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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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mit einer Vielzahl anderer legaler und illegaler Aktivitäten zu beschäftigen. Die Stadt beherbergte zahllose gemeinnützige Organisationen, Handelsgesellschaften und Finanzinstitutionen, und sie war das zweitgrößte Medienzentrum nach New York City. Wenn man Baltimore mitrechnete, gab es sechs große Profisport-Teams und dazu noch ein Dutzend Universitätsteams, die man anfeuern konnte. Das alles stand jedoch ein wenig im Schatten der Politik. Im Moment sprach alles über die drohende Konfrontation mit dem Iran. Als die Stadt an diesem Tag zum Leben erwachte, waren die Zeitungen voll mit Fotos eines zornigen iranischen Präsidenten und mit Luftaufnahmen, die die zerstörte iranische Atomanlage zeigten. Die Radio- und Fernsehsender berichteten laufend über das Ereignis. Der Iran beschuldigte die Vereinigten Staaten und Israel. Bisher hatte sich Israel nicht dazu geäußert, doch die amerikanische Regierung hatte durch die Pressesekretärin des Weißen Hauses, Sue Glusman, verlauten lassen, dass die USA nicht das Geringste mit dem Unfall zu tun habe.
    Irene Kennedy hatte gegenüber Glusman und dem Präsidenten betont, dass man von einem Unfall sprechen solle, bis der Iran das Gegenteil beweisen konnte. Kennedy hatte letzte Nacht nur ein paar Stunden geschlafen. Nach der Ankunft auf der Andrews Air Force Base hatte sie gleich einen Hubschrauber nach Langley genommen, wosie bis elf Uhr in der Nacht arbeitete. Ihr Fahrer brachte sie nach Hause. Sie bedankte sich bei ihrer Mutter, dass sie sich um Tommy gekümmert hatte, küsste ihren schlafenden Sohn auf die Stirn und genehmigte sich dann fünf Stunden Schlaf. Als sie aufstand, küsste sie den immer noch schlafenden Jungen erneut auf die Stirn und fuhr noch vor Sonnenaufgang ins Büro. Solche Tage gab es öfter, als ihr lieb war. Es machte der Direktorin der CIA nichts aus, so viel zu arbeiten – was ihr jedoch etwas ausmachte, war, so wenig Zeit für Tommy zu haben.
    Kennedys gepanzerter Suburban passierte den Checkpoint des Secret Service am Südwesttor und hielt schließlich vor dem Eingang an. Sie war etwas früher gekommen, wie es der Präsident gewünscht hatte. Für acht Uhr war eine Sitzung des National Security Council angesetzt, und Alexander wollte sich vorher von ihr berichten lassen, was über Nacht geschehen war. Die CIA-Direktorin wünschte dem uniformierten Secret-Service-Officer, der bei der Tür saß, einen guten Morgen. Sie durchquerte den Flur und stieg die Treppe in den ersten Stock hinauf. Als sie das private Esszimmer des Präsidenten betrat, war sie im ersten Moment überrascht, Außenministerin Wicka und Verteidigungsminister England hier zu sehen.
    Der silberhaarige Verteidigungsminister führte gerade einen Löffel mit Haferbrei zum Mund, als er Kennedy hereinkommen sah. In seiner typischen geradlinigen Art sagte er: »Mir gefällt Rapps Idee. Der Präsident hat es uns gerade erzählt. Diesen Kerlen ist es egal, wie es wirklich war – sie werden ihre Ziele mit allen Mitteln verfolgen. Ich würde sagen, es ist Zeit, dass wir mit gleicher Münze zurückzahlen.«
    Kennedy lächelte ein wenig gezwungen, was den umgänglichen England zum Lachen brachte.
    Er zeigte über den Tisch auf den Präsidenten und meinte: »Ich habe Ihnen ja gesagt, es wird ihr nicht gefallen, dass Sie uns einweihen.«
    Außenministerin Wicka saß auf der anderen Seite des Tisches, direkt gegenüber von Kennedy. Sie bedachte England mit einem vorwurfsvollen Blick. »Das liegt daran, dass sie einer der wenigen Menschen in der Stadt ist, die ein Geheimnis für sich behalten können.«
    »Keine Sorge, Irene«, versicherte England. »Auch im Investment Banking überlebt man nicht lang, wenn man sich ständig das Maul zerreißt.« England sprach von seiner Zeit bei Merrill Lynch und Piper Jaffray. Der Präsident hatte ihn in sein Team geholt, weil er wollte, dass ihm ein analytischer Geschäftsmann half, das Pentagon ins neue Jahrtausend zu führen.
    Alexander zeigte auf den Sessel, der noch frei war. »Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Kennedy stellte ihre Aktentasche neben den Sessel und reichte ihren Mantel einem Navy-Steward.
    »Was möchten Sie heute frühstücken, Dr. Kennedy?«
    »Das Übliche, José. Danke.«
    Der Präsident schob seinen Teller mit dem zur Hälfte gegessenen Rührei mit Schinken zur Seite und wischte sich die Mundwinkel mit einer weißen Serviette ab. »Hatte Mitch recht, was den Bericht über die Bombenschäden betrifft?«
    »Meine Experten«, antwortete

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