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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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einen kurzen Atemzug nahm, gefolgt von zwei tieferen. Sein Puls hatte sich ordentlich beschleunigt. Mit seinem pochenden Herzen und dem Wasser in den Ohren fiel es ihm schwer, etwas zu hören. Er hielt sich still im Wasser und nahm immer tiefere Atemzüge. Nur sein Kopf war über Wasser. Sein Herzschlag beruhigte sich schnell, und er schüttelte sich das Wasser aus den Ohren. Er lauschte nach irgendeinem Anzeichen, dass Garrets Frau aufgewacht war, doch es kam nichts. Er wartete noch eine Minute, dann löste er seine Schwimmtasche von der Ankerleine und schwamm zum Ufer zurück. Wenn alles gut ging, würde er zu Mittag wieder in Washington sein.

8 ATOMANLAGE ISFAHAN
    Das Gezänk hatte sich fast den ganzen Vormittag fortgesetzt. Für Ashani war es so ähnlich, als würde er eine lange Autofahrt mit seinen jugendlichen Töchtern unternehmen. Die meisten Männer vermieden es tunlichst, Imad Mukhtar zu widersprechen. Bei seinen engen Beziehungen zu den religiösen Fanatikern und seiner enormen Gewaltbereitschaft war es klug, sich nicht mit ihm anzulegen. Farahani hatte jedoch – sei es aus Dummheit oder Überzeugung – beschlossen, ihm nicht weiter entgegenzukommen. Während Mukhtar im Ton eines militärischen Ausbilders auf die Mängel der Anlage hinwies, verteidigte sich Farahani wie ein beleidigter Künstler. Der Ton wurde immer schärfer, und Ashani wünschte sich sehnlichst, sein Büro möge anrufen und ihm einen Notfall melden, der seine sofortige Anwesenheit notwendig machte.
    Ashani lehnte sich an die Wand von Farahanis Büro und verfolgte, wie Mukhtar eine ganze Liste von Personalakten zu sehen verlangte.
    Farahani zündete sich eine Zigarette an, blies eine Rauchwolke aus und schüttelte den Kopf. »Ich kenne diesen Mann sehr gut. Er würde niemals die Revolution verraten.«
    Ashani hatte Farahani noch nie so stur gesehen. Vielleicht hatte er es nach all den Monaten einfach satt, dass immer wieder Leute aus Teheran herkamen und jeden seiner Schritte hinterfragten. Doch Mukhtar war nicht irgendein dumpfer Bürokrat, der sich einfach nur selbst absichern wollte. Schon mit vierzehn Jahren hatte er sich der palästinensischen Terrorgruppe ›Force 17‹ angeschlossen. Mit zwanzig wurde ihm klar, dass Yassir Arafat ein korrupter Größenwahnsinniger war, und er brach mit der PLO. Er gründete eine wenig bekannte Gruppe namens Islamischer Dschihad, aus der schließlich eine weitere Organisation, die Hisbollah, hervorging. Im folgenden Jahr veränderte er die Landschaft im Nahen Osten, indem er mit Hilfe von Auto- und Lastwagenbomben die amerikanische Botschaft in Beirut ebenso dem Erdboden gleichmachte wie die Unterkünfte der U.S. Marines sowie jene der französischen Soldaten in der Stadt. Nach diesen furchtbaren Anschlägen starteten Mukhtar und seine Leute eine Serie von Entführungen, die das internationale politische Geschehen über Jahre hinaus maßgeblich beeinflussten. Mukhtar war ein Mann der Tat, der vor extremer Gewalt nicht zurückschreckte. Er zögerte nicht, all jene zu töten, die seine Alles-oder-nichts-Vision des Dschihad nicht teilten. Auch wenn es sich ebenfalls um Moslems handelte.
    »Drei eurer Spitzenwissenschaftler wurden vergiftet«, sagte Mukhtar vorwurfsvoll.
    »Es wurden keine Spuren von Gift in dieser Anlage gefunden«, wehrte sich Farahani.
    »Was glauben Sie, wer sie vergiftet haben soll?«
    »Ich bin sicher, dass diese jüdischen Schweine etwas damit zu tun haben, aber nachdem es nicht hier in der Anlage passiert ist, bin ich nicht für die Ermittlungen zuständig.« Farahani wandte sich Ashani zu. »Wenn Sie wissen wollen, wer sie umgebracht hat, sollten Sie Azad fragen.«
    »Ich weiß, wer sie umgebracht hat«, rief Mukhtar gereizt. »Was ich in Ihren sturen Schädel hineinbekommen will, ist, dass die Juden Spione in eurem Land haben. Sie schnüffeln schon eine ganze Weile hier herum. Auf diese drei Wissenschaftler hatten sie es abgesehen, weil sie das Rückgrat eures Urananreicherungsprogramms waren.«
    »Das liegt ja auf der Hand. Da widerspreche ich Ihnen auch nicht. Aber diese Männer wurden an der Universität vergiftet, nicht hier in dieser Anlage. Hier gibt es keine jüdischen Spione. Das ist ausgeschlossen.«
    »Ich will mit diesem Mann sprechen.« Mukhtar hielt eine Personalakte hoch.
    Farahani nahm eine aufrechte Haltung an. »Dieser Mann stammt aus einer Familie, deren Ruf absolut makellos ist.«
    Ashani sah, wie Mukhtars Hände sich zu Fäusten ballten und sich seine

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