Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
Treppe der Stadtbücherei von Caldwell. Polizeipräsident Funuccio hatte für elf eine Pressekonferenz anberaumt, und unser Team war dabei.«
Matthias blendete den heruntergeleierten Text aus und konzentrierte sich ganz auf die Veränderung in Heron. Und damit war er nicht allein: Der Mitbewohner kam mit dem geleerten Mülleimer zurück, warf einen Blick auf Jim, machte auf dem Absatz kehrt und stampfte wieder zur Tür hinaus.
Was zum Teufel war hier los?
»… seltsames Muster auf dem Bauch des Opfers. Achtung, die folgenden Bilder sind zum Teil sehr drastisch.«
Es wurde eine Großaufnahme von einem Hautstück eingeblendet, darin eingeritzte Symbole, die eine Art Sprache darzustellen schienen.
Matthias blinzelte einmal. Zweimal. Und dann löste sich in seinem Gehirn etwas mit solcher Gewalt, dass er ein Brüllen ausstieß und die Hände an den Kopf presste.
Ein schwarzes Gefängnis … sich windende Leiber … eine, die nicht dorthin gehörte …
Oh mein Gott, da war eine gewesen, die nicht dazugehörte …
Schmerzen quälten ihn, sein Körper erinnerte sich an Dinge, die ihm angetan worden waren, während gleichzeitig Bilder in seinen Kopf schossen. Der Albtraum, den er am Vorabend gehabt hatte, offenbarte sich als lebendige Erinnerung an das, was ihm in der jüngeren Vergangenheit zugestoßen war, stürzte sich mit reißenden Zähnen und scharfen Klauen auf ihn …
»Matthias? Matthias, was zum Teufel ist los?«
Jim stand vor ihm, aber er konnte den Mann nicht sehen, beide Augen waren blind, weil seine Lider auf und ab flat terten.
»Oh … Gott …«, hörte er sich stöhnen, während er zur Seite kippte.
Hölle … er war in der Hölle gewesen, gemartert und misshandelt, war hinabgezogen worden in den ewigen Kerker, nachdem er erschossen worden war, von …
»Isaac Rothe«, platzte er heraus. »Er hat mich umgebracht, stimmt’s? Er hat mich erschossen, weil …«
Alistair Childe. Der Mann, von dem Jim ihm erzählt hatte, der Mann, dessen Sohn getötet worden und dessen Tochter in Gefahr gewesen war. Matthias hatte sich die Tochter holen wollen, aber sie hatte einen Beschützer gehabt, einen gut ausgebildeten, extrem effizienten Beschützer, der am Ende gewonnen hatte, indem er Matthias in die Brust schoss.
Er war in Childes Haus auf dem Fußboden gestorben …
Noch mehr Erinnerungen prasselten auf ihn ein, mit einer Wucht wie physische Schläge, die Qual ließ seine Gelenke und Glieder aufschreien.
»Matthias, Kumpel!«
Unvermittelt verdrängte die Vision von einer blonden Frau, einer jungen, blonden Frau mit Symbolen auf dem Bauch und einer zerfetzten, blutigen Hülle um sie herum alles andere und war nicht mehr abzuschütteln.
»Sie war mit mir da unten.« Schlagartig wurde seine Stimme stark und klar, unbeeinträchtigt von dem wilden Strudel in seinem Kopf. »Die Frau war mit mir gefangen.«
Stille. Oder vielleicht hatte er auch das Gehör verloren?
»Wer?«, fragte Jim da mit kalter Stimme.
»Die junge Frau mit den blonden Haaren …«
Zwei Hände umschlossen mit eisernem Griff seine Oberarme, und er wusste, dass Jim ihn gepackt hatte. »Sag mir ihren Namen.«
»Das Mädchen mit den blonden …«
»Wie hieß sie?« An der Stelle brach Jims Stimme. »Sag mir …«
»Das weiß ich nicht.« Matthias spürte, dass er heftig geschüttelt wurde, als versuche Heron, die Antwort aus ihm herauszulösen. »Das … ich weiß nur, dass sie unschuldig war, sie gehörte nicht dahin …«
Ein Fluchen, tief und brachial, holte ihn aus seiner Trance.
»Wer ist sie?«, fragte Matthias.
»Ging es ihr gut?«, entgegnete Jim stattdessen.
»In der Hölle gibt es keinen Schutz. Wir waren alle gleich, und sie waren erbarmungslos.«
»Wer?«
»Die Dämonen …«
Vierunddreißig
»Tja, ohne Tony hätten wir nie geheiratet.«
Mels lachte leise, bemerkte aber, dass der Mann, der lässig neben ihr herlief, sich über die Schulter sah. »Tony ist einer der Guten.«
»Der Beste.«
Nach der Presskonferenz hatte sie sich wie vereinbart mit Jason Conneaut in diesem Geschäftsviertel, ein paar Straßen vom Präsidium entfernt, getroffen. Ganz eindeutig war die Idee dahinter, sich in der Menge zu verlieren, und Mels hatte das Gefühl, sie bräuchten sich wegen mangelnder Anonymität keine Gedanken zu machen: Sie waren einfach nur zwei unter vielen Einkaufswütigen, die durch Läden wie Victoria’s Secret und Abercrombie & Fitch und Gap schlenderten.
Nichts Besonderes.
»Also, das hier ist die
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