Die Bedrohung
solltest du die University of Georgia oder Georgia Tech besuchen. Nicht Alabama. Ich hatte einen zweistelligen Vorsprung in den Umfragen, der praktisch auf null schmolz, als meine Alma Mater gegen die Bulldogs spielte. Ich konnte gerade noch einen hauchdünnen Vorsprung ins Ziel retten. Lektion zwei: blitzschnell attackieren.«
»Wie bitte?«
»Attackiere schnell und hart – Sie dürfen nicht vergessen, ich war mal Quarterback. Man muss natürlich die geeigneten Leute dafür haben, aber es gibt nichts, mit dem man dem gegnerischen Angriff so zusetzen kann, wie mit ständigen blitzartigen Attacken der Verteidigung. Erinnern Sie sich an Alabamas Meisterteam aus dem Jahr zweiundneunzig?«
»Leider nein.«
»Ihr Angriff war Durchschnitt, aber ihre Verteidigung war vielleicht die beste, die es im College-Football je gegeben hat. Sie stellten in fast jedem Spiel zehn Leute auf die Linie. Sie attackierten bei jeder Gelegenheit so schnell und so entschlossen, dass die gegnerische Offensive Mühe hatte, keinen Raum zu verlieren. Sie konnten nur reagieren und versuchen, irgendeinen Trick zu finden, wie man diese Jungs überlisten konnte. Und das bereitet Angreifern Schwierigkeiten. Sie sollen dafür sorgen, dass die Verteidigung reagieren und ihnen hinterherlaufen muss und nicht umgekehrt.«
»Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Rapp.
»Sie sollen ein Konzept aufstellen«, fuhr Alexander entschlossen fort. »Oder sagen wir, eine Liste mit all den Leuten von der Hisbollah und allen anderen, die uns Probleme machen könnten. Das bleibt unter uns beiden und Irene. Wir gehen sie gemeinsam durch, dann wandert sie in den Reißwolf. Ich will keine Kopien. Keine Spuren auf Papier.«
»Das kann ich machen.«
»Gut. Wenn wir auch nur den kleinsten Hinweis finden, dass der Iran die Hisbollah für die Drecksarbeit einsetzen will, dann will ich zehn Leute in der Defense Line stehen haben, die bereit sind. Und ich rede nicht bloß von gezielten Luftschlägen. Ich will, dass ihr kreativ seid. Dass ihr richtig rangeht. Diese Kerle sollen Angst um ihr Leben haben.«
Rapp lächelte und nickte langsam. »Es wäre mir eine Freude, das zu tun, Sir.«
14 TEHERAN, IRAN
Ashani folgte einem der Leibwächter des Obersten Führers in den Sitzungsraum und nahm auf einer langen Couch Platz. Der Geheimdienstminister empfand den Raum als bedrückend. Die Geistlichen, die sich als Wächter der Revolution betrachteten, hatten es ein wenig übertrieben in ihrem Bestreben, mit dem Prunk des Schahs aufzuräumen. Es gab weder Bilder noch irgendwelche Ziergegenstände in dem Raum. Die Wände waren weiß und die beiden großen Fenster mit einem billigen grauen Stoff verhangen, den man nur insofern als Vorhang bezeichnen konnte, als er das Zimmer vor dem Sonnenlicht abschirmte. Der braune Teppich war neu, aber ebenfalls billig und schlicht. Geradezu peinlich wirkten die geblümten Sitzgarnituren mit Holzrahmen.
Ashani musste an einen nicht lange zurückliegenden Staatsbesuch des Königs von Saudi-Arabien denken. Kein einziges Hotel in der Hauptstadt erfüllte die Ansprüche des Monarchen, also wurde eine Woche vorher ein Team von Innenarchitekten mit einer 747 eingeflogen, die mit Möbeln, Kunstgegenständen, Teppichen und allen möglichen Dingen beladen war, die den Aufenthalt des Königs erträglicher gestalten sollten. Der Monarch war auch in diesen Raum gekommen, um sich mit dem Obersten Führer zu treffen. Die gesamte saudische Delegation war schockiert, dass die Führung eines keineswegs armen Landes so wenig Augenmerk auf einen würdigen Rahmen im diplomatischen Umgang legte.
Ashani wusste, dass die Geistlichen, die sein Land regierten, ihren arabischen Brüdern damit zeigen wollten, dass sie die besseren Moslems waren. Die Saudis und ihre sunnitische Sekte mochten zwar die Hüter von Mekka und Medina sein, aber die Schia allein erfüllte den Willen des Propheten. Im Gegensatz zu den Saudis verzichteten sie ganz im Sinne Mohammeds auf irdische Güter. Ashani wusste jedoch, dass das Großteils nur Schau war. Viele dieser Geistlichen, die in der Öffentlichkeit ihre Ablehnung gegenüber der modernen Welt bekundeten, waren zu Hause von Luxus umgeben. Sie gaben Tausende Dollars aus, um sich maßgeschneiderte Roben anfertigen zu lassen. Es gab gewiss auch Ausnahmen, und ein Mann, der zu diesen zählte, hatte soeben den Raum betreten.
Ashani blickte auf und sah Ajatollah Ahmad Najar, den Vorsitzenden des Wächterrats. In vielerlei
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