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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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»Schließlich wird ein Punkt erreicht, an dem …«
    »An dem die Organe versagen«, ergänzte Ehren verbittert.
    Sireos breitete die Hände aus und antwortete nichts.
    »Was kann man da tun?«
    »Ich glaube, auf Giftmischerei steht der Tod durch den Strang als Strafe«, sagte Sireos. »Allerdings wird zuvor Gericht gehalten, durch Richter, die vom Senat ernannt werden.«
    Ehren blinzelte den Arzt an. »Was ist aus dem Grundsatz geworden: ›Zunächst einmal nicht schaden‹?«
    »Ich liebe das Leben«, sagte Sireos und sah ihn hart an. »Ich vergöttere es nicht. Caria war meine Schülerin an der Akademie. Sie hat ihr Wissen benutzt, um einem anderen Menschen Leid zuzufügen, und sie hat dafür eine Strafe verdient. Ich würde ohne mit der Wimper zu zucken die Schlinge für sie knüpfen.«
    »Nur hilft das Gaius auch nicht mehr weiter«, meinte Ehren.
    Sireos schüttelte den Kopf. »Damit Helatin Schaden anrichten kann, muss es sich über Jahre anreichern, und es ist kaum zu bemerken. Ich hätte schon gezielt danach suchen müssen, und unglücklicherweise ähnelten die Wirkungen des Giftes denen des gewöhnlichen Alterns sehr.«
    »Hätte Gaius es nicht bemerken müssen?«, fragte Ehren.
    »Weil er schon einmal alt geworden ist und eigentlich hätte wissen müssen, wie es sich anfühlt?« Der Arzt schüttelte den Kopf. »Das Helatin hat leider teilweise sogar die Wirkung, dass es Gaius’ Fähigkeit schwächt, es zu entdecken. Bei einem jungen Mann könnten wir jetzt vielleicht noch hoffen, es in den Griff zu bekommen. So, wie die Dinge stehen …«
    »Gewohnheit«, sagte Ehren verbittert. »Wie lange hat sie es wohl schon getan?«
    »Wenigstens sechs Jahre«, sagte Sireos. »Wenn man diese törichte Unternehmung in Kalare bedenkt, muss man sich wundern, dass er überhaupt noch lebt und sogar noch auf den Beinen steht.«
    »Aus irgendeinem Grund«, sagte Gaius leise, »ist es dennoch ein tröstlicher Gedanke, dass das Altern nicht für jeden so schmerzhaft ist.«
    Ehren blickte auf und sah den Ersten Fürsten in der Tür stehen. Der alte Mann hustete röchelnd und drückte die Hand auf die Brust, während er das Gesicht verzog. »In meinem Tonikum, sagst du?«
    Sireos nickte. »Tut mir leid, Sextus.«
    Gaius nahm die Nachricht auf, ohne mit der Wimper zu zucken. »Wie viel Zeit mag sie mir wohl geraubt haben?«
    »Das ist kaum sicher zu sagen.«
    »So ist es meistens«, erwiderte Gaius ein wenig härter. »Wie lange, Sireos?«
    »Fünf Jahre. Vielleicht zehn.« Der Arzt zuckte mit den Schultern.
    Die Mundwinkel des Ersten Fürsten verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. »Na. Dann wären wir wohl quitt.«
    Ehren wandte sich ihm zu. »Majestät …«
    Gaius winkte ab. »Ich habe ihr genauso viel Zeit geraubt, und bessere Jahre ihres Lebens. Sie war noch ein Kind, das mitten in ein Spiel geraten ist, das es weder verstehen noch meiden konnte. Ich bin nicht geneigt, mich in meiner verbleibenden Zeit mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen.«
    »Majestät! Es geht um Mord .«
    »Nein, Ritter Ehren. Das ist nur eine Fußnote der Geschichte. Wir haben keine Zeit für Verhaftungen, Untersuchungen und Gerichtsverfahren.« Gaius ging zu dem Waffenständer neben der Tür und schnallte sich seinen Schwertgurt um. »Ich fürchte, die Vord sind da.«
    Gaius stand auf dem breiten Balkon und schaute nach unten, als die Vord nach Alera Imperia kamen. Auf einen gemurmelten Befehl hin verwandelte sich die Luft über der Balustrade durch Windwirken in eine riesige Linse. Egal, wohin Ehren auch sah, sein Blick schien in die Ferne zu gehen, und so konnte er sogar die äußere Mauer, die über eine Meile entfernt war, kristallklar sehen.
    Es war ein wenig verwirrend, so dass ihn ein gewisser Höhenschwindel befiel. So muss sich der Princeps an Bord eines Schiffes fühlen. Ehren nahm sich vor, sich zukünftig nicht mehr so überheblich über Tavis Klagen hinwegzusetzen.
    Zukünftig. Wenn es eine Zukunft gab.
    »Ach, das habe ich mir doch gedacht«, sagte Gaius. »Schau nur.«
    Ehren stellte sich zum Ersten Fürsten und sah in die Richtung, in die er zeigte, nach Süden zur Ebene, welche die Hauptstadt umgab. Die Vord hatten den entferntesten Bergrücken, den man von der Zitadelle aus noch sehen konnte, als dichte schwarze Linie überschritten, und wälzten sich wie ein lebendiger Schatten vorwärts. Der überwiegende Teil der Bodentruppen bestand aus den vierbeinigen Wesen, die sie bereits kannten, doch ungefähr eines pro

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