Die Bedrohung
Direktor der CIA, »bring sie zurück, aber ich sage dir eines als Freund. Diese Sache wird einigen Staub aufwirbeln. Jeder Reporter und Politiker in Washington wird nicht nur die näheren Umstände der Entführung untersuchen, sondern auch alles, was nachher passiert.«
»Und sie können sich meinetwegen alle zum Teufel scheren.«
»Mitch«, seufzte Charles O'Brien, »das ist genau die Einstellung, mit der du dir eine Menge Ärger einhandeln wirst.«
»Ich will mal etwas klarstellen, Chuck.« Rapps Stimme klang angespannt. »Ich will kein Wort mehr hören über meine Einstellung. Mir braucht keiner über die Schulter zu schauen bei dem, was ich mache, und ich kann jetzt ganz sicher darauf verzichten, dass ihr mir aus der Ferne sagt, was ich tun soll und was nicht. Wir haben vielleicht vierundzwanzig Stunden, bis sie ihren Widerstand brechen. Das ist keine Situation, in der man sich an Spielregeln hält. Schick mir also keine Analytiker aus Bagdad – ich brauche Leute, die zupacken können. Leute, die Türen eintreten und diese Kerle so lange bearbeiten, bis sie uns sagen, was wir wissen wollen.«
»Mitch, ich denke, du musst jetzt erst mal kühl analysieren, wie du die Sache angehst. Ich bin mir sicher, dass sie im Weißen Haus schon …«
»Sie werden sie foltern!«, knurrte Rapp.
»Mitch«, seufzte O'Brien, »keiner von uns will, dass das passiert, aber du darfst jetzt nicht voreilig handeln. Du musst …«
»Sag mir nicht, was ich tun muss!«, schrie Rapp ins Telefon. »Du und alle anderen in Washington, ihr könnt jetzt für die nächsten vierundzwanzig Stunden eure verdammten Köpfe in den Sand stecken – aber lasst mich gefälligst alles tun, was notwendig ist, um sie zurückzubringen.«
»Das geht so nicht. Ich kann das nicht zulassen.«
»Dann solltest du besser in Urlaub gehen.«
»Du hast einfach zu wenig Abstand«, stellte O'Brien entschieden klar. »Du musst dich erst mal beruhigen … vergiss nicht, es gibt auch noch Gesetze.«
»Nun, das hättest du vielleicht auch der anderen Seite klarmachen sollen, nicht wahr? Du kannst dich ruhig absichern, Charlie.« Rapp schüttelte zornig den Kopf und fügte hinzu: »Aber ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo du auch noch Mumm hattest. Als du selbst noch draußen im Feld warst. Heute bist du genau wie alle anderen Schreibtischhengste in ihren gemütlichen Büros.«
Es folgte Schweigen, bis O'Brien schließlich sagte: »Ich werde das ignorieren, was du gerade gesagt hast. Ich schreibe es dem Umstand zu, dass du unter großem Stress stehst.«
Mit langsamen, eindringlichen Worten betonte Rapp: »Ich habe es ganz genau so gemeint, wie ich es gesagt habe, Charlie. Wenn diese Sache vorbei ist und die Medien über dich herfallen, dann werde ich gern für uns beide den Kopf hinhalten. Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich muss meine weißen Handschuhe anziehen und diese Typen hier fragen, ob sie nicht freundlicherweise auf ihr Recht auf einen Anwalt verzichten wollen.«
Rapp drückte entschieden die Ende-Taste am Telefon, als der Humvee die CIA-Anlage erreichte.
Der Fahrer hielt an und wandte sich Rapp zu. »Ich bin jetzt zum dritten Mal hier«, sagte er. »Ich wünschte, mehr Leute in Washington hätten Ihre Einstellung.«
»Ich auch.« Rapp stieg aus und wartete darauf, dass die Soldaten die Gefangenen aus den Wagen holten. Rapp hatte die drei Männer in verschiedenen Autos herbringen lassen. Den Persisch sprechenden Kommandanten hatte er in das Stryker-Fahrzeug gesetzt, der Polizist lag auf einer Tragbahre im zweiten Humvee, und der Fußsoldat, den er mit einem Tritt außer Gefecht gesetzt hatte, fuhr mit ihm. Rapp zerbrach sich bereits den Kopf darüber, wie er vorgehen sollte. Er musste aus den Leuten so schnell wie möglich herausbekommen, was er wissen musste. Gewiss, er hätte versuchen können, es einfach aus ihnen herauszuprügeln – aber das hätte in diesem Fall wohl nicht funktioniert. Wenn er einige Tage Zeit gehabt hätte, dann wäre er damit vielleicht ans Ziel gekommen, aber so viel Zeit hatte er nun einmal nicht. Nein, er musste sich schon etwas Besseres einfallen lassen.
Er war sich nicht sicher, wie lange Kennedy durchhalten würde, und er wollte es auch gar nicht so genau wissen. Rapp war selbst vor Jahren einmal gefoltert worden. Er würde ihr die Schmerzen und die Erniedrigung nur allzu gern ersparen. Er stellte sich vor, dass es für eine Frau wahrscheinlich noch schlimmer sein musste, und zwang sich schließlich,
Weitere Kostenlose Bücher