Die Bedrohung
Der Absolvent des MIT, des Massachusetts Institute of Technology, hatte die Fotos eingescannt, die Rapp gemacht hatte, und suchte nun in verschiedenen Datenbanken nach eventuellen Übereinstimmungen.
»Wie lange wird es dauern?«, fragte Rapp, während er den Reißverschluss des Khaki-Fliegeranzugs hochzog, den Stilwell ihm gegeben hatte.
»Es könnte fünf Minuten dauern. Es kann aber auch fünf Stunden dauern. Auch dann, wenn wir sie in einer der Datenbanken haben.«
»Hast du mit der NSA gesprochen?«
»Ja. Sie haben nichts erreicht.«
Rapp hatte Dumond aufgefordert, sich mit der National Security Agency in Verbindung zu setzen, damit sie versuchten, Kennedys Mobiltelefon zu orten. Selbst wenn es abgeschaltet war, hätten sie in der Lage sein sollen, es aufzuspüren. Die Tatsache, dass es ihnen nicht gelang, bedeutete, dass die Entführer es ihr abgenommen und zerstört hatten.
»Irgendwelche Ideen?«, fragte Rapp.
»Nicht wirklich«, antwortete Dumond, während er weitertippte. »Ich bearbeite hier weiter die Tasten, während du anfängst, diese Typen zu bearbeiten.« Dumond zeigte mit einem Kopfnicken auf die Fotos.
»Ich möchte, dass du beim Verhör mithörst. Ich werde versuchen, so viel wie möglich auf Englisch zu machen, aber wenn ich zu Arabisch oder Farsi wechseln muss, wird Stan es dir übersetzen. Sobald wir herausgefunden haben, woher diese Kerle sind, musst du deine Zaubertricks auspacken und versuchen, ihre Angaben zu bestätigen.«
»Kein Problem.«
»Gut. Lass es mich wissen, wenn du etwas herausgefunden hast.«
»Wird gemacht.«
Rapp ging den kurzen Gang hinunter und steckte den Kopf in Stilwells Büro. Es stank nach Zigarettenqualm. Der Chef des Stützpunkts hatte sich mit seinen Kontaktpersonen in Verbindung gesetzt, um zu erfahren, wo sich der lokale Polizeikommandant aufhielt. Stilwell unterbrach seinen Gesprächspartner und bat ihn dranzubleiben, dann deckte er die Sprechmuschel mit einer Hand ab. »Was gibt's?«
»Ich brauche eine Videokamera und Gummihandschuhe. Und ein paar Dinge aus dem Medikamentenschrank.«
Stilwell hielt einen Finger hoch und hob das Telefon wieder ans Ohr. »Faris, ich rufe dich zurück.« Stilwell wollte auflegen, doch sein Gesprächspartner hatte offenbar noch mehr zu sagen. »Ja, es wird Geld geben. Eine Menge sogar.« Stilwell sah Rapp an. »Wie viel?«
»Für den Polizeichef oder Irene?«
»Irene.«
Ohne einen Augenblick zu zögern, sagte Rapp: »Eine Million Dollar in bar und die amerikanische Staatsbürgerschaft … und es werden keine Fragen gestellt.«
Stilwell gab die Information weiter.
»Sag ihm, das Angebot gilt nur bis Mitternacht«, fügte Rapp hinzu. »Und die Informationen müssen dazu führen, dass wir sie befreien können.«
Stilwell hörte einen Augenblick zu und sagte dann: »Ja, steuerfrei, Faris. Sicher … was immer du willst. Finde nur heraus, wer sie entführt hat und wo sie ist … Ja, deine Frau und die Kinder können mitkommen. Wenn du uns hilfst, sie zu finden, dann suche ich dir persönlich ein Haus und helfe dir beim Umzug. Und jetzt klemm dich dahinter.« Stilwell legte den Hörer auf, bevor der Mann noch mehr Fragen stellen konnte.
»Wer war das?«, fragte Rapp, während er ein paar Kleidungsstücke begutachtete, die an einem Haken hingen.
»Eine meiner Quellen. Er ist ziemlich gut. Er liebt das Geld, und seine Frau möchte unbedingt in die Staaten, darum ist er hochmotiviert.«
»Schick ihm die Fotos der drei Kerle, die wir hier haben.«
»Gute Idee.« Stilwell suchte Faris' E-Mail-Adresse heraus, tippte eine kurze Nachricht und fügte die Fotos hinzu.
»Was sind das für Sachen?«, fragte Rapp und zeigte auf die Kleider am Haken.
Stilwell schaute auf und lächelte. »Das sind Roben, mit denen ich mich manchmal in einen moslemischen Geistlichen verwandle. Es gibt keinen besseren Trick, um Frauen aufzugabeln.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Das mit den Frauen nicht, aber du würdest staunen, welche Türen sich einem damit öffnen.«
»Was hast du über den Polizeichef herausgefunden?«
»Der verdammte Bastard ist unauffindbar. Ich hoffe, irgendjemand hat ihm eine Kugel in den Kopf gejagt.«
»Ich würde gern vorher mit ihm sprechen.«
»Du weißt schon, wie ich es meine.«
»Ja … Was für Mittel hast du denn im Medikamentenschrank?«
»Bist du verletzt?«, fragte Stilwell besorgt.
»Nein. Ich will diese Kerle ein bisschen weichklopfen, bevor ich sie mir vorknöpfe.«
Stilwell öffnete die
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