiner Linken.«
    Da war ein kleiner Alkoven mit einem breiten, gepolsterten Lager, auf dem ein alter Kilvarl ruhte. Im matten Schimmer einer schwachen Lichtquelle sah John, daß das ausgedünnte Fell dieses Veteranen weißlich und faltig war. Er legte Lora auf das Lager. Der – oder die – alte Kilvarl schnüffelte in Loras Gesicht, wie die Waldschliefer es getan hatten, dann blickte er zu John auf und sagte:
    »Schomarische Menusi-Droge – ihr Menschen habt blinde Nasen, oder ihr könntet es selbst riechen.«
    »Du bist ein Arzt?« fragte John.
    Der alte Kilvarl blickte an ihm vorbei zu einem Tunneleingang und antwortete nicht. Der Kilvarl, den er angeschossen hatte, sagte: »Großmutter Schela ist nach euren Begriffen kein Arzt, aber sie kann das Mädchen heilen.«
    Eine kleine Weile geschah nichts. Dann sah John etwas Gelbes, eine Bewegung aus den Augenwinkeln. Er wendete den Kopf, und ein junger Kilvarl kam mit einer kleinen Metallschüssel im Maul. In der Schüssel war