Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
Fleisch vor seinen Füßen. Rapp studierte ihn. Er versuchte, Blickkontakt herzustellen, doch der Gefangene wich ihm aus. Das Speed, das er bekommen hatte, steigerte seine Angst gewiss nur noch mehr.
    »Ich bin ein Soldat«, platzte der Gefangene schließlich mit Panik in der Stimme heraus. »Sie sollten mich nicht so behandeln.«
    Rapp lächelte. »Ein Soldat. Das ist ja interessant. Die meisten Soldaten, die ich kenne, tragen eine Uniform.«
    Der Mann presste die Lippen zusammen und schloss die Augen.
    »Dieser Körperteil da«, Rapp zeigte auf das Glied auf dem Boden, »gehört einem deiner Kameraden. Ich habe ihm gesagt, er soll mich nicht anlügen. Ich habe ihm gesagt, dass ich überprüfen kann, ob er die Wahrheit sagt. Er hat gedacht, er wäre schlauer als ich. Glaubst du auch, dass du schlauer bist als ich?«
    »Nein.«
    »Gut … dann sollte es keine solchen Probleme geben wie mit ihm. Fangen wir mit deinem Namen an – und sieh mir in die Augen, wenn du antwortest.« Rapp neigte den Kopf leicht zur Seite und studierte das Gesicht des Mannes.
    »Korporal Nouri Tahmineh.«
    »Wo bist du geboren?«
    Der Mann zögerte.
    »Das ist eine Schnellfragerunde, Kumpel. Das sind keine Dinge, über die man lange nachdenken muss. Antworte einfach. Ich habe fünf Leute in einem anderen Zimmer sitzen, die sich jederzeit in jedes Computersystem der Welt hacken können. Daheim in Washington habe ich noch einmal einen großen Raum voller Leute, die Telefone abhören. Wir haben Spione in jeder verdammten Regierung hier in der Region. Sie sind gerade dabei, Informationen über dich einzuholen, und wenn es stimmt, was du sagst, dass du ein Soldat bist, dann werden wir die entsprechenden Unterlagen finden, die das bestätigen. Wenn das Foto nicht mit dem Namen übereinstimmt oder wenn wir dich nicht finden, dann werde ich dir das linke Ei abschneiden, wie ich es dir gesagt habe. Dein Freund hier«, Rapp zeigte auf das Ding auf dem Boden, »er hat mir einen falschen Namen angegeben, außerdem eine falsche Geburtsstadt und ein falsches Geburtsdatum. Er hat es mir wirklich leicht gemacht. Ich habe ihm gleich alles in einem Aufwasch abgeschnitten. Du hast ihn wahrscheinlich schreien gehört, nachdem er die längste Zeit ein Mann war.«
    Rapp zog sein Messer heraus und streckte die Hand mit der Klinge aus. »So dumm war der Kerl. Und jetzt hat er solche Schmerzen, dass er mir erst recht erzählt, wie er heißt. Was ich damit sagen will – am Ende verrätst du mir so oder so, was ich hören will, also könntest du deine Männlichkeit auch behalten.« Rapp richtete die Messerspitze zwischen die Beine des Mannes. »Also, bist du jetzt bereit für die Schnellfragerunde?«
    Der Gefangene nickte rasch.
    »Name?«, fragte Rapp so zackig wie ein militärischer Ausbilder.
    »Korporal Nouri Tahmineh.«
    »Geburtsort?«
    »Qom.«
    Die einzige Stadt dieses Namens, die Rapp kannte, lag etwa hundertfünfzig Kilometer südwestlich von Teheran. »Geburtsdatum?«
    »Vierzehnter Januar 1982.«
    »Du hast gesagt, du bist Soldat. Welche Einheit?«
    »Dreiunddreißigste Division, Sondereinsatzkräfte, Jerusalem-Korps.«
    Rapp hielt seine Emotionen im Zaum. Der Mann, der hier vor ihm saß, war nicht irgendein freiwilliger Aufständischer. Er war ein iranischer Soldat. Ein Mitglied der Quds-Eliteeinheit, die mit einer betont antisemitischen Stoßrichtung auch ›Jerusalem-Korps‹ genannt wurde. Dass diese Leute an Irene Kennedys Entführung beteiligt waren, ließ für Rapp alles in einem ganz neuen Licht erscheinen.
    »Wie lange bist du schon im Irak?«, fragte Rapp, während er bereits überlegte, was es bedeutete, dass der Iran direkt in die Sache verwickelt war.
    »Fast zwei Monate.«
    »Die ganze Zeit in Mosul?«
    »Die meiste Zeit … und in der Umgebung.«
    Rapp fragte sich, ob Minister Ashani das angeordnet hatte. Bis jetzt hatte er den Mann für sehr vernünftig gehalten. Nun fragte er sich, ob die Aufrichtigkeit, die er gegenüber Kennedy an den Tag gelegt hatte, nur Schau war. »Bist du verheiratet?«
    Der Mann sah nervös zur Seite und zögerte.
    »Lüg mich nicht an.«
    »Verlobt.«
    Sehr günstig, dachte Rapp. Er öffnete den Reißverschluss der Oberschenkeltasche seines Overalls und zog einige Polaroidfotos hervor. Er sah sie durch, bis er dasjenige gefunden hatte, das er suchte. Er hielt den Stapel vor Tahminehs Gesicht. »Vorsicht bei der nächsten Frage. Name und Rang, wie es in der Genfer Konvention steht. Dort steht übrigens auch,

Weitere Kostenlose Bücher