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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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darstellte.

40

    Zum ersten Mal in der Geschichte wappnete sich Alera Imperia zu seiner Verteidigung. Die ganze Stadt lag unter einem Baldachin aus kreisenden Krähen.
    Ehren stand auf einem Balkon der Zitadelle und schaute nach Süden. Gaius befand sich mitten im Gewühl, wo die Legionen sich hektisch auf den Kampf um die Hauptstadt vorbereiteten. Von hier konnte er die Stellungen der verschiedenen Verteidigungsringe einsehen.
    Alera Imperia war so angelegt worden, dass es einer Belagerung widerstehen konnte – ursprünglich jedenfalls. Die Hauptstraßen zogen sich in Kreisen um die Zitadelle und wurden von Querstraßen gekreuzt, die wie Speichen eines Rades aus dem Herzen der Stadt nach draußen führten. Jede der Hauptstraßen lag etwa fünfzehn Fuß höher als die nächst äußere, und die Steingebäude entlang dieser Straßen waren von den Pionieren der Legion zu Verteidigungsmauern umgebaut worden. Die Ausfallstraßen waren bis auf eine einzige Verbindung zwischen den Ebenen versperrt worden, und zwar jeweils auf den gegenüberliegenden Seiten. Jetzt konnte man die Zitadelle nur noch durch einen langen Korridor zwischen Steinmauern erreichen. Selbst wenn der Feind eins der Tore einnahm, stand er bald wieder vor dem nächsten.
    Gegen gewöhnliche Angreifer hätte sich Alera Imperia ewig verteidigen können.
    Gegen die Vord … Nun. Das würde sich bald herausstellen.
    »… und die Dritte Rivanische wird ebenfalls in der ersten Reihe stehen«, sagte Aquitanius Attis und deutete mit dem Kopf auf die Stadttore tief unter der Zitadelle. »Die Erste und Dritte Aquitanische, die Zweite und Dritte Placidische und die Kronlegion haben ihr Lager auf der Nordseite der Stadt außerhalb der Mauern.«
    »Ich kann dem nicht zustimmen«, murmelte ein Mann. Ehren erkannte die Stimme des obersten Hauptmanns der Legionen von Rhodos. »Wir schaffen es vielleicht nicht, Ausfalltore zu öffnen und zu schließen, um unsere Männer rechtzeitig hereinzuholen, wenn die Vord kommen.«
    »Es ist ein guter Zug«, sagte Hauptmann Miles. »Eine bewegliche Truppe könnte jede Öffnung ausnutzen, wenn sie auf die Stadt zumarschieren. Das wird mehr Schaden anrichten als monatelange Kämpfe von den Verteidigungsstellungen aus.«
    Fürst Aquitania blickte den Hauptmann aus Rhodos starr an.
    »Natürlich«, sagte der Mann und wich dem Blick aus.
    Aquitania nickte und sprach weiter, als wäre er nicht unterbrochen worden. »Weitere Truppen zur Verstärkung aus Forcia, Parcia und Rhodos sind im besten Falle unwahrscheinlich, allerdings könnten sie dem Feind vielleicht im Tal in die Flanke fallen.«
    Das wäre auf lange Sicht vielleicht wichtig, würde ihnen aber im Augenblick nicht weiterhelfen, dachte Ehren.
    Der Erste Fürst räusperte sich und sagte leise, doch sehr deutlich: »Wie steht es um die Evakuierung der Zivilisten?«
    »Die letzten brechen zurzeit gerade auf, Majestät«, berichtete Ehren. »Jedenfalls alle, die die Stadt verlassen wollen. Die Senatoren haben ihre persönlichen Wachen zum Schutz angeboten.«
    »Gewiss«, murmelte Gaius. »Und die Flüchtlinge aus dem Süden?«
    Die Menschen, die bereits so weit geflohen waren, hatte Verzweiflung ergriffen, als man ihnen mitteilte, dass sie auch in der Hauptstadt nicht in Sicherheit waren. Viele waren zu krank, zu erschöpft, zu hungrig oder zu verwundet, um weiterzumarschieren. »Für die schlimmsten Fälle haben wir Platz auf Wagen geschaffen, Majestät«, berichtete Ehren. »Außerdem haben sie so viele Vorräte erhalten, wie sie tragen können.«
    Gaius nickte. »Und wie sieht es mit den Vorräten insgesamt aus?«
    »Für die Legionen reicht es bei normaler Ration mindestens sechzehn Wochen«, antwortete Miles. »Vierundzwanzig, wenn wir sie sofort rationieren.«
    Darauf antwortete keiner, und Ehren glaubte den Grund zu kennen: Niemand nahm an, dass ihnen noch sechzehn Wochen blieben, und am allerwenigsten der Erste Fürst.
    Die kreisenden Krähen krächzten laut.
    Ehren betrat die Gemächer des Ersten Fürsten und sah Gaius Caria vor dem Weinschrank stehen.
    »Meine Fürstin«, sagte er leise und überrascht. Er hielt inne und verneigte sich vor ihr. »Ich bitte um Entschuldigung.«
    Caria, Gaius’ zweite Frau, war groß und schön und ungefähr fünfzig Jahre jünger als der Erste Fürst, und aufgrund ihrer Wasserkräfte wirkte sie noch deutlich jünger. Sie trug ihr kastanienbraunes Haar lang, hatte ein schmales klares Gesicht, ihr blaues Seidenkleid war tadellos

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