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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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von ihrem Gladius mit solcher Leichtigkeit ab, als würde er einen Apfel schälen. Dann war er an ihr vorbei und musste selbst in der Luft erst einmal wieder sein Gleichgewicht finden.
    Isana starrte das beschädigte Schwert kurz an, das an der aufgeschlitzten Stelle rot glühte, und sie begriff, wie viel Glück sie gehabt hatte. Raucus hatte sie bei seinem Angriff nicht sehen können, genauso wenig wie sie ihn. Sein Hieb war deshalb schlecht gezielt gewesen, also besser gesagt: Ein wenig schlechter als perfekt. Sie hatte sich zwar gut gegen ihn verteidigt, dennoch wusste sie nicht, ob ihr das nochmals gelingen würde.
    Lange würde sie sich jedenfalls nicht im Schwertkampf mit ihm messen können, denn er würde ihre Waffe klein hacken wie ein Stück kalter Butter. Und ihre Rüstung würde seiner Klinge auch nicht viel länger standhalten. Wenn sie Raucus weiterhin gestattete, sie im Flug anzugreifen, würde er sie nach und nach auseinander nehmen. Sie musste ihn zur Landung zwingen.
    Also hob sie die Hand, und der Schnee begann wieder zu wirbeln und bildete einen blendenden, stechenden Vorhang von einigen Fuß Durchmesser, der sie vor seinem Blick verschleierte. In diesem Schneesturm war ein Blitzangriff deutlich weniger verlockend.
    Und während sie wartete und den Wirbel um sich herum aufrecht erhielt, kühlte sie ihr Schwert im Schnee zu ihren Füßen ab.
    Im nächsten Moment brach ein Schemen in den Schneewirbel ein, eine dunkle Gestalt, dann erschien Antillus Raucus mit Frost in Bart und Haar und auf dem Leder seines gepanzerten Mantels. Das Schwert hielt er weiterhin in der Hand.
    Isana ließ den Schneevorhang nicht zusammenfallen, sondern wartete ab.
    »Verfluchte Krähen, Isana«, sagte Raucus. Er sprach nicht laut, und es klang eher müde als wütend. »Du hast dir den Platz für das Duell aber sehr gut ausgesucht.«
    »Vielen Dank für das Kompliment, Hoheit«, erwiderte Isana leise.
    Er schüttelte den Kopf. »Doch damit ziehst du die Sache nur in die Länge. Du bist zu allem entschlossen, und du hast eine rasche Auffassungsgabe. Trotzdem gibt es nur einen möglichen Ausgang.«
    »Ich kann mich wirklich nur wundern«, entgegnete Isana, »warum du dich so hartnäckig weigerst, mit mir an einem Strang zu ziehen.«
    »Ich denke, das haben wir ausführlich genug besprochen«, gab er zurück und setzte sich in ihre Richtung in Bewegung.
    Isana hob das Schwert. »Dessen bin ich mir nicht sicher, Raucus. Handelst du meinetwegen so? Oder wegen Gaius? Ich glaube, darauf bist du mir eine Antwort schuldig.«
    »Bin ich dir etwas schuldig?«, fragte Raucus und schleuderte ihr mit einer Handbewegung eine weitere Flammenkugel entgegen.
    Sie baute ein schimmerndes Schild aus Eis in der Mitte zwischen ihnen auf, und die Flammen erstarben zischend in einer Dampfwolke.
    »Wie du schon ganz richtig festgestellt hast, kann ich kaum viel mehr tun, als dieses Duell in die Länge zu ziehen, Hoheit. Das ist mir durchaus bewusst. Da erscheint es mir doch sehr wenig, worum ich bitte, im Tausch gegen mein Leben.«
    Raucus lächelte hart und verbittert und schwebte knapp außerhalb des Bereichs, den ihr Araris als Reichweite seiner Waffe eingebläut hatte. »Gaius wäre Grund genug. Die heimtückische Schleiche hat nicht einmal die Treue der Würmer verdient, die sich an seiner Leiche gütlich tun werden.«
    »So gern ich wollte«, gab Isana freimütig zurück und hielt das Schwert bereit zur Verteidigung, aber niedrig, weil es auf diese Weise weniger Kraft kostete, »kann ich nicht behaupten, ich wäre in dieser Hinsicht anderer Meinung.«
    Raucus runzelte die Stirn. Er veränderte leicht die Fußstellung, da er die Klinge weiter nach oben hob und gerade, beinahe in einer Linie mit seinem Körper, ausrichtete.
    Es wirkte fast ein wenig grotesk, diese kurze Waffe auf diese Weise zu halten, trotzdem war Isana gezwungen, sich auf diese neue Bedrohung einzustellen. Sie hob ihr Schwert in ähnlicher Weise, drehte sich dabei jedoch zur Seite, so dass sie ihrem Gegner nicht die Brust darbot.
    »Östlicher Stil«, merkte Raucus ruhig im Ton des Könners an. »Araris hat diesen rhodesischen Blödsinn schon immer gemocht.«
    Er trat einen Schritt vor, brachte sich in Reichweite und schlug auf sie ein. Isana konnte abwehren, was sie wieder einen langen Span ihrer Klinge kostete, aber dann traf Raucus sie mit Schultern und Hüfte, als er weiter vordrang und sie mit seiner ganzen Masse aus dem Gleichgewicht zu bringen versuchte. Isana wurde

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