Die Bedrohung
mit diesen Gedanken aufzuhören. Er musste sich jetzt ganz darauf konzentrieren, sie zu finden, und durfte sich nicht von der Sorge um sie überwältigen lassen. Und er musste sie so schnell wie möglich finden.
Zwei Humvees kamen angerollt und hielten direkt vor Rapp und den Gefangenen an. Rapp erkannte den Stützpunktkommandanten General Gifford, als er aus dem ersten Wagen ausstieg. Der General war in voller Gefechtsmontur, mit Helm und allem Drum und Dran. Er ging sofort auf Rapp zu.
»Meine Aufklärungshubschrauber sind unterwegs, ich habe auch drei Predators in der Luft, und zwei Reaper-Drohnen kommen aus Bagdad. Es gibt vier Hauptstraßen, die in die Stadt führen, und sechs Nebenstraßen; unsere Leute sind gerade dabei, auf allen zehn Straßen Checkpoints zu errichten.«
»Was ist mit dem Fluss?«
»Im Norden und Süden gesichert«, antwortete er in seinem knappen militärischen Stil. »Wir mobilisieren jeden Soldaten, den wir aufbieten können, und schicken sie alle auf die Straße. Brauchen Sie sonst noch etwas von mir?«
Rapp dachte an das Gespräch, das er mit O'Brien geführt hatte. »Ja.« Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter auf die drei Gefangenen mit den schwarzen Kapuzen. Einer von ihnen konnte stehen, die beiden anderen lagen auf Tragbahren. »Diese Kerle mit den Säcken über dem Kopf … Sie haben sie nie gesehen … okay?«
Gifford blickte zu den drei Männern hinüber. Er zögerte einen Augenblick, als er daran dachte, was Rapps Worte bedeuteten. Er nickte kurz und sagte: »Welche Männer?« Der General drehte sich um und schritt zu seinem Humvee zurück. »Wenn Sie etwas brauchen, melden Sie sich«, rief er Rapp zu.
In dem Moment, als der General losfuhr, traf Stilwell mit seinen Kurden ein. Rapp forderte die Soldaten auf, die Tragbahren abzusetzen, und ließ die Kurden diese Aufgabe übernehmen. Je weniger GIs von der Sache wussten, umso besser, dachte er sich.
Rapp und Stilwell traten in den Trailer, in dem die Büros untergebracht waren. »Habt ihr eine Kamera da?«, fragte Rapp.
»Polaroid oder digital?«
»Polaroid.«
Stilwell verschwand in einem der Büros und kam wenige Augenblicke später mit einer Kamera zurück. »Was noch?«, fragte er.
Rapp drehte die Kamera um, um zu sehen, ob ein Film drin war. »Ja … frag nach, wo diese Leichen sind.«
»Welche Leichen?«
»Die, über die ich mit diesem Captain von der Eingreiftruppe gesprochen habe – wie heißt er doch gleich …« Rapp schnippte mit den Fingern, während er sich an den Namen zu erinnern versuchte.
»Captain Jensen«, sagte Stilwell.
»Ja, der. Ich habe ihm gesagt, ich will alle Leichen hier haben, damit wir sie identifizieren können. Sorg dafür, dass sie hierherkommen.«
»Nicht ins Leichenhaus des Stützpunkts?«, fragte Stilwell verwirrt.
»Nein, genau hierher. Sie sollen ausgezogen und in die größte Zelle geworfen werden, die ihr habt. Ich will, dass jeder Quadratzentimeter des Fußbodens mit Leichen bedeckt ist.«
»Ist das dein Ernst?«, fragte Stilwell stirnrunzelnd.
»Ja!«, rief Rapp ungeduldig.
Rapp eilte zurück zur Tür, blieb aber noch einmal stehen. »Was habt ihr denn so für Tonmaterial da, das man verwenden könnte, um die Kerle weichzuklopfen?«
Stilwell blickte zur Decke hinauf und zählte die ganze Liste auf. »Also, wir hätten da Barney, ›I love you, you love me‹, ›The Macarena‹, diesen nervigen Nelly-Furtado-Song, jede Menge Heavy Metal … dann haben wir da auch noch was von Barry Manilow, aber das ist nicht geeignet, wenn du mich fragst. Der Kerl ist ein Genie …«
»Nein!«, rief Rapp. »Ich meine Tonmaterial von Leuten, die gefoltert werden … Schmerzensschreie, Leute, die um ihr Leben betteln. Nicht dieses verrückte Barney-Zeug. Ich habe schließlich nicht eine Woche Zeit, um diese Mistkerle fertigzumachen.«
»Oh … sorry. Ja, wir hätten da schon ein paar gute Aufnahmen.«
»Die brauche ich.« Rapp verließ das Büro und durchquerte die Anlage. Neben einem Hangar standen die Verhörcontainer, die mit drei Schichten von Sandsäcken bedeckt waren. Nur die Tür und eine Klimaanlage waren frei. Rapp trat durch die Tür und kam zu einem kleinen Schreibtisch und einer Reihe von Überwachungsmonitoren. Zwölf Zehn-Zoll-Bildschirme. Einer für jede Zelle. Ein Mann in Jeans und T-Shirt saß hinter dem Schreibtisch, die Füße hochgelegt und in eine Zeitschrift vertieft.
Rapp blieb stehen und zeigte auf die Monitore. »Nehmt ihr auf, was in diesen
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