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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sie zu verbergen, ehe Aria sie spürte. »Doroga ist in vielerlei Hinsicht durchaus weltgewandt. Darüber hinaus hat er sich bereits zweimal zum Wohle des Reiches in Todesgefahr begeben und dabei meinem Bruder und meinem Sohn das Leben gerettet. Es wäre mir sehr lieb, wenn du mir die Beleidigungen ersparst.«
    Aria presste die Lippen zusammen, nickte und wandte sich ab, um nach den Unterhändlern der Eismenschen zu sehen. Der kalte Wind aus Norden hörte nicht auf zu wehen, und Isana hüllte sich enger in ihren Mantel. Sie schaute noch einmal zurück zur Schildmauer, die dunkel und riesig im Dämmerlicht hinter ihnen aufragte. Hier und da entdeckte sie die dunkle Gestalt eines Legionare und die Umrisse ihrer schlanken Speere vor dem grauen Himmel.
    Welchen Eindruck musste sie auf die Eismenschen machen? Isana hatte mehr Elementarwirken gesehen als die meisten anderen Menschen, darunter auch, wie Verteidigungsmauern von Kaserna errichtet wurden, aber selbst auf sie wirkte die Schildmauer beinahe unwirklich in ihrer schieren Größe. Kannten die Eismenschen noch Geschichten von leeren Hügeln, die plötzlich durch die große Mauer geteilt wurden? Man hatte ihr gesagt, die Baumeister hatten jeweils Teile von einer halben Meile Länge angehoben; Isana konnte sich kaum vorstellen, wie viele Wirker und Cives notwendig gewesen waren, um eine solche Anstrengung zu bewältigen.
    Wenn die Mauer schon auf sie eine solche Wirkung hatte, wie musste es dann erst bei den Feinden sein? Für sie war es vermutlich der reinste Wahnsinn, eine Festungsmauer, die einen ganzen Kontinent überspannte. Eine Mauer, die sich allen Bemühungen, sie niederzureißen widersetzte, die stets bewacht wurde, die immer und immer wieder aleranische Legionares ausspie, gleichgültig, wie heimlich und vorsichtig sich die Eismenschen anschlichen. Aleraner betrachteten die Schildmauer als gewaltiges Bauwerk zur Verteidigung. Was bedeutete sie für die Eismenschen? War sie in ihren Augen eine riesige Gefängnismauer? Oder die erste von vielleicht vielen Grenzen, die sich in ihrem Gebiet festsetzte? Möglicherweise sahen sie darin einfach nur ein Hindernis, das sie überwinden mussten, so wie manche Aleraner hohe Berge oder abgelegene Wälder betrachteten?
    Woher sollte man das wissen, wo niemand die Eismenschen gefragt hatte. Zumindest niemand, den Isana kannte.
    Araris stand still neben ihr, doch sein Blick schweifte rastlos von einer Gruppe Immergrün zur anderen. »Das gefällt mir nicht«, murmelte er.
    »Keine Sorge«, erwiderte Isana leise. »Nur immer ganz ruhig bleiben.«
    Er nickte zur Antwort, aber seine Hände blieben in der Nähe seiner Waffen.
    Bei einem der nahen Wäldchen rührte sich etwas. Araris trat vor Isana und wandte sich der Bewegung zu. Gleichzeitig packte er die Griffe seiner beiden Schwerter. Aria drehte sich in die andere Richtung und deckte ihnen den Rücken, für den Fall, dass sie vom eigentlichen Angriff nur abgelenkt werden sollten. Isana spürte ihre Wachsamkeit und Anspannung.
    Die Bäume schwankten. Schnee fiel von den Nadeln und Zweigen. Sie wankten wieder, und dann kam ein riesiges Ungetüm aus den Bäumen, das die kleinen Immergrüne ohne Mühe mit den Schultern zur Seite drückte. Es war ein riesiger Gargant, selbst für seine Art, ein großes Tier mit dunklem Haar und Stoßzähnen, die so dick waren wie Isanas Unterarme und aus dem Unterkiefer aufragten. Der Gargant wog sicherlich so viel wie ein Dutzend Stiere, aber Isana war mit der überwältigenden Kraft des Tieres vertraut und auch mit dem Reiter, der auf dem Rücken saß.
    Es war ein Marat, einer der bleichhäutigen Barbaren, die östlich von Isanahof in Calderon lebten. Wie sein Tier war er für seine Art groß, beinahe so hochgewachsen wie Isanas Bruder und sogar noch muskulöser. Sein weißes Haar wurde von einem geflochtenen roten Stoffstreifen zusammengehalten, und er trug eine ärmellose Tunika in der gleichen Farbe, die vorn offen war und kaum seine Brust und seine Schultern bedeckte, ohne zu platzen. Trotz Schnee und Kälte trug er nur die Tunika und seine Hose aus Hirschleder, ansonsten weder Mantel noch Schuhe oder Mütze. In der rechten Hand hielt er einen Knüppel mit langem Griff. Trotz des frostigen Wetters schien er sich wohl zu fühlen, und er winkte den Aleranern zum Gruß, während sein Gargant durch den Schnee den kleinen Hügel hinaufstampfte.
    »Das ist der Vermittler von den Marat?«, fragte Aria.
    »Doroga«, rief Isana.
    Der Marat hob

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