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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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    »Warum?«, fragte Tavi. »Warum hat deine Königin diese Änderungen vorgenommen? Wird dadurch nicht das Wachstum der Vord beeinträchtigt?«
    Die Königin kniff die Augen zusammen. »Natürlich. Aber … sie handelt falsch. Nicht vernunftgemäß. Sie hat zu viel vom Blut eurer Art gekostet.«
    Das Vord sprach ruhig und ausdruckslos, doch der Schwall von Gefühlen, der zu Tavi herüberschwappte, war schmerzhaft eindringlich. Die junge Königin war von reiner Wut erfüllt, und dazu gesellten sich Eifersucht und heftiger, ehrgeiziger Hass. Diese Emotionen waren so ungetrübt und stark wie die von Kindern und wurden nicht unterdrückt.
    Tavi musste sich bemühen, damit ihm nicht die Kinnlade herunterfiel. Die Vord-Königinnen waren irgendwie menschenähnlicher geworden. Misstrauen, das Bedürfnis zu herrschen, diese Gefühle konnte man wunderbar gegen sie einsetzen.
    »Ich glaube, inzwischen ist sie nach Alera zurückgekehrt oder zumindest auf dem Weg dorthin. Was würdest du davon halten, wenn ich dir sage, dass ich sie beseitigen möchte?«
    Das Vord legte den Kopf schief. »Warum solltest du so etwas tun?«
    »Um zu überleben«, antwortete Tavi. »Wenn wir überleben wollen, müssen wir sie vernichten – und du musst uns ungehindert ziehen lassen, damit wir sie auslöschen können.«
    »Euch ziehen lassen …« Die Königin beugte sich leicht vor. »Wen?«
    »Alle Angehörigen meines Volkes und alle Canim auf diesem Land«, erwiderte Tavi sofort. »Alle. Sie gehen mit mir nach Alera. Wir brauchen sie, um die Bedrohung beseitigen zu können.«
    Die Königin blickte sich im Inneren des Baus um. Dann richtete sie den Blick ihrer grünen Augen auf Tavi.
    »Dich kostet das gar nichts«, drängte Tavi sie. »Du musst lediglich den Angriff gegen die Canim ein wenig verlangsamen, damit sie von diesem Kontinent fliehen können. Danach werden sie nichts mehr von dem bedrohen, was du hier aufgebaut hast. Du brauchst nicht mehr gegen sie zu kämpfen.«
    Die Augen der Königin leuchteten ein wenig heller, und sie trat einen Schritt näher. Tavi spürte, wie ihr in rascher Abfolge verschiedene Gedanken durch den Kopf schossen, und vernunftlose Angst breitete sich ohne greifbaren Grund in ihm aus. (Die Angst, die er hatte, weil er von diesen albtraumhaften Wesen umzingelt war, die ihn jederzeit töten oder gar Schlimmeres mit ihm anstellen konnten, fand er hingegen sehr vernünftig.) Verschiedene Erinnerungen zogen vorbei und brachten sogar ein Dutzend Gerüche mit sich, so dass er sie beinahe für echt hielt.
    »Es sind noch andere in der Nähe«, sagte die Königin leise. »Sie sind mit dir gekommen. Aber du hast ihnen nicht den wahren Grund genannt, warum du hier bist.«
    Ein Schauer lief Tavi den Rücken hinunter, denn dieses Geschöpf begutachtete tatsächlich seine Gedanken. »Nein«, antwortete er. »Sie hätten niemals gutgeheißen, was ich vorhabe.« Er lächelte schwach. »Sie gehören nicht zu der Sorte, die gern verhandelt.«
    »Du bist ehrlich«, murmelte die Königin.
    »Welchen Sinn hätte es, jemanden betrügen zu wollen, der deine Gedanken lesen kann?«, fragte Tavi. »Ich habe schon viel erreicht, indem ich die gemeinsamen Interessen zwischen mir und meinen Feinden gefunden habe.«
    »Ein Feind, der auf deine Seite wechselt, ist genauso besiegt wie ein Feind, den du tötest«, sagte die Vord-Königin.
    »Nicht nur das«, erwiderte Tavi.
    Die dunklen gepanzerten Schemen von Vord-Kriegern füllten hinter ihm den Eingang aus. Die Vord-Canim kamen langsam und lautlos vor und bewegten sich unbeholfen in dem engen Raum.
    Tavi sank das Herz in die Hose.
    »Deine Logik war folgerichtig, bis auf eine einzige falsche Annahme«, sagte die Vord-Königin. »Du hast geglaubt, weil die untergebenen Königinnen ohne die Fähigkeit erschaffen wurden, eigene Untergebene zu erzeugen, hätten sie trotzdem noch das Verlangen zu herrschen. Das ist eine Schwäche, wie sie nur Einzelwesen haben.«
    Wachsspinnen kamen aus den Wänden und strömten wie eine kleine Welle in den Raum zwischen Tavi und der Königin, kletterten übereinander, bis sie brusthoch waren, und bildeten so eine Mauer, die so stabil wirkte wie aus Stein.
    »Deine Art sucht stets nach Befehlsgewalt und Führerschaft als Erweiterung der Person. Ihr versteht nicht, dass man sich einer größeren Sache opfern kann. Ihr wisst nicht, wie man das Ich dem Wohl des Ganzen unterordnet.«
    Tavi schaute sich erneut in dem Bau um, aber es gab keine

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