Die Befreier von Canea
Also sag schon.«
»Max«, warf Kitai ein, die wieder hinter Tavi auf dem Taurg saß. »Wir kennen aber den Aufenthaltsort der Mutter dieser beiden Königinnen nicht.«
»Oh.« Max schwieg kurz, dann brummte er: »Guter Einwand. Dann halt lieber weiter den Mund, Calderon.«
»Durias«, rief Tavi.
Der Gerufene trieb seinen erschöpften Taurg nach vorn. »Hoheit?«
»Reite voran und sag Bescheid, dass wir kommen«, meinte Tavi. »Ich muss sofort mit Marcus, Nasaug und Magnus reden. Crassus sollte sich nach Möglichkeit auch dazu gesellen. Ach, und Demos ebenfalls.«
Durias salutierte und trieb seinen Taurg zum schwerfälligen Trott an.
»Hast du das gesehen, Maximus?«, fragte Kitai. »Er hilft einfach, ohne zu jammern oder dumme Fragen zu stellen. Wenn du mal erwachsen wirst, bist du vielleicht auch ein wenig mehr wie Durias.«
Max starrte Kitai böse an, salutierte vor Tavi und sagte: »Ich glaube, ich werde ihm jetzt ein wenig helfen.« Er brachte Schnitzel zum Trab und holte Durias ein. Tavi hörte ihn vor sich hin fluchen.
»Das war aber nicht sehr nett«, sagte Tavi, als Max außer Hörweite war.
Kitai seufzte. »Du hast ihn dir gar nicht angesehen, als du mit Durias gesprochen hast. Er ist so müde, beinahe wäre er von seinem Taurg gefallen. Jetzt ist er sauer genug, um es wach zurück ins Lager zu schaffen, und schneller als gedacht.«
Tavi lehnte sich zurück an Kitai und spürte plötzlich, wie müde er selbst war. »Danke.«
»Ich weiß, wie wichtig er dir ist«, sagte sie ruhig. »Und ich mag ihn auch sehr gern, Chala. «
Tavi ließ seinen Taurg ebenfalls schneller gehen. »Du hast ihn also dazu gebracht, etwas zu tun, was deiner Meinung nach gut für ihn ist.«
»Ich wollte ihn damit nur beschützen. Ja.«
Tavi blickte über die Schulter und sah in ihre grünen Augen. »Du hast mich hintergangen.«
Sie blinzelte nicht einmal. »Du hast mich angelogen, Aleraner. Als du mir versprochen hast, wir würden zusammen sein. Du wusstest, dass du es allein machen würdest. Dabei hättest du sterben können.«
»Das betrifft nicht nur dich und mich. Ihr hättet nicht entscheiden sollen, die Königin zu töten, ohne vorher mit mir zu reden.«
»Nur Schnelligkeit und das Überraschungsmoment konnten uns helfen. Wenn du es gewusst hättest …«
»Darum geht es nicht, und das weißt du ganz genau.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Mit den Vord kann man nicht vernünftig reden. Man muss sie töten.«
»Du hast es aber vorher nicht gewusst. Niemand wusste es, ehe man es nicht versucht hatte.«
Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Aleraner. Du bist ein guter Mann. Aber manchmal führst du dich wie ein Narr auf.«
»Schwerter und Feuer lösen nicht jedes Problem.«
»Und manche lassen sich nur damit lösen«, gab sie wütend zurück. »Die Vord haben mein Volk schon einmal fast vernichtet. Gerade schlachten sie ab, was von den Canim geblieben ist. Mach die Augen auf!«
» Habe ich«, erwiderte Tavi und fühlte sich plötzlich so müde, dass er kaum mehr sprechen konnte. Er wandte sich wieder nach vorn, und sein Kopf wurde zu schwer, um ihn aufrecht zu halten. »Und ich fühle mich, als wäre ich der Einzige, der die Wahrheit erkennen kann.«
Kitai schwieg einen Moment lang, und als sie wieder sprach, klang ihre Stimme viel sanfter. »Wie meinst du das?«, fragte sie.
» Chala «, sagte er leise. »Sieh dir an, was die Vord den Canim angetan haben. Wenn uns nur die Möglichkeit zu kämpfen bleibt … ich glaube, Alera könnte sich nicht besser schlagen. Wie soll ich meine Leute in einen Kampf führen, den wir nicht gewinnen können? Soll ich sie bitten, ihr Leben umsonst zu geben? Ihnen zuschauen, wie sie st …«
Kurz verschwamm die Welt vor seinen Augen, und die Kehle schnürte sich ihm zu.
Kitai schloss die Arme um ihn, und plötzlich spürte er ihre Liebe für ihn, ihren Glauben an ihn, ihr Vertrauen in ihn: Das alles schlang sich genauso spürbar um ihn wie ihre Arme. »Oh, Chala «, sagte sie leise.
Es vergingen einige Augenblicke, bis er wieder sprechen konnte. »Was soll ich bloß tun?«
Sie berührte sein Gesicht. »Ich weiß, du hast das Gefühl, du musst unbedingt eine ganz andere, kluge Lösung finden. Einen Weg, wie du die Vord überwinden kannst, wie du vielen das Leben rettest, wie du Blutvergießen vermeidest. Aber dies ist kein Feind, mit dem man vielleicht eine Weile lang in Frieden leben kann. Die Vord wollen nur vernichten. Und sie werden dich vernichten, wenn sie
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