Die Bedrohung
dass du eine Uniform tragen solltest, aber darüber reden wir später.«
Der junge Iraner sah das Foto an und zögerte.
»Deine Verlobte«, fügte Rapp hinzu, »sie wird dich nie heiraten, wenn du nichts mehr zwischen den Beinen hast.« Rapp sah, dass die Droge nun ihre volle Wirkung entfaltete. Tahminehs Knie zitterten, und seine Augen sprangen im Zimmer hin und her. »Sieh mich an!«, schrie Rapp ihn an. »Ist sie hübsch?«
»Wer?«, fragte der Mann verwirrt.
»Deine Braut.«
»Ja.«
Rapp hielt ihm die Spitze des Messers zwischen die Beine. »Dann hast du Pech. Eine schöne persische Frau wird nie im Leben einen Mann heiraten, der keinen Schwanz mehr hat. Jetzt hör auf mit den Spielchen und sag mir, wer das ist – und vergiss nicht, dass ich seinen Namen vielleicht schon kenne. Das könnte ein Test sein, und wenn du ihn nicht bestehst, dann ist das erste Ei weg.«
»Hauptmann Rashid Dadarshi … mein befehlshabender Offizier.«
»Wann haben sie dir gesagt, wen ihr entführen würdet?«
Tahmineh sah ihn nervös an. »Sie haben es mir überhaupt nicht gesagt.«
»Überhaupt nicht?«, fragte Rapp mit Nachdruck.
»Nein. Sie haben uns nur gesagt, dass es eine Amerikanerin ist und dass ihr nichts passieren darf.«
Rapp sah ihn skeptisch an, obwohl er es für durchaus möglich hielt, dass der Mann die Wahrheit sagte.
»Sie haben uns erst gestern von dem Plan erzählt.«
»Wer hat es euch gesagt?«
»Hauptmann Dadarshi natürlich.«
»Sonst niemand?«
Tahmineh schüttelte den Kopf.
»Wer zum Teufel ist dann das?« Rapp sah die Fotos durch und hielt ein Bild des Mannes hoch, der als Polizist verkleidet war.
Tahmineh sah das Foto an, und sein Gesicht verzerrte sich vor Abscheu. »Das ist ein palästinensischer Schurke. Er gehört nicht zu meiner Einheit.«
»Name?«, brüllte Rapp.
»Ali Abbas«, antwortete der Mann bereitwillig.
»Wenn er nicht von der Quds-Einheit ist, zu wem gehört er dann?«
»Hisbollah.«
»Hisbollah«, wiederholte Rapp und stand auf. »Was zum Teufel macht die Hisbollah in Mosul?«
»Das weiß ich nicht. Ich bin nur ein Korporal.«
Rapp hatte das Gefühl, dass der junge Iraner die Wahrheit sagte, doch er musste die Drohung noch eine Weile aufrechterhalten. Er hielt ihm das Messer unters Kinn und hob es an, bis der Mann ihm in die Augen sah. »Ich werde deine Geschichte überprüfen, und wenn sich herausstellt, dass auch nur eine winzige Kleinigkeit davon gelogen ist, dann komme ich zurück und hole mir deine Eier.«
50
Rapp schloss die Zellentür und eilte den Gang hinunter. Die Aufnahme eines Mannes, der gefoltert wurde, tönte wieder aus den Lautsprechern. Rapp hörte kaum auf die verzweifelten Schreie – er zerbrach sich den Kopf über das, was er soeben gehört hatte. Von Anfang an war er davon ausgegangen, dass Sunniten für den Angriff auf Kennedys Wagenkolonne verantwortlich waren. Die Sunniten beherrschten die Polizei und hatten auch immer wieder mit der Al-Kaida im Irak zusammengearbeitet. Dass der Iran und die Hisbollah in die Sache verwickelt waren, machte die Sache noch um einiges komplizierter. Zuerst konnte Rapp nicht glauben, dass sie so weit gehen würden, die Direktorin der CIA zu entführen, aber je länger er darüber nachdachte, umso weniger überraschte es ihn. Die Männer, die dahintersteckten, waren offensichtlich verzweifelt und zu allem bereit, um sich an der Macht zu halten.
Dumond hatte seine Anlage im Konferenzzimmer aufgestellt. Er hatte zwei seiner Laptops an große Monitore angeschlossen und arbeitete auf beiden. Stilwell saß neben ihm, machte sich Notizen und half ihm gelegentlich mit einer Übersetzung.
Rapp blieb in der Tür stehen. »Schon etwas gefunden?«
»Noch nicht«, meldete Dumond, ohne von seinem Bildschirm aufzublicken. »Ich bin mir nicht sicher, ob die iranische Armee diese Personalunterlagen in ihrem Netzwerk hat.«
Rapp hatte so etwas befürchtet. »Was ist mit öffentlichen Datenbanken? Fahrzeugregister, Versorgungsbetriebe, Geburtenregister?«
»Ich suche überall.«
Ridley trat zu Rapp in die Tür. Er hielt einige frisch ausgedruckte Fotos in der Hand. »Die hier sind gerade reingekommen.« Ridley reichte ihm die Bilder, und Rapp sah sie sofort durch. »Das erste ist von Minister Ashani kurz nach seiner Ankunft.«
Rapp kam zum dritten Foto, und Ridley hielt ihn auf. Das Foto war aus dem Hubschrauber aufgenommen und zeigte Ashani auf der rechten Seite. Links vom Hubschrauber war ein anderer Mann im dunklen
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